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Buchcover zu “Verschwörung in Germanien”Wer zufällig im Buchladen über Wolfgang Dietschs geistigen Erguss „Verschwörung in Germanien“ stolpern sollte, sei gewarnt. Selten habe ich so ein schlechtes Buch gelesen!

Ich dachte mir: „Naja, der Klappentext klingt ja so ganz vielversprechend (Obwohl der ja eigentlich nie was aussagt! 🙂 ) und das Thema des historischen Krimis mal nicht im Mittelalter mit alten Büchern zu behandeln, sondern es in die Römerzeit zu versetzen, könnte auch okay sein… “ Pustekuchen!

Das Buch ist weder spannend, noch originell, noch einfallsreich, noch sind die Charaktere irgendwie ausgereift.

Der 27 Jahre alte Rufus wird zu Beginn des zweiten Jahrhundert in den Kreis der 26 unter Kaiser Trajan gewählt. Ab sofort ist er für das Finanzwesen zuständig und entlarvt so schnell, dass es sich bei einigen Münzen um Fälschungen handelt. Um der Sache auf den Grund zu gehen, macht er sich zusammen mit seinem Freund Longus (Absolut einfallsreicher Name… 😀 ) und seinem Sklaven Pendorix auf den Weg nach Germanien, von wo die gefälschten Münzen stammen.

Longus wird kurzerhand von Rufus als Spion in die hiesigen Geldgeschäfte eingeschleust. Als dann ein Verdächtiger nach dem anderen ermordet wird, geraten auch die Freunde in arge Bedrängnis. Immer mehr kommen sie einer Verschwörung gegen den Kaiser von großen Ausmaßen auf die Spur.

So eine schlechte und gelangweilte Sprache habe ich selten bei einem Krimi gelesen. Und auch historisch hat sich der Autor wenig Mühe gegeben und dies bei einem Stoff der soviel hergeben würde. Es gibt weder einen Anhang zur Erklärung einzelner historischer Fakten, noch werden die Ortbeschreibungen irgendeiner Stimmung gerecht. Zu keinem Zeitpunkt fühlt man sich in die Römerzeit zurückversetzt, was wohl vor allem an der höchst modernen Wortwahl liegt.

Und auch die Ortsnamen, die anfangs auf lateinisch auftauchen (aber nirgends erklärt werden), rutschen schnell in die heutigen Bezeichnungen ab und zu Ende hin werden sie gar einfach nur abgekürzt, so dass man einige Zeit knobeln muss um überhaupt rauszufinden, wo man sich gerade befindet.

Die Charaktere sind dermaßen lieblos gestaltet, dass sie vollkommen emotions- und teilnahmslos wirken. Die nur rund 180 Seiten hätten vielleicht durch etwas mehr Einfühlungvermögen noch entscheidend verlängert werden können. Zudem nerven die pseudo-weisen lateinischen Sinnsprüche zwischendrin enorm.

Und auch die eigentlich spannenden Stellen, wie ein Mord oder eine Hausdurchsuchung werden einfach so abgehandelt oder durch total banale Ereignisse wieder aufgelöst.

Wer sich mal so richtig aufregen, einen altgehegten Groll an einem Lateinlehrer wieder aufleben lassen oder sich einfach nur ins Koma lesen will, dem sei dieses Buch wärmsten empfohlen. Ansonsten Daumen runter. Die Totgeweihten grüßen dich…

Ich bin ein absoluter Fan des absurden Theaters und Samuel Beckett ist wohl sein unumstrittener Meister. Niemand schafft es die Sinnlosigkeit der Welt auf tragisch-komische Weise darzustellen wie er.

Das Theaterstück, das seinen Ruhm als Schriftsteller begründete und wohl auch sein berühmtestes ist „Warten auf Godot“. Der Titel des Stücks ist inzwischen sogar auch zu einem geflügelten Wort in unserem täglichen Sprachgebrauch geworden. Beschreibt es doch die zutiefst menschliche Eigenschaft des permanenten und meist sinnlosen Wartens auf irgendetwas aus.

