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Im fünten Band der Serie um den Ex-Cop Charlie „Bird“ Parker, der durch einen Schicksalsschlag über den Rand der Realität blicken kann, gleitet Autor John Connolly zunehmends ins Ãœbersinnliche ab. Doch dies tut der Spannung keinen Abbruch.

Buchcover zu “Der brennende Engel”Von Buch zu Buch steigert sich das Irreale und auch die Mystik weicht einer immer drastischeren Darstellung des Bösen. War dieses bisher vor allem durch eine unheimliche Kraft präsent, so wird die Blutspur immer dicker und drastischer.

Mitglieder einer alten Sekte, die sich dem Totenkult verschrieben haben und auf die Erweckung ihres Herrn und Meisters, des schwarzen Engels Immael, der in Gefangenschaft auf seinen Tag der Rache wartet, hinfiebern. Dafür entführen, quälen und töten sie Frauen, die scheinbar keiner vermisst.

Doch bei ihrem letzten Opfer haben sie sich verkalkuliert. Die Prostituierte Alice ist zufällig eine Verwandte von Louis, Charlie Parkers Freund. Zusammen mit ihrem Kollegen Angel machen sie sich auf die Suche nach der vermissten Alice und kommen dem geheimen Kult immer mehr auf die Spur und in die Quere. Es beginnt ein Kampf gegen unvorstellbare Mächte, die zu den schlimmsten Greueltaten fähig und eindeutig nicht von dieser Welt sind…

Dieser Parker ist grausamer und blutrünstiger als seine vier Vorgänger. Und das Böse hat in dem gefallenen Engel Mr. Brightwell eine Personifizierung gefunden, die seinesgleichen sucht.

Spannend ist das Buch auf alle Fälle und auch die freie Interpretation der Apokryphen ist ganz unterhaltsam. Und genau da liegt der Punkt. Man sollte „Der brennende Engel“ nicht zu wörtlich nehmen, denn sowohl die religiösen, als auch die geschichtlichen Fakten sind fast alle an den Haaren herbeigezogen und strotzen nur so voller Klischees. Besonders Connolly’s Bild von Nazi-Deutschland entstammt wohl eher aus etlichen schlechten Hollywoodfilmen. Also am besten ein Auge zudrücken… 😀

Auch die familiäre Komponente Parkers ist für meinen Geschmack etwas zu klischeebehaftet. Um die Tragik Parkers vom Schicksal, das man sich nicht aussuchen kann, noch deutlicher zu machen. Steht ihm Frau und Kind zur Seite, die ständig nur am Quengeln sind, da sie lieber in einer heileren Welt leben wollen.

„Der brennende Engel“ ist mit Sicherheit eine fesselnde Unterhaltug für Zwischendurch, aber kein Vergleich zu den Vorgängern. Bleibt zu hoffen, dass der Autor im nächsten Band nicht noch mehr im fantastischen Bereich übertreibt, so dass es ins Lächerliche abrutscht.

„Das Rätsel der Templer“ von Martina André ist ein Buch, bei dem ich nicht richtig weiß, was ich davon halten soll. Es kommt zunächst in dem Gewand eines historischen Roman daher und wird dann urplötzlich zu einer Art Science-Fiction-Geschichte.

Buchcover zu “Das Rätsel der Templer”Die Idee finde ich ja eigentlich klasse, vor allem da die Autorin mit dem z. Z. ja so beliebten und damit völlig ausgelutschtem Thema der Geheimnisse und Verschwörungtheorien um den Orden der Tempelritter versucht auf neue Art und Weise umzugehen.

Doch irgendwie war die Verknüpfung dann schon wieder so klischeehaft, dass ich schnumzeln musste und dies für die Spannung nicht gerade zuträglich war.

Aber zunächst zur Story 🙂 : Am Freitag, den 13. Oktober 1307 lässt Philipp IV, genannt „der Schöne“, mit einem Schlag fast alle Mitglieder des Templerordens verhaften und klagt diese wegen Ketzerei und Hexerei an. Sie sollen, neben dem Vorwurf der Sodomie und Blasphemie, auch noch ein geheimnisvolles Haupt verehrt haben.

Und genau um dieses „Haupt der Weisen“ ranken sich ja bereits unzählige Legenden. Ist das Artefakt, das der Großmeister der Templer im Jahr 1156 aus Jerusalem nach Südfrankreich gebracht hat, der Stein der Weisen, der Heilige Gral oder eine Art Baphomet? Begründen sich auf ihm der Reichtum und die Macht des Ordens?

