Willkommen auf Bücher - Romane, Krimis und mehr über eure Lieblingsbücher | Bücherschätze online - Alles rund ums lesenswerte Buch - Prädikat besonders wertvoll - Part 4

Hörbuch “Philosophische Vitamine”Bei Philosophie gähnen die meisten. Und viele überlegen sich bestimmt jetzt schon, ob sie überhaupt weiterlesen. Doch im Fall von Theo Roos lohnt es sich.

Er hat sich die berühmtesten Philosophen der Geschichte genommen und ihre Lehren und Denkansätze in kleine leicht bekömmliche Kapseln verpackt. Und da wir Menschen ja ständig auf irgendeiner Sinnsuche sind, können uns diese „Philosophischen Vitamine“ vielleicht wieder kleine Denkanstöße geben.

Hervorgegangen ist das Buch, sowie das Hörbuch aus einer Reihe, die Theo Roos für Kulturzeit auf 3sat produziert hat. Stets wird die Essenz eines Philosophen extrahiert, in unsere moderne Zeit geholt und zusammenfassend auf den Punkt gebracht – meist in einem, meiner Meinung nach, teils zu kitschigen, aber eingängigen Slogan.

Das Ganze wird mit Musik unterlegt und verifiziert. Ein kleines Manko sehe ich nur darin, dass beim Hörbuch die Songtexte meist auf Englisch sind und so nicht gleich für jedermann verständlich sein mögen. Manche Passage gehen einfach so schnell, dass selbst Leute, die Englisch fließend beherrschen sie nicht gleich verstehen.

Dies wird allerdings bei der filmischen Umsetzung für Kulturzeit durch Einblendungen umgangen.

Elke Heidenreich als Sprecherin ist wie immer grandios.

Eingängig und schmissig wird hier Leben und Werk von zum Beispiel Nietzsche, Kierkegaard, Freud, Epikur, aber auch Jesus dargestellt.

Alles kurz und knapp, dass es ja die Aufmerksamkeitsspanne der Konsumenten nicht überschreitet.

Als kleine Nahrungsergänzung zweimal täglich verschrieben und Ihr Gemütszustand wird sich bessern…

Als kleiner täglicher Denkanstoß gut geeignet, aber nicht wirklich aufschlussreicher als die Aphorismen in einem Kalender. Jedoch gnau richtig für alle, die es eilig mit dem Denken haben oder wirklich nur eine Auffrischung in Sachen Lebensweisheiten brauchen.

Schade, dass man sich für solche Dinge nicht mehr Zeit nehmen kann.

In letzter Zeit wird man ja förmlich mit Mysterythrillern überschüttet. Mich faszinieren diese Geschichten eigentlich schon immer, aber da jeder Autor auf diesem Hype mitschwimmen will und schnell noch ein bißchen Kohle absahnen muss, wiederholen sich langsam die Plots. Verschörungstheorie reiht sich an Satanskulte und immer wieder grüßt das Murmeltier, äh, entschuldigung, das Teufelchen.

Buchcover zu “Im Schatten der Kathedrale”Und genau das dachte ich auch bei Milos Urbans neustem Buch. Doch „Im Schatten der Kathedrale“ kann sich ruhig innerhalb der Kirchenthriller sehen lassen, denn im Gegensatz zu manch seiner Kollegen kann Urban schreiben und im Erzählstil gekonnt wechseln.

Roman Rops ist Kunsthistoriker und arbeitet gerade in Prag an einem Buch über den St.-Veits-Dom. Im Morgengrauen erhält er eine anonyme Nachricht, die ihn zu Dom lockt. Im Reliquienschrein findet er kurz darauf eine noch blutige Hand. Doch ehe er es sich versieht steht die Polizistin Klara Brochov hinter ihm und es taucht die passende Leiche zur Hand auf.

Brochov verdächtigt Rops zunächst des Mordes, muss ihn aber wieder laufen lassen. Von da an lässt sie den Mann nicht aus den Augen. Sie ist von dem exzentrischen Eigenbrödler fasziniert und verliebt sich zu ihrem eigenen Entsetzen in ihn.

Doch schon bald geschieht ein zweiter Mord und die beiden werden immer mehr in dunkle Geheimnisse mit hineingezogen…

Milos Urban hat mit „Im Schatten der Kathedrale“ ein spannendes Buch geschaffen, das einen fast bis zum Schluss fesselt. Aber auch hier ist es dann leider so wie bei den meisten dieser Bücher: Das Ende ist dann doch eher enttäuschend. Aber dies mindert das Lesevergnügen nicht sonderlich. Die Atmosphäre ist düster, die dunklen Gewölbe drückend und Verweise auf mittelalterliche Werke, Legenden und Sahen runden diese ganze Stimmung noch ab. Ãœberhaupt überzeugt Urban besonders über seine Sprache. Die Ort- und Personenbeschreibungen sind durch und durch fesselnd und konsequent.