Dreisprachige Ausgabe zu “Warten auf Godot”Und genau dies ist der Kern des Stücks: Die Handlung ist ebenso absurd wie wahr. Zwei Landstreicher, Wladimir und Estragon, verbringen das ganze Stück über ihre Zeit damit an einem undefinierbaren Ort auf einen gewissen Godot zu warten. Zwischendurch kommt immer mal wieder ein Junge, der mitteilt, dass sich seine Ankunft noch verzögern wird. Auch ein Herr und sein Sklave, Pozzo und Lucky, kommen ab un zu mal vorbei. Ansonsten sitzen sie da, tauschen Banalitäten aus, langweilen sich… So wie Warten halt so ist.

Zum Ende des Stückes hin merkt man dann langsam, das Warten war vergeblich. Oder kommt er doch noch? Nach dem Stück ist vor dem Stück. Godot ist nicht erschienen, der Vorhang zu.

Aber genau das ist unsere Welt. Ich habe das Stück immer als eine Allegorie auf das Menschsein verstanden. Ständig warten wir auf etwas, jemanden, einen Erlöser, den Heiland, eine bessere Chance. So ist „Warten auf Godot“ für mich eine gelungene Parodie auf die Verschwendung der Zeit und vielleicht so etwas wie Religion. Es gibt Herren und Sklaven, die auch manchmal die Plätze tauschen, es gibt Unbeteiligte und Versager, und sie alle warten…

Am Ende haben die Zuschauer mit den Protagonisten zusammen auf Godot gewartet. Wer er ist und warum man überhaupt wartet, weiß man nicht und wird man auch nie wissen.

In den ersten Jahren nach der Pariser Uraufführung des Stücks 1953 verließen einige Menschen schon in der Pause verärgert den Saal. So jagte ein Skandal den nächsten. Es sei langweilig, nichtssagend, absolut absurd und sinnlos.

Aber genau das ist der Punkt. Getreu nach dem Existenzialismus: So ist das Leben. Aber genau deshalb ist es ja auch so spannend und macht so einen Spaß. Du weißt nie, ob und wann etwas kommt…

Den amerikanischen Schriftsteller Jason Starr und den Iren Ken Bruen, kennen viele schon einzeln als Krimiautoren, doch nun haben sich die zwei zusammengetan. Ihr gemeinsames Debüt mit dem markanten Titel „Flop“ überzeugt vor allem durch seinen absolut überspitzten schwarzen Humor und dem unglaublichen Fachwissen der Autoren.

In dem ganzen Buch, gibt es keine sympathische Identifikationsfigur, die einen irgendwie emotional anspricht. Obwohl, Schadenfreude ist schon stark verteten… 😉 Die vier Protagonisten sind entweder dermaßen blöd oder korrupt und skrupellos. Alle sind extrem überspitzt gezeichnet und ziehen somit heutige Klischees gelungen durch den Kakao.

Buchcover zu “Flop”Max Fisher, ein durchtriebener Geschäftsmann, hat mit seiner Firma NetWorld schnell ein riesen Vermögen verdient und dies nur durch krumme Machenschaften.

Als eines Tages ihm Angela Petrakos, ein fieses und intrigantes Miststück, das die Männer für Geld und Macht ausnützt, im Vorstellungsgespräch gegenübersitzt, kann auch Fisher ihrer aufreizenden Art nicht widerstehen. Schnell will er sie heiraten. Sie findet ihn absolut widerlich, ist aber dermaßen geld- und karrieregeil, dass sie einwilligt.

Die beiden haben jetzt nur ein Problem: Fisher hat noch eine Ehefrau. Schnell beschließen sie sie durch einen Auftragskiller umzubringen. Und die kleine Angela hat da natürlich den richtigen Mann zur Hand. Der obercoole Dillon, ein Ex-IRA-Mann, soll den Job übernehmen.

Doch Fisher ahnt nicht, dass dieser lange Zeit ein Verhältnis mit Angela hatte. Dillon entpuppt sich als waschechter Psychopath und die Dinge laufen aus dem Ruder. Aber dermaßen… 😀

Der brutale Jargon des Buches und die direkte und harte Sprache erinnern an die alten amerikanischen Pulp-Reihen. Die damaligen Autoren hätten sicher eine Freude an „Flop“.

