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Mary Shelleys „Frankenstein“ – Zu unrecht degradiert

Buchcover zu “Frankenstein”Beim Lesen der Ãœberschrift werden viele jetzt bestimmt schmunzeln. Doch die wenigsten haben das Buch von der damals erst 19-jährigen Mary Shelley gelesen und sehen bei dem Wort „Frankenstein“ sofort einen dunkelgrünen Kleiderschrank mit zwei Schrauben im Hals und ausgestreckten Armen durch die Gegend wanken. Aber dieses Bild hat mit dem Original wenig gemein.

Der 1818 unter dem Titel „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ erschienene Roman wird halb in Briefform, halb von einem Ich-Erzähler dem Leser vermittelt.

Der junge Schweizer Viktor Frankenstein versucht an der damals berühmten Universität Ingolstadt die Geheimnisse des Lebens und der Natur zu entschlüsseln. Er ist geradezu besessen von der Idee das Elixier des Lebens zu finden und so neues Leben künstlich zu erschaffen.

Und eines Nachts gelingt es ihm auch. Aus alten Knochen, die er nach und nach gesammelt hat, schafft er ein menschenähnliches Wesen.

Ohne etwas über die Außenwelt oder die Menschen zu wissen, wird es in die Welt entlassen. Doch es ist ein unförmiges Monster und alle haben Angst vor ihm und meiden es. Dabei wünscht es sich nichts sehnlicher als selbst ein Mensch zu sein und dazuzugehören.

Frankensteins “Film”monster © vsgzAus mangelnder Toleranz und Einsamkeit wird das Monster zu einem rachsüchtigen Außenseiter und sein Ziel ist zunächst sein „Vater“ Frankenstein. Dieser will dem Ungeheuer nun aus Mitleid eine Frau bauen, doch es gelingt ihm kein zweites Mal und ihm ist zusätzlich klar, dass dieses „Ãœbel“ sich nicht vermehren darf. So nimmt das tragisches Schicksal seinen Lauf…

Marys Shelley hat mit Frankenstein eine äußerst sensible Gruselgeschichte geschrieben, die dem bloßen Horror ein menschliches und tragisches Element verleiht.

Das „Monster“ ist eigentlich gar kein Monster, sondern nur ein Außenseiter auf der verzweifelten Suche nach Liebe und Anerkennung. Dem gegenüber steht der besessene Wissenschaftler, der dadurch ebenfalls von der Gesellschaft isoliert ist.

Das Buch beschreibt zudem, was passieren kann, wenn der Mensch versucht Gott zu spielen. So stellt es die Allmacht der Wissenschaft in Frage und ist ein unterhaltsames Lehrstück.

Dieses Buch ist eines der wohl missbrauchtesten und missverstandensten Werke der Literaturgeschichte. Es sollte viel häufiger gelesen werden!

P.S. Nichts gegen die Monster- und Horrorfilme… 😉 Man sollte sie nur nicht mit dem Buch vergleichen!

2 Kommentare




  1. […] “Dracula” oder “Frankenstein” hat auch “Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde” von Robert Louis […]

  2. H.Schau




    Wie recht der Schreiber obiger Zeilen doch hat.Der Roman Frankenstein ist einer der besten den ich je gelesen habe. Fasziniernd, einfühlsam sucht er seinesgleichen. Filme mit Boris Karlofff mögen vielleicht Klassiker sein, sind aber nur lächerliche Nebenprodukte eines missverstandenen Meisterwerkes. Jeder der mal missverstanden wurde, gemobbt oder dergleichen wird sofort mit der Kreatur symphatisieren. Das sogenannte Monster ist ja eigentlich keines – jedenfalls nicht innerlich. Nur äusserlich von monströser Gestalt wird seine Seele durch die Ablehnung seiner Mitmenschen gebrochen und in seiner Einsamkeit muten seine daraus folgenden Taten monströs an sind aber durchaus nachvollziehbar. Wer dieses Buch nicht gelesen hat verpasst viel.
    Frankenstein ist kein tumber lallender Fleischklops wie er in den meisten Filmen dargestellt wird. Ich kann nur empfehlen dieses Buch zu lesen.

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