Einige Templer können der Hetzjagd Philipps noch entgehen. Einer von ihnen ist Gero von Breydenbach, ein Templer aus Trier, der nun das Haupt der Weisen retten soll. Mit seinen Gefolgsleuten macht er sich auf nach Deutschland, wo sie das Haupt in Sicherheit wähnen. Doch auf der Reise findet sich die Gruppe plötzlich in der Eifel im Jahr 2004 wieder

Ich muss ja ganz ehrlich gestehen, ein bisschen hat mich diese Episode an den Film „Die Zeitritter“ mit Jean Reno erinnert. 😀 Jedenfalls, finde ich die Idee der Genreverknüpfung, wie schon gesagt, gar nicht schlecht. Nur eine Zeitmaschine? Ich weiß nicht… Auf der anderen Seite, wie hätte es die Autorin anders machen sollen…

Naja, die Sprache ist ihr gut gelungen und die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Manchmal zwar etwas zu perfekt (ein paar Schwächen hätten ihnen gut getan), aber im großen und ganzen okay. Das Problem der Sprachunterschiede zwischen damaliger und heutiger Zeit hat Marina André auch gut gelöst, indem sie die Ritter bei einer Mediavistik-Studentin unterkommen lässt. Sowieso ist der Clash der „Kulturen“ ganz gut gelungen.

Auch die Recherche ist, bis auf ein paar wenige Ungereimtheiten, gut gemacht.

Alles in allem also ein Buch, das einen hohen Unterhaltungswert hat, ein paar neue Ansätze ausprobiert und sonst einen aber nicht groß weiter beschäftigt.

Buchcover zu “Das Herz der Hölle”Spätestens seit der Verfilmung seines Buches „Die purpurnen Flüsse“ kennen eingefleischte Krimi– und- Thriller-Fans den Namen Jean-Christophe Grangé. Seine Werke sind kein, zur Zeit leider allzu beliebter, Kommerz-Mystery von der Stange, sondern ausgeklügelt, packend und gut geschrieben.

Sein aktuelles Buch „Das Herz der Hölle“, für dessen Recherche und Ausarbeitung er drei Jahre gebraucht hat, kann sich literarisch absolut mit seinen Vorgängern messen.

Es sticht tief in das Herz der römisch-katholischen Kirche und führt uns in deren Abgründe, das einem das Blut gefriert.

Mathieu Durey und Luc Soubeyras sind schon in ihrer Schulzeit auf einem christlichen Internat die besten Freunde. Nächtelang bleiben sie wach und diskutieren über Gott und die Welt. Nach der Schule trennen sich zwar die Wege der Freunde, doch verfolgen sie beide stets einen ähnlichen Lebensweg.

Beide wollen sie zunächst Priester werden und gehen mit Hilfsorganisationen ins Ausland, Luc in den Sudan und nach Kroatien, Mathieu, genannt Mat, nach Ruanda. Dort wird ihr Glauben an das Gute im Menschen tief erschüttert und sie werden beide nacheinander und unabhängig voneinander Polizisten. Doch haben sie anscheinend unterschiedliche Motivationen: Luc will dem Teufel ins Auge sehen, Mat will ihn bekämpfen und den Menschen helfen.

Bei den Ermittlungen zu einem Mordfall treffen sich die beiden Jugendfreunde nach Jahren aus Zufall wieder. Schnell arbeiten die zwei wieder zusammen. Doch die Freude währt nicht lange. Luc entkommt gerade so einem spektakulären Suizidversuch und liegt fortan im Koma. Doch Mathieu zweifelt an dem Selbstmord seines Kumpels. Warum sollte sein gottesfürchtiger Freund diese Todsünde begehen? Und wenn doch, warum hat er es getan? Diese und andere Fragen lassen Mat nicht mehr los. Er lässt sich vom Dienst suspendieren und ermittelt fortan auf eigene Faust.

Immer mehr wird er in die düsteren Angründe einer bizarren Mordserie hineingezogen, hinter der scheinbar eine Satanssekte steckt…

Die einfach geniale Sprache Grangés macht „Das Herz der Hölle“ zu einem atmosphärisch-dunklen Genuss.