Und auch die Morde sind absolut skrupellos und hart. Bruen und Starr nehmen hier nicht nur die Welt des Verbrechens böse aufs Korn, sondern vor allem die heutige Geschäftswelt. Alles dreht sich um Macht und Geld und jeder geht dafür über Leichen.

Für keinen einzigen Charakter empfindet man auch nur das geringste Quäntchen Mitleid, da alle so übertrieben und böse dargestellt sind, dass es richtig Spaß macht ihnen beim Scheitern zuzuschauen.

Dieses skurrile Lesevergnügen wird das Herz jedes Fans von schwarzem Humor und brutalem Krimi höher schlagen lassen. Endlich mal ein neuer Ansatz!

Buchcover zu “Tobie Lolness”Mit seinem Buch „Tobie Lolness – Ein Leben in der Schwebe“ ist der Autor Timothée de Fombelle in seinem Heimatland Frankreich schlagartig berühmt geworden. Und dies ist auch kein Wunder. Er erschafft hier eine Welt, die unserer gar nicht so unähnlich ist, aber doch voller Fantasie und Träumerei steckt.

Die Geschichte um den 13-jährigen Tobie Lolness ist lehrreich, aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Sie steckt voller Fantasie und Wahrheit und begeistert so nicht nur die kleinen Leser. Seit langem mal wieder ein wirklich gelungenes Kinderbuch.

In der Welt von Tobie sind Erwachsene gerade mal 2 Millimeter groß. Sie leben in einem Baum, wo sie sich ihr kleines Universum erschaffen haben. Häuser und Städte liegen in Astgabeln und Blattläuse und Käfer sind Haus- und Nutztiere. Was in der Welt über den Baum hinaus geschieht, weiß niemand so richtig.

Doch eines Tages wird die Welt des kleinen Tobie Lolness erschüttert und er wird zum unfreiwilligen Helden. Sein Vater hatte eine Erfindung gemacht, die dem ganzen Baum schaden könnte und die er deshalb vor den anderen Bewohnern versteckt.

Doch skrupellose Gauner interessieren sich für die Erfindung, da sie sich Macht versprechen, und schrecken auch nicht vor Verbrechen und Mord zurück. Für Tobie beginnt ein Abenteuer um die Rettung seiner Eltern und die des ganzen Baumes.

Aber auch der Beginn einer Liebe und all die Probleme, die das Erwachsenwerden mit sich bringt, spielen ein wichtige Rolle.

Auf fantasievolle Weise zeigt der Autor, wie die Welt der Erwachsenen funktioniert. Es geht um Reichtum, Macht, Skrupellosigkeit und den Kampf um Rohstoffe und Resourcen. Zudem geht er auf spielerische auf die Umweltprobleme unserer Zeit ein.

Zum Ende hin wird die Geschichte etwas düster, aber genau dies macht einen zusätzlichen Reiz aus, da das Buch nicht nur eine buntschillernde Fantasiewelt zeigt. Aber bei allem schwingt ein Stück Hoffnung immer mit und am Ende wird natürlich alles wieder gut.

Auch bei dem Design wurde sich viel Mühe gegeben. Einzelne Blätter sind erhoben herausgearbeitet und es gibt ein zusätzliches Blatt als Lesezeichen.

Ein wirklich inspirierendes Buch für Jung und Alt, in dem Kindern endlich auch mal wieder selbstständiges Denken zugetraut wird.

Wer einspannendes Buch für Zwischendurch sucht, ist bei Harlan Coben gut aufgehoben. Seine Bücher glänzen zwar nicht durch sprachliche Rafinesse, aber sind kurzweilige Pageturner, die einen für ein paar Stunden gut unterhalten.

