Isabel Abedi ist mittlerweile zu einer gefragten Autorin von Kinderbüchern geworden. Ihre Geschichten strotzen nur so von guten Einfällen und kommen meist ganz ohne Klischees oder Belehrungen aus. So auch ihr Buch „Verbotene Welt“, das in diesem Jahr schon in der zweiten Auflage neu erscheint.
Der schottische Schlossbesitzer Reginald hat Macht und ist ganz besessen von den großen Bauwerken der Geschichte: Mit seiner magischen Lampe schrumpft er die berühmtesten Gebäude der Erde und setzt diese in seinem Keller zu einer merkwürdigen Landschaft zusammen. Doch beim Schrumpfen der Freiheitsstatue und des KaDeWes (Kaufhaus des Westens in Berlin) hat er etwas oder besser jemanden übersehen.
Otis, ein 12-jähriger Junge aus New York und Olivia, eine ebenfalls 12-Jährige aus Berlin, waren noch im Gebäude als es verkleinert wurde. Und so finden sich die Kinder geschrumpft im Keller von Reginald zwischen dem Kolosseum, derm Eifelturm, den Pyramiden usw. wieder. Gemeinsam versuchen sie nun einen Weg aus ihrem Schlamassel zu finden…
Isabel Abedi nimmt sich zu Beginn des Buches viel Zeit die Charaktere und das Umfeld der beiden Kinder genauer zu beschreiben, ehe sie sich treffen.
Otis leidet unter der Rastlosigkeit seiner alleinerziehenden Mutter, die jedes Mal, wenn er irgendwo Fuß fässt, wieder woanders hin muss. Der schmächtige Junge, der häufig von Mitschülern gehänselt wird, ist begeistert von Architektur, hat aberblöderweise Höhenangst.
Olivia, die auch von ihrer Mutter allein großgezogen wird, wohnt in Berlin-Kreuzberg und sucht sich ihre Freunde eher unter Erwachsenen als unter Gleichaltrigen. Ihre Mutterist Alkoholikerin und das Mädchen fürchtet daher ständig in ein Heim gesteckt zu werden.
Die Kinder haben also reale Probleme und Charaktereigenschaften, mit denen sich bestimmt einige Gleichaltrige gut identifizieren können. Die Figuren bleiben also immer authentisch und wirken nie ngekünstelt. So fiebert man von Beginn an mit den beiden mit.
Und auch die Geschichte ist wirklich spannend und lädt zum Träumen ein. Zusätzlich lernt man noch etwas über die berühmten Bauwerke der Erde etwas, was durch einen ergänzenden Anhang am Ende des Buches noch unterstützt wird.
Ein nettes Buch für Jung und Alt, aus dem sich auch gut vorlesen lässt.
Mit „Gilda Joyce in geheimer Mission“ hat die amerikanische Autorin „Jennifer Allison“ ein witziges, intelligentes und spannendes Kinderbuch geschaffen. Die Heldin Gilda, die schon genau weiß, was sie später einmal werden wird, nämlich parapsychologische Ermittlerin, ist dermaßen sympathisch, dass besonders Mädchen (aber nicht nur) ihren Spaß daran haben werden.
Ihre Sommerferien soll Gilda bei ihrem Onkel Lester Splinter und ihrer Cousine Juliet in San Francisco verbringen. Sie wohnen in einem alten mysteriösen Haus und Gilda ist hier sofort in ihrem Element. Und schon nach kurzer Zeit hören Gilda und Juliet merkwürdige Geräusche. Ist hier etwa ein Geist im Haus?
Gilda erfährt, dass sich die Schwester von Lester, Melanie, im alten Turm des Hauses umgebracht hat. Seitdem ist der Turm für alle tabu, doch davon lässt sich eine Gilda Joyce natürlich nicht abschrecken. Zeit für ihren ersten Fall als parapsychologischen Ermittlerin. 🙂 Mit der „magischen Schreibmaschine“ von Gildas verstorbenem Vater und ihrem „Handbuch für Meisterhellseher“ bewaffnet, gehen die beiden Mädchen dem Geheimnis um Tante Melanie auf den Grund.