Gut fand ich vor allem, dass sich der Autor am Anfang lange Zeit gelassen hat die Lebensgeschichten der Protagonisten zu erzählen und so ein fundiertes Charakterbild zu erstellen. Man fiebert regelrecht mit Mathieu bei seinen Ermittlungen mit und hat das Gefühl stets nahe am Geschehen dabei zu sein.

Vor allem das absolut überraschende Ende wird jeden vom Sockel hauen.

Das ist Thriller und Mystery vom Feinsten!

Buchcover zu “Kryptum”Zehn Jahre lang hat der spanische Kunstprofessor Augustin Sánchez Vidal an seinem Debütroman „Kryptum“ gearbeitet. Aber diese Mühen haben sich, meiner Meinung nach, gelohnt.

In vielen Kritiken schneidet das Buch nicht so gut ab, aber mir hat es sehr gut gefallen. Es scheiden sich hieran also die Geister. Meist kein schlechtes Zeichen für Vielschichtigkeit…

Im Jahr 1582 wartet Raimundo Randa in einem Verlies auf seinen Inquisitionsprozess. Er weiß, dass er sterben wird und erzählt seiner Tochter, die ihn besucht, seine Geschichte: Er ist in einem Palast in Antigua aufgewachsen, der eines Tages von bewaffneten Soldaten überfallen wird. Am leben bleibt nur er und ein Sklave.

Nun muss Raimundo fliehen. Seinen Namen und auch seinen Glauben hat er seitdem mehrmals gewechselt. Auf seinen Reisen durch ferne Länder lernt er so mache Geheimnisse kennen, bevor er schließlich wieder in seiner Heimat eintrifft.

400 Jahre später geschehen in Antigua plötzlich seltsamen Dinge: der Papst brabbelt mitten in einer Ansprache wirres Zeug und die Erde bricht auf. Zudem verschwindet die Wissenschaftlerin Sara Toledano spurlos. Sie war einem Geheimnis ihrer Vorfahren auf der Spur, einem Perganemt aus 12 Teilen, das den Schlüssel zur Welt bergen soll.

Ihr Mitarbeiter, der Kryptologe David Calderón, macht sich zusammen mit einem amerikanischen Polizisten und Saras Tochter auf die Suche nach des Rätsels Lösung und natürlich Sara selbst. Sie geraten in einen Strudel aus dunklen Geheimnissen und Gefahren, denn auch der NSA interessiert sich plötzlich dafür…
„Kryptum“ mag nicht für jeden Leser geeignet sein. Man muss sich sehr auf die Geschichte, die historischen Details und vielen Einzelheiten einlassen. Doch hat man gelernt sich darauf zu konzentrieren, lässt einen die Spannung nicht mehr los.

Augustín Sánchez Vidal lässt sich sehr viel Zeit die Charktere zu entwickeln, Orte zu beschreiben und so eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen. Trotzdem behält er ein gewisses Tempo bei.

Wenn man sich zudem noch für Geschichte interessiert, lässt einen das Buch häufig Namen oder Orte fasziniert nachschlagen. Bei der Recherche hat der Autor also ganze Arbeit geleistet. Auch die Wechsel zwischen den Zeitebenen gelingen ihm gut und flüssig.

Häufig fühlt man sich an alte Abenteuergeschichten wie die Klassiker von Jules Verne oder H.G. Wells erinnert und hat Lust diese wieder aus seinem Bücherregal zu kramen.

Wenn man sich Zeit lässt und ein wirkliches Interesse an Geschichte und deren Geheimnissen und Verworrenheiten hat, ist man mit diesem Buch bestens bedient.

In letzter Zeit wird man ja förmlich mit Mysterythrillern überschüttet. Mich faszinieren diese Geschichten eigentlich schon immer, aber da jeder Autor auf diesem Hype mitschwimmen will und schnell noch ein bißchen Kohle absahnen muss, wiederholen sich langsam die Plots. Verschörungstheorie reiht sich an Satanskulte und immer wieder grüßt das Murmeltier, äh, entschuldigung, das Teufelchen.

Buchcover zu “Im Schatten der Kathedrale”Und genau das dachte ich auch bei Milos Urbans neustem Buch. Doch „Im Schatten der Kathedrale“ kann sich ruhig innerhalb der Kirchenthriller sehen lassen, denn im Gegensatz zu manch seiner Kollegen kann Urban schreiben und im Erzählstil gekonnt wechseln.