Buchcover zu “Das Grab im Wald”In „Das Grab im Wald“ hat sich Harlan Coben an seine eingespielten Muster der vorherigen Veröffentlichungen gehalten: Die Hauptperson steht mitten im Leben und hat die dunklen Seiten seiner Vergangenheit so gut es geht überwunden, da holen sie ihn plötzlich wieder ein und er gerät in finstere Machenschaften.

Man könnte Coben jetzt Einfallslosigkeit vorwerfen, doch dieses Grundgerüst variiert er so geschickt, dass es meist weiter nicht stört.

Der Bezirksstaatsanwalt Copeland ist erfolgreich in seinem Beruf und hat gerade einen großen Fall an der Angel, der ihm einen Karriereschub in Richtung Politik verschaffen soll. Die Geschichte, die vor 20 Jahren passiert ist, hat er so gut es geht überwunden.

Damals hatte er Aufsicht in einem Zeltlager, aber er hat sich lieber mit einem Mädchen in den Wald verkrochen als aufzupassen. In jener Nacht liefen vier Jugendliche ebenfalls in den Wald. Zwei wurden von einem Serienkiller ermordet aufgefunden, die anderen beiden darunter seine Schwester blieben bis heute spurlos verschwunden.

Und genau jetzt, auf dem Höhepunkt von Copelands Karriere holt ihn die Vergangenheit wieder ein. Er soll eine Leiche identifizieren. Es ist genau derjenige mit dem seine Schwester damals verschwand. Ist sie vielleicht noch am Leben? Ein Kampf an allen Fronten beginnt…

Das Tempo, das Coben hier vorlegt lässt einen nicht mehr los. Und im Vergleich zu seinen vorherigen Büchern, bei denen es vor allem um Action ging, steht hier das Psychologische im Vordergrung. Was tut man, wenn Totgeglaubte wieder lebendig zu werden scheinen?

Wie schon gesagt, keine große Literatur oder ein Buch, das einen nachhaltig beschäftigt, aber für spannende Thriller-Unterhaltung wird hier allemal gesorgt.

Sämtliche Gedichte MorgensternsWohl kein anderer deutscher Dichter, außer vielleicht Ringelnatz, hat die Lyrik auf so absurde und satirische Weise geprägt, wie Christian Morgenstern.

Dass er auch die leisen Töne beherrschte haben wir erst nach seinem Tod dank seiner Frau erfahren, aber für die meisten Menschen wird Christian Morgenstern (näheres zur Bio wird folgen 😉 ) ewig mit seinem gekonnten Sprachwitz in Verbindung gebracht werden.

Seine teilweise skurrilen, absurden aber immer irgendwie liebenswerten Texte enthalten viel Wahrheit und meist auch eine gehörige Portion Gesellschaftskritik.

Viele seiner Gedichte haben aber auch unsere Alltagssprache geprägt und einzelne Passagen sind zu geflügelten Worten geworden, wie die letzte Zeile in dem folgenden Gedicht:

Christian Morgenstern (1871-1914)

Die unmögliche Tatsache

Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Straßenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge
überfahren.

Wie war (spricht er, sich erhebend
und entschlossen weiterlebend)
möglich, wie dies Unglück, ja -:
dass es überhaupt geschah?

Ist die Staatskunst anzuklagen
in Bezug auf Kraftfahrwagen?
Gab die Polizeivorschrift
hier dem Fahrer freie Trift?

Oder war vielmehr verboten
hier Lebendige zu Toten
umzuwandeln – kurz und schlicht:
Durfte hier der Kutscher nicht -?

Eingehüllt in feuchte Tücher,
prüft er die Gesetzesbücher
und ist alsobald im klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!

Und er kommt zu dem Ergebnis:
Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil, so schließt er messerscharf,
nicht sein kann, was nicht sein darf.

Das ZVAB – die Plattform für vergriffene und antiquarische Bücher – hat ein neues Erscheinungsbild und viele neue Funktionen.
Wurde auch mal Zeit! Auf gehts zur Erkundung der neuen Website:

www.zvab.com

Buchcover zu “Kryptum”Zehn Jahre lang hat der spanische Kunstprofessor Augustin Sánchez Vidal an seinem Debütroman „Kryptum“ gearbeitet. Aber diese Mühen haben sich, meiner Meinung nach, gelohnt.

