Charles Baudelaire
Charles Baudelaire ist einer der berühmtesten Dichter Frankreichs und wohl unbestritten einer der Wegbereiter der literarischen Moderne.
Er hat als einer der ersten Poeten über alle Themen des Lebens geschrieben und auch Tabus, wie Tod und Vergänglichkeit, nicht ausgelassen. „Les Fleurs du Mal“ („Die Blumen des Bösen“) ist die wohl berühmteste Sammlung seiner Gedichte. Ob er nun feinfühlige und sinnliche Leibesgedichte verfasst oder politische und gesellschaftliche Kritik äußert, sprachlich überzeugt Baudelaire immer.
Sein tragisches Leben (nährers zu seiner Biographie folgt…) ist immer direkt in sein Werk eingeflossen und so schaffte er es aktiv gegen die bestehende Moral der damaligen Zeit zu protestieren.
Seine klare, aber immer poetische Lyrik, zieht einen sofort in ihren Bann. Er lehrt uns, dass auch in den hässlichsten und traurigsten Dingen ein Stück Schönheit und Leben steckt. Hier nun eines seiner düstereren Gedichte:
Danse macabre
Stolz wie ein Lebender von edelster Statur,
Mit Handschuhn, Taschentuch und großem Blumenstrauß,
Sieht, ungeniert und lässig, diese Kreatur
Närrisch wie eine hagere Kokette aus.
Sah man solch schmale Taille je auf einem Ball?
Verschwenderisch des reichen Kleide Weite fließt
Auf einen dürren Fuß herab in üppigem Fall,
Den, hübsch wie eine Blume, ein Quastenschuh umschließt.
Die Rüschen, die den Rand des Schlüsselbeins umspielen,
Wollüstig wie sich Bäche an den Felsen drängen,
Sie wehren schamhaft alle Späße ab, die zielen
Auf jenen schauerlichen Reiz, den sie verhängen.
Die tiefen Augen sind ganz finster und ganz leer,
Der Schädel, der mit Blumen kunstgerecht verziert,
Schwankt auf den zarten Wirbeln sachte hin und her.
O Zauber des Nichts, wunderlich ausstaffiert!
Du seiest nur ein Zerrbild, werden manche meinen,
Die sich am Fleisch berauschen, sie begreifen nicht
Die unerhörte Eleganz von menschlichen Gebeinen.
Großes Skelett, das dem, was mir gefällt, entspricht!
Kommst du, das Fest des Lebens mit feixendem Gesicht
Zu stören? Oder treibt dich älteres Verlangen,
Das dir noch immer die lebendigen Knochen sticht,
Daß du zu dem Spektakel der Lüste hingegangen?
Hoffst du, der Kerzenschimmer und das Geigenklingen
Verscheucht den Alptraum, welcher dich verlacht,
Und willst du dies im Sturm der Orgien erringen,
Daß er die Hölle dir im Herzen entfacht.
Du unversiegter Quell von Dummheit und von Unrecht!
Gefäß, wo immerwährend alte Qualen kochen!
Ich seh, durch deiner Rippen gebogenes Geflecht
Kommt unersättlich noch die Natter angekrochen.
Ich fürchte wahrlich nur, daß die Koketterie
Doch keinen Preis erringt, der ihre Mühe wert;
Die Sterblichen verstehen diese Scherze nie!
Der Reiz des Grauens wird von Starken nur begehrt!
Voll grausiger Gedanken die Augenhöhlen gähnen,
Und den gemessenen Tänzer weht ein Schwindel an,
Daß er das ewige Lächeln von zweiunddreißig Zähnen
Nicht ohne bittren Ekel mehr betrachten kann.
Doch wer hat kein Skelett in seinen Arm gedrückt,
Und wer mag nicht von toten Dingen speisen?
Was liegt am Wohlgeruch, am Kleide, das reich geschmückt?
Wer Abscheu zeigt, der muß sich selber schöner preisen.
Du nasenlose Bajadere, kühne Metze,
Sag doch zu diesem Tänzer, zeigt er sich gekränkt:
„Mein Liebling, trotz der Kunst des Schminkens, die ich schätze:
Du riechst nach Tod! Gebein mit Moschusduft getränkt;
Verwelkter Jüngling, Dandy, mit rasierten Wangen,
Ergrauter Lebemann und übertünchter Leichnam,
Der Reigentanz des Todes nimmt auch euch gefangen
Und schleift euch zu dem Ort, von dem nie Botschaft kam!
Vom kalten Seineufer zum heißen Ganges dehnt
Die Herde Sterblicher sich aus, sieht nicht hinauf,
Sieht nicht das Loch, das finster in der Ecke gähnt,
Den Engel mit Trompete, schwarz wie ein Büchsenlauf.
Es wundert sich der Tod, wie allerorts, allzeit
Die Menschen lächerlich sich an der Sonne winden;
Und auch nach Myrrhe duftend will er ihre Tollheit
Oftmals mit seiner Ironie verbinden!“
Eine Kurzbiographie zu Cahrles Baudelaire und ein paar seiner Gedichte als Audiodateien findet ihr auf vorleser.net…