Leben ad absurdum
Wohl kein anderer deutscher Dichter, außer vielleicht Ringelnatz, hat die Lyrik auf so absurde und satirische Weise geprägt, wie Christian Morgenstern.
Dass er auch die leisen Töne beherrschte haben wir erst nach seinem Tod dank seiner Frau erfahren, aber für die meisten Menschen wird Christian Morgenstern (näheres zur Bio wird folgen 😉 ) ewig mit seinem gekonnten Sprachwitz in Verbindung gebracht werden.
Seine teilweise skurrilen, absurden aber immer irgendwie liebenswerten Texte enthalten viel Wahrheit und meist auch eine gehörige Portion Gesellschaftskritik.
Viele seiner Gedichte haben aber auch unsere Alltagssprache geprägt und einzelne Passagen sind zu geflügelten Worten geworden, wie die letzte Zeile in dem folgenden Gedicht:
Christian Morgenstern (1871-1914)
Die unmögliche Tatsache
Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Straßenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge
überfahren.
Wie war (spricht er, sich erhebend
und entschlossen weiterlebend)
möglich, wie dies Unglück, ja -:
dass es überhaupt geschah?
Ist die Staatskunst anzuklagen
in Bezug auf Kraftfahrwagen?
Gab die Polizeivorschrift
hier dem Fahrer freie Trift?
Oder war vielmehr verboten
hier Lebendige zu Toten
umzuwandeln – kurz und schlicht:
Durfte hier der Kutscher nicht -?
Eingehüllt in feuchte Tücher,
prüft er die Gesetzesbücher
und ist alsobald im klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!
Und er kommt zu dem Ergebnis:
Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil, so schließt er messerscharf,
nicht sein kann, was nicht sein darf.
regina weber
werde mich umgehend wieder einmal mit morgenstern befassen
danke für die Erinnerung an diesen genialen künstler