In vielen Kritiken schneidet das Buch nicht so gut ab, aber mir hat es sehr gut gefallen. Es scheiden sich hieran also die Geister. Meist kein schlechtes Zeichen für Vielschichtigkeit…

Im Jahr 1582 wartet Raimundo Randa in einem Verlies auf seinen Inquisitionsprozess. Er weiß, dass er sterben wird und erzählt seiner Tochter, die ihn besucht, seine Geschichte: Er ist in einem Palast in Antigua aufgewachsen, der eines Tages von bewaffneten Soldaten überfallen wird. Am leben bleibt nur er und ein Sklave.

Nun muss Raimundo fliehen. Seinen Namen und auch seinen Glauben hat er seitdem mehrmals gewechselt. Auf seinen Reisen durch ferne Länder lernt er so mache Geheimnisse kennen, bevor er schließlich wieder in seiner Heimat eintrifft.

400 Jahre später geschehen in Antigua plötzlich seltsamen Dinge: der Papst brabbelt mitten in einer Ansprache wirres Zeug und die Erde bricht auf. Zudem verschwindet die Wissenschaftlerin Sara Toledano spurlos. Sie war einem Geheimnis ihrer Vorfahren auf der Spur, einem Perganemt aus 12 Teilen, das den Schlüssel zur Welt bergen soll.

Ihr Mitarbeiter, der Kryptologe David Calderón, macht sich zusammen mit einem amerikanischen Polizisten und Saras Tochter auf die Suche nach des Rätsels Lösung und natürlich Sara selbst. Sie geraten in einen Strudel aus dunklen Geheimnissen und Gefahren, denn auch der NSA interessiert sich plötzlich dafür…
„Kryptum“ mag nicht für jeden Leser geeignet sein. Man muss sich sehr auf die Geschichte, die historischen Details und vielen Einzelheiten einlassen. Doch hat man gelernt sich darauf zu konzentrieren, lässt einen die Spannung nicht mehr los.

Augustín Sánchez Vidal lässt sich sehr viel Zeit die Charktere zu entwickeln, Orte zu beschreiben und so eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen. Trotzdem behält er ein gewisses Tempo bei.

Wenn man sich zudem noch für Geschichte interessiert, lässt einen das Buch häufig Namen oder Orte fasziniert nachschlagen. Bei der Recherche hat der Autor also ganze Arbeit geleistet. Auch die Wechsel zwischen den Zeitebenen gelingen ihm gut und flüssig.

Häufig fühlt man sich an alte Abenteuergeschichten wie die Klassiker von Jules Verne oder H.G. Wells erinnert und hat Lust diese wieder aus seinem Bücherregal zu kramen.

Wenn man sich Zeit lässt und ein wirkliches Interesse an Geschichte und deren Geheimnissen und Verworrenheiten hat, ist man mit diesem Buch bestens bedient.

Bücher über Vampire, in denen sich schmachtende Frauen dem ach so gefährlichen Fremden in Form eines Blutsaugers hingeben und in eine erotische Welt voller Liebe und Schmerz eintauchen, überfluten in letzter Zeit den Buchmarkt. Doch gleitet hier das eigentlich Schaurig-Schöne mehr und mehr in den seichten Kitsch einer Rosamunde Pilcher für „Gefährliche“ ab. Umso dankbarer ist man, wenn sich Verlage noch auf anspruchsvollere Geshichten verlassen.

Buchcover zu “Denn das Blut ist Leben”So geschehen bei „Denn das Blut ist Leben“, einer Sammlung von 22 Vampirgschichten von den Klassikern bis hin zur Moderne. Mal wieder hat sich hier der Festa-Verlag (ein dickes Lob dafür) mehr auf Anspruch, Atmosphäre und sprachliche Gewandtheit gestützt, als auf platten Splatter oder Kitsch-Kommerz.