Roman Rops ist Kunsthistoriker und arbeitet gerade in Prag an einem Buch über den St.-Veits-Dom. Im Morgengrauen erhält er eine anonyme Nachricht, die ihn zu Dom lockt. Im Reliquienschrein findet er kurz darauf eine noch blutige Hand. Doch ehe er es sich versieht steht die Polizistin Klara Brochov hinter ihm und es taucht die passende Leiche zur Hand auf.

Brochov verdächtigt Rops zunächst des Mordes, muss ihn aber wieder laufen lassen. Von da an lässt sie den Mann nicht aus den Augen. Sie ist von dem exzentrischen Eigenbrödler fasziniert und verliebt sich zu ihrem eigenen Entsetzen in ihn.

Doch schon bald geschieht ein zweiter Mord und die beiden werden immer mehr in dunkle Geheimnisse mit hineingezogen…

Milos Urban hat mit „Im Schatten der Kathedrale“ ein spannendes Buch geschaffen, das einen fast bis zum Schluss fesselt. Aber auch hier ist es dann leider so wie bei den meisten dieser Bücher: Das Ende ist dann doch eher enttäuschend. Aber dies mindert das Lesevergnügen nicht sonderlich. Die Atmosphäre ist düster, die dunklen Gewölbe drückend und Verweise auf mittelalterliche Werke, Legenden und Sahen runden diese ganze Stimmung noch ab. Ãœberhaupt überzeugt Urban besonders über seine Sprache. Die Ort- und Personenbeschreibungen sind durch und durch fesselnd und konsequent.

Auch die stetigen Perspektivwechsel zwischen den beiden Protagonisten, die sich umkreisen wie die Motte das Licht, fließen dynamisch ineinander über und sorgen so für Abwechslung.

„Im Schatten der Kathedrale“ kann sich vielleicht nicht mit Büchern von Umberto Eco messen, aber viele andere auf diesem Gebiet hat der Autor sicherlich übertroffen.

Ein spannendes und fesselndes Buch. Sicherlich kein Muss, aber mit seinen 220 Seiten auch schnell gelesen und so die perfekte Unterhaltung für Zwischendurch.

Buchcover zu “Campus Sanctus”

Der Autor und Journalist Iker Jiménez ist in seiner Heimat Spanien schon fast ein Star. Er hat eine Radiosendung und betreibt eine Homepage über übersinnliche und mystische Phänomene und erregt damit einiges an Aufsehen.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Protagonist Aníbal Navarro seines Buches „Campus Sanctus“ beruflich sein Alter Ego zu sein scheint. Bei der Recherche zu einer Reportage für seine Radiosendung wird der Journalist Navarro immer mehr in düstere Geschehnisse verwickelt.

angebliches Selbstbildnis Hieronymus BoschsVor knapp 30 Jahren wurde die verkrüppelte Leiche des Journalisten Lucas Gálvan auf einem einsamen Friedhof eines halbverlassenen Dorfes gefunden. Navarro ist sich sicher dieser war etwas Mysteriösem auf der Spur und musste deshalb sterben. Schnell findet er einen Zusammenhang zwischen Gálvans Tod, ähnlichen Ereignissen und den Bildern von Hieronymus Bosch (,dessen Leben übrigens wirklich interessant und sehr merkwürdig war).

Er hat unheimliche Albträume (Oder sind es reale Visionen?) und wird mehr und mehr in geheime und intrigante Machenschaften hineingezogen, dass er am Ende selbst um sein Leben fürchten muss. Wird es ihm gelingen aus dieser buchstäblichen Hölle zu entkommen?

Mittelteil von Bosch Triptychon “Der Garten der Lüste”„Campus Sanctus“ ist kein herausragendes Werk oder gar ein spannender literarischer Geniestreich. Aber das muss es auch nicht sein… Es ist die perfekte kurzweilige Unterhaltung, die einen nicht nachhaltig beschäftigt und die man am Ende schnell wieder vergessen hat.

Der sprachliche Stil ist einfach und plätschert angenehm vor sich hin. Doch was das Buch am meisten auszeichnet, ist die wirklich gute Recherche. Man merkt, dass man es in dieser Beziehung mit einem Profi zu tun hat. Iker Jiménez hat interessante Zusammenhänge zwischen den historischen Fakten in den Raum gestellt ohne sie jemals als wahr zu verkaufen.

Für Fans von Mysterythrillern eine nette Urlaubs- oder Einschlaflektüre…