Am schönsten sind hierbei Gildas unkonventionelle „Ermittlungsmethoden“ und ihre unzähligen Verkleidungen, die sie bei jeder Gelegenheit ensetzt.
Gilda ist nicht perfekt und stolpert mit viel Elan auch mal in das ein oder andere Fettnäppchen. Und genau das macht den besonderen Charme dieses Buches aus. Gilda ist bei aller Schrägheit ein ganz normaler Teenager. Sie vermisst ihren Vater und durchlebt alle typischen Probleme des Erwachsenwerdens. Deshalb wirkt sie stets sehr authentisch.
Doch Gilda lässt sich auch so schnell nicht unterkriegen und stellt sich allen Problemen mit Mut und einer Spur Humor entgegen. „Gilda Joyce in geheimer Mission“ ist ein wirklich spannendes und immer symphatisches Kinderbuch!
Ich gebe zu, das Thema der neuen Kinderbuchreihe des italienischen Autors mit dem klingenden Namen Pierdomenico Baccalario ist nicht besonders neu und auch der Ort, an dem es spielt, eine alte mysteriöse Villa, hat man schon häufiger gesehen. Doch „Ulysses Moore“ überzeugt durch seine absolut spannende und liebevoll erzählte Geschichte, so dass man das Bekannte schnell vergisst und trotzdem in eine andere Welt abtaucht.
Die Zwillinge Jason und Julia ziehen zusammen mit ihren Eltern aus der Stadt in ein altes Anwesen an der Küste Cornwalls. Schon von Beginn an sind die Kinder von dem mysteriösen Haus fasziniert und brennen darauf es zu erkunden. Zusammen mit ihrem neu gewonnenen Freund Rick machen sie sich auf das Geheimnis des Vorbesitzers, eines gewissen Ulysses Moore, zu entdecken.
Moore hat sehr von der Öffentlichkeit zurückgezogen und allein in dem riesigen alten Haus gelebt. Daher können auch wenig Menschen etwas über ihn berichten.
Und schnell begreifen die Kinder, dass etwas merkwürdiges in der Villa vor sich geht. Geht Ulysses Moore oder dessen Geist immer noch im Haus um? Schließlich entdecken die drei Freunde eine mysteriöse und mit seltsamen Schlössern versehene Tür. Sie ist teilweise verkohlt und zerkratzt und lässt sich partout nicht öffnen.
In der Hausbibliothek werden sie schließlich fündig und entschlüsseln mit Hilfe eines Buches rätselhafte Botschaften. Plötzlich taucht ein Paket mit drei Schlüsseln auf und das Abenteur beginnt jetzt richtig. Sie können die geheimnisvolle Tür öffnen und gelangen immer weiter in noch unbekannte Teile der Villa vor. Und was sie dort finden, ist schier unglaublich…
Das Tempo ist ziemlich rasant und kann große, wie kleine Leser fesseln. Die Charaktere der Kinder sind gut beschrieben, auch wenn beim Erzähltempo manche Details ein wenig auf der Strecke bleiben. Dies tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch.
Auch die wunderschöne Aufmachung des Buches und die Zeichnungen des Grafikers und Illustrators Iacopo Bruno sind ein Genuss für die Augen.
Das Ende der Geschichte dürfte für viele ein wenig zu dürftig ausfallen, aber hier sei daran erinnert, dass es sich ja um eine Buchreihe handelt und der erste Band nur als ein Art Einführung gedacht ist. Also am besten, den ersten und den zweiten Teil gleich auf einmal kaufen und los fiebern… 😀
Mit seinem Buch „Tobie Lolness – Ein Leben in der Schwebe“ ist der Autor Timothée de Fombelle in seinem Heimatland Frankreich schlagartig berühmt geworden. Und dies ist auch kein Wunder. Er erschafft hier eine Welt, die unserer gar nicht so unähnlich ist, aber doch voller Fantasie und Träumerei steckt.