Schon Vampirgeschichten aus dem frühen 18. und 19. Jahrhundert im Stil des klassischen gotischen Horrors haben das Bild des Blutsaugers in der Literatur geprägt. Aber auch Bram Stokers „Dracula“ hat natürlich seinen verdienten Auftritt. Edgar Allen Poe konnte sich dem Mythos Vampir ebenfalls nicht entziehen.

Nach und nach hat das Vampirbild, vor allem durch Dracula beeinflusst, Einzug in die Trivialliteratur gehalten, davon zeugen die Geschichten aus den US-amerikanischen Pulp-Magazinen der Jahre zwischen den beiden Weltkriegen.

Aber auch das Bild eines weiblichen Vampirs wurde relativ früh entworfen. Aber auch, dass Erotik und Vampir untrennbar sind, wiederlegen viele Geschichten. Längst hat sich der Vampir der Moderne angepasst und kann mit den unterschiedlichsten Facetten aufwarten, teils sogar ins Komische gehend, fern ab von Monster-Klischees.

Anhand der 22 Geschichten dieser Sammlung kann man die Entwicklung des Vampires als literarische Figur sehr gut verfolgen. Auch die Schauplätze sind so vielfältig wie das Leben, äh, das Ableben, selbst. Ob nun in Transylvanien oder in Hollywood, diese Auswahl an Geshichten nimmt einen endlich mal wieder in eine dem alten Mythos des Vampirs würdige Atmosphäre mit und beweist, dass dieses literarische Vorbild alles andere als platt ist.

An dieser Sammlung können sich so manche Verlage eine Scheibe abschneiden. Endlichwird mal eine ihrem Thema gerecht!

Buchcover zu “Python über Python”Wer Monty Python ist, brauche ich wohl fast niemandem zu erklären. Diese Truppe hat unseren heutigen Humor und die (inzwischen leider viel zu große) Comedylandschaft, nicht nur hierzulande, sondern weltweit, geprägt.

Ihren absolut, absurden, rabenschwarzen, aber immer intelligenten Humor haben die Herren Chapman, Cleese, Gillam, Idle, Jones und Palin in unzähligen Filmen , Auftritten und natürlich der Serie „Flying Circus“ einschlägig unter Beweis gestellt.

Längst sind sie zum Kult avanciert und fast jeder kann einen Python-Witz aus dem FF zitieren. Und logischerweise haben auch etliche Biographen sich an ihnen ausgelassen.

Doch in „Python über Python. Die Autobiographie von Monty Python“ kommen die sechs endlich einmal selbst zu Wort. Naja, die fünf noch lebenden… Bei Graham Chapman geht dies ja aus seinem Sarg heraus nur schlecht; an seiner Stelle spricht sein Bruder und sein damaliger Lebensgefährte.

Monty Python 1969In getrennten Interviews haben die Pythons dem Autor Bob McCabe nicht nur von Filmprokekten oder der Serie berichtet, sondern auch über ihren Werdegang. Zum ersten Mal kommen persönliche Details zur Sprache, die auch die nicht immer schönen Zeiten nicht auslassen. Doch alles in allem wird klar, dass, trotz Streit und Rivalität, sie immer eine Art Team waren, die gut zusammenarbeiten konnten. So erfährt man beispielsweise, dass eigentlich eine Fortsetzung von „Ritter der Kokosnus“ geplant war. Nur John Cleese war aufgrund des frühen Todes von Graham Chapman nicht damit einverstanden.

Aber dieser dicke Wälzer besticht vor allem durch seine unzähligen Bilder und natürlich den typischen Pythonschen Humor, den es wohl kein zweites Mal auf der Welt gibt und wahrscheinlich niemals geben wird. Sogar unsere Alltagskultur ist von ihnen geprägt, stammt doch beispielsweise das Wort „spam“ aus einem ihrer Sketche. (Hier…)

Mit „Python über Python“ haben sie ihren Fans eine wirkliche Freude bereitet, da man nicht nur aus Kommerzgründen wiederaufgewärmte Fakten und Texte bekommt, sondern neue und interessante Einblicke. Endlich mal ein Band für den sich der Preis wirklich lohnt.

Stellt euch vor, die Geschichte wäre ganz anders verlaufen. Die Nazis hätten ihre Kraft nicht auf die Ermordnung der Juden gelenkt, sondern stattdessen Russland besiegt. Die Atombombe wäre daraufhin nicht auf Japan, sondern auf Berlin abgeworfen worden. Die Gründung des Staates Israel wäre gescheitert und stattdessen haben sich die Juden in Alaska angesiedelt. Auch so könnte es passiert sein…

Buchcover zu “Die Vereinigung jiddischer Polizisten”Und genau dies ist die Ausgangssituation des neuen Buches „Die Vereinigung jiddischer Polizisten“ des Bestsellerautors Michael Chabon („Wonder Boys“).

60 Jahre lang haben die Juden sich in Sitka, Alaska, eine eigene kleine Welt geschaffen mit Jiddisch als Amts- und Umgangssprache. Doch nun soll der Distrikt wieder an Alaska zurückgegeben werden. Erneut droht ihnen Vertreibung und Heimatlosigkeit.

Und als wäre dies nicht schon genug, geschieht auch noch ein Mord. Der Polizist Meyer Landsmann vom Morddezernat, selbst ein total zerrütteter Philip Marlowe, wird zunächst auf den Fall angesetzt. Landsmanns Ehe ist gerade in die Brüche gegangen, er trinkt, wohnt in einem abgeranzten Motel, seine Exfrau ist seine neue Vorgesetzte und jetzt soll er auch noch den Tod eines heroinsüchtigen Schach-Genies, der auch noch eine Art Messias sein soll, aufklären.

Doch als der Fall plötzlich von oberster Stelle her zu den Akten gelegt werden soll, beginnt Landsmann zusammen mit seinem Partner auf eigenen Faust zu ermitteln. Langsam werden sie in eine Welt aus religiösem Wahn und politischem Sumpf hineingezogen…

„Die Vereinigung jiddischer Polizisten“ ist eine Art Hommage an die Krimis der 40er Jahre, wobei Michael Chabon aber seine ganz eigene Sprache gefunden hat. Es ist eine Mischung aus anklingender Melancholie, Verworrenheit und satirischem Humor. Zudem lässt der Autor das Jiddisch auf seine Art wieder aufleben. Wer sich ein Lexikon mit jiddischen Schimpfwörtern schreiben will, ist hier richtig. 🙂

Doch nicht nur das Szenario ist absolut irre und spannend, sondern auch, und das ist ja fast das Wichtigste an Krimis, die Handlung hält einen sofort auf Trab.

Nicht umsonst befand sich dieses Buch monatelang auf den amerikanischen Bestsellerlisten und soll nun sogar von den Coen-Brüdern (zuetzt mehrfach Oscarpremiert durch ihre Adaption von „No country for old men“) verfilmt werden.

Ein wirklich eigenes Buch, das seit langem mal wieder etwas frischen Wind in das Krimigenre bringt. Bravo!

Hier noch der Booktrailer auf youtube

“Die Blumen des Bösen”Charles Baudelaire ist einer der berühmtesten Dichter Frankreichs und wohl unbestritten einer der Wegbereiter der literarischen Moderne.

Er hat als einer der ersten Poeten über alle Themen des Lebens geschrieben und auch Tabus, wie Tod und Vergänglichkeit, nicht ausgelassen. „Les Fleurs du Mal“ („Die Blumen des Bösen“) ist die wohl berühmteste Sammlung seiner Gedichte. Ob er nun feinfühlige und sinnliche Leibesgedichte verfasst oder politische und gesellschaftliche Kritik äußert, sprachlich überzeugt Baudelaire immer.

Sein tragisches Leben (nährers zu seiner Biographie folgt…) ist immer direkt in sein Werk eingeflossen und so schaffte er es aktiv gegen die bestehende Moral der damaligen Zeit zu protestieren.