Die Geschichte um den 13-jährigen Tobie Lolness ist lehrreich, aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Sie steckt voller Fantasie und Wahrheit und begeistert so nicht nur die kleinen Leser. Seit langem mal wieder ein wirklich gelungenes Kinderbuch.
In der Welt von Tobie sind Erwachsene gerade mal 2 Millimeter groß. Sie leben in einem Baum, wo sie sich ihr kleines Universum erschaffen haben. Häuser und Städte liegen in Astgabeln und Blattläuse und Käfer sind Haus- und Nutztiere. Was in der Welt über den Baum hinaus geschieht, weiß niemand so richtig.
Doch eines Tages wird die Welt des kleinen Tobie Lolness erschüttert und er wird zum unfreiwilligen Helden. Sein Vater hatte eine Erfindung gemacht, die dem ganzen Baum schaden könnte und die er deshalb vor den anderen Bewohnern versteckt.
Doch skrupellose Gauner interessieren sich für die Erfindung, da sie sich Macht versprechen, und schrecken auch nicht vor Verbrechen und Mord zurück. Für Tobie beginnt ein Abenteuer um die Rettung seiner Eltern und die des ganzen Baumes.
Aber auch der Beginn einer Liebe und all die Probleme, die das Erwachsenwerden mit sich bringt, spielen ein wichtige Rolle.
Auf fantasievolle Weise zeigt der Autor, wie die Welt der Erwachsenen funktioniert. Es geht um Reichtum, Macht, Skrupellosigkeit und den Kampf um Rohstoffe und Resourcen. Zudem geht er auf spielerische auf die Umweltprobleme unserer Zeit ein.
Zum Ende hin wird die Geschichte etwas düster, aber genau dies macht einen zusätzlichen Reiz aus, da das Buch nicht nur eine buntschillernde Fantasiewelt zeigt. Aber bei allem schwingt ein Stück Hoffnung immer mit und am Ende wird natürlich alles wieder gut.
Auch bei dem Design wurde sich viel Mühe gegeben. Einzelne Blätter sind erhoben herausgearbeitet und es gibt ein zusätzliches Blatt als Lesezeichen.
Ein wirklich inspirierendes Buch für Jung und Alt, in dem Kindern endlich auch mal wieder selbstständiges Denken zugetraut wird.
Viele werden den Autor Paul Maar vor allem durch seine Geschichten über das Sams kennen. Doch Maar kann nicht nur gute Geschichten für Kinder erzählen, er ist auch ein fleißiger Schreiben von amüsanten Versen.
Solche Art von Kinderbüchern ist in meinen Augen, bei all der heutigen Reizüberflutung und dem Trendbewusstsein, das bereits den Kleinen eingeimpft wird, übrigens wirklich erholsam und wichtig.
In seinem neuesten Buch mit dem, wie ich finde, sehr gelungenen Titel „Jaguar und Neinguar“ wurden an die 200 Gedichte Paul Maars zusammengefasst.
Mit viel Charme und Witz vermittelt er so Kindern Gedichte und beweist, dass sie gar nicht langweilig und altbacken sein müssen.
Es gibt hier einfache Abzählreime, die gut ins Ohr gehen, kleine Erzählungen in Gedichtform über Hexen, Drachen und Zauberer, aber auch Rätsel- und Schüttelverse.
Aber auch das allseitsbeliebte Sams ist in ein paar Versen vertreten.
Ute Krauses Bilder unterstreichen frech den Wortwitz Maars und machen so das Lesen zu einem noch größeren Vergnügen.
Und nicht nur Kindern werden die witzigen und intelligenten Reime gefallen. Das ist ein Buch, bei dem Eltern beim Vorlesen genauso unterhalten werden wie ihre Kinder. So wird die Gute-Nacht-Geschichte, wozu sich die Gedichte übrigens besonders gut eignen, zu einem spielerischen Umgang mit Worten.
Ein Buch für Jung und Alt!