Charles BaudelaireSeine klare, aber immer poetische Lyrik, zieht einen sofort in ihren Bann. Er lehrt uns, dass auch in den hässlichsten und traurigsten Dingen ein Stück Schönheit und Leben steckt. Hier nun eines seiner düstereren Gedichte:

Danse macabre

Stolz wie ein Lebender von edelster Statur,
Mit Handschuhn, Taschentuch und großem Blumenstrauß,
Sieht, ungeniert und lässig, diese Kreatur
Närrisch wie eine hagere Kokette aus.

Sah man solch schmale Taille je auf einem Ball?
Verschwenderisch des reichen Kleide Weite fließt
Auf einen dürren Fuß herab in üppigem Fall,
Den, hübsch wie eine Blume, ein Quastenschuh umschließt.

Die Rüschen, die den Rand des Schlüsselbeins umspielen,
Wollüstig wie sich Bäche an den Felsen drängen,
Sie wehren schamhaft alle Späße ab, die zielen
Auf jenen schauerlichen Reiz, den sie verhängen.

Die tiefen Augen sind ganz finster und ganz leer,
Der Schädel, der mit Blumen kunstgerecht verziert,
Schwankt auf den zarten Wirbeln sachte hin und her.
O Zauber des Nichts, wunderlich ausstaffiert!

Du seiest nur ein Zerrbild, werden manche meinen,
Die sich am Fleisch berauschen, sie begreifen nicht
Die unerhörte Eleganz von menschlichen Gebeinen.
Großes Skelett, das dem, was mir gefällt, entspricht!

Kommst du, das Fest des Lebens mit feixendem Gesicht
Zu stören? Oder treibt dich älteres Verlangen,
Das dir noch immer die lebendigen Knochen sticht,
Daß du zu dem Spektakel der Lüste hingegangen?

Hoffst du, der Kerzenschimmer und das Geigenklingen
Verscheucht den Alptraum, welcher dich verlacht,
Und willst du dies im Sturm der Orgien erringen,
Daß er die Hölle dir im Herzen entfacht.

Du unversiegter Quell von Dummheit und von Unrecht!
Gefäß, wo immerwährend alte Qualen kochen!
Ich seh, durch deiner Rippen gebogenes Geflecht
Kommt unersättlich noch die Natter angekrochen.

Ich fürchte wahrlich nur, daß die Koketterie
Doch keinen Preis erringt, der ihre Mühe wert;
Die Sterblichen verstehen diese Scherze nie!
Der Reiz des Grauens wird von Starken nur begehrt!

Voll grausiger Gedanken die Augenhöhlen gähnen,
Und den gemessenen Tänzer weht ein Schwindel an,
Daß er das ewige Lächeln von zweiunddreißig Zähnen
Nicht ohne bittren Ekel mehr betrachten kann.

Doch wer hat kein Skelett in seinen Arm gedrückt,
Und wer mag nicht von toten Dingen speisen?
Was liegt am Wohlgeruch, am Kleide, das reich geschmückt?
Wer Abscheu zeigt, der muß sich selber schöner preisen.

Du nasenlose Bajadere, kühne Metze,
Sag doch zu diesem Tänzer, zeigt er sich gekränkt:
„Mein Liebling, trotz der Kunst des Schminkens, die ich schätze:
Du riechst nach Tod! Gebein mit Moschusduft getränkt;

Verwelkter Jüngling, Dandy, mit rasierten Wangen,
Ergrauter Lebemann und übertünchter Leichnam,
Der Reigentanz des Todes nimmt auch euch gefangen
Und schleift euch zu dem Ort, von dem nie Botschaft kam!

Vom kalten Seineufer zum heißen Ganges dehnt
Die Herde Sterblicher sich aus, sieht nicht hinauf,
Sieht nicht das Loch, das finster in der Ecke gähnt,
Den Engel mit Trompete, schwarz wie ein Büchsenlauf.

Es wundert sich der Tod, wie allerorts, allzeit
Die Menschen lächerlich sich an der Sonne winden;
Und auch nach Myrrhe duftend will er ihre Tollheit
Oftmals mit seiner Ironie verbinden!“

Eine Kurzbiographie zu Cahrles Baudelaire und ein paar seiner Gedichte als Audiodateien findet ihr auf vorleser.net