Auch die stetigen Perspektivwechsel zwischen den beiden Protagonisten, die sich umkreisen wie die Motte das Licht, fließen dynamisch ineinander über und sorgen so für Abwechslung.

„Im Schatten der Kathedrale“ kann sich vielleicht nicht mit Büchern von Umberto Eco messen, aber viele andere auf diesem Gebiet hat der Autor sicherlich übertroffen.

Ein spannendes und fesselndes Buch. Sicherlich kein Muss, aber mit seinen 220 Seiten auch schnell gelesen und so die perfekte Unterhaltung für Zwischendurch.

Logo 08 © Börsenverein des Deutschen Buchhandels

Ja, jetzt werden viele bestimmt schmunzelnd an so berühmte Tage wie den des Bieres oder der der Parke denken, über deren Sinn oder Unsinn sich streiten lässt. Doch der Welttag des Buches wird in einigen Regionen der Erde sogar traditionell begangen und es finden viele Veranstaltungen rund ums Thema lesen und lesen lassen statt.

Der 23. April wurde 1995 von der UNESCO offiziell zu einem weltweiten Feiertag zu Ehren des geschriebenen Worts und der Rechte der Autoren erklärt. Doch warum gerade dieses Datum?

Erstens ist es der vermutete Geburts- und Todestag William Shakespeares, sowie die Todestage von Miguel de Cervantes und des katalanischen Schriftstellers Josep Pla. Auch der Geburtstag des isländischen Nobelpreisträgers Halldór Laxness fällt auf dieses Datum.

Zudem wird am 23. April in Katalonien der St. Georgstag traditionell gefeiert. Noch heute ist dies dort der Tag der Liebenden und des Buches (Meiner Meinung nach ein treffender zusammenhang 😉 ). Man schenkt all seinen Freunden und Liebsten ein Buch. Viele Buchhändler bieten ihre Ware an diesem Tag zu vergünstigten Preisen an und es gibt besondere Bücherflohmärkte und Stände. Nach altem Brauch schenkt der Mann am Georgstag seiner Liebsten eine Rose und sie ihm im Gegenzug ein Buch.

In Großbritannien und Irland werden in den Schulen Büchergutscheine an die Kinder verschenkt, die sie gegen 10 besondere Bücher einlösen können. Diese Bücher erscheinen nur an diesem Tag und können auch nur hier gekauft werden.

Plakat zum Welttag des Buches © Börsenverein des Deutschen BuchhandelsAber auch in Deutschland finden heute unzählige Veranstaltungen statt. Landesweit haben Verlage, Buchhandlungen, Bibliotheken und Schulen Lesungen und Projekte organisiert.

Und wer an keiner Aktion heute teilnehmen kann oder will, für den bleiben ja immer noch der gemütliche Sessel zuhause oder der Park (falls es bei euch heute so schön ist wie hier in Berlin) und natürlich das wichtigste Utensil: ein gutes Buch.

Also, einfach mal wieder abtauchen der sich in den Bücherdschungel stürzen!

Nähere Infos und ein Veranstaltungskalender findet ihr auf der offiziellen Homepage zum Welttag des Buches.

Öland © Nagy David

Das Erstlingswerk des Schweden Johan Theorin mit dem Titel „Öland“ darf man nicht mit anderen skandinavischen Krimis wie Mankell vergleichen. Es hat seinen eigenen ganz besonderen Charme und die Polizeiarbeit wird eigentlich überflüssig.

Auf der kleinen schwedischen Insel Öland verschwindet in den Siebzigern ein kleiner Junge spurlos. Zwanzig Jahre danach erhält seine Mutter Julia einen Anruf von ihrem Ex-Mann. Er hat einen neuen Hinweis zum Verschwinden ihres Sohnes gefunden und Julia soll sofort nach Öland zurückkommen. Sie reist sofort ab.

Alles deutet daraufhin, dass der mysteriöse Nils Kant der Mörder sei, doch dieser ist längst vor dem Verschwinden gestorben. Es gibt jedoch Gerüchte er streife immer noch durch die Gegend. Eine spannende und überraschende Suche beginnt…

Buchcover zu “Öland”Besonders die Sprache von Johan Theorin hat mich begeistert. Die Beschreibungen der Landschaft Ölands unterstreichen die Stimmung auf eine geniale Art und Weise. Sowieso gibt es wohl keinen besseren Schauplatz für solch eine Geschichte. Nebel liegt über einer kargen Ebene. Das Meer konkurriert mit den harten Wetterlagen und Windmühlen und ein paar vereinzelte Touristen kreuzen einem den Weg.

Zudem sind die Charaktere wahnsinnig gut und genau gezeichnet. Man kann sich absolut in ihre Denkweisen hineinversetzen. Gut gefallen haben mir die Wechsel zwischen verschiedenen Zeitebenen gefallen, von den Vierzigern bis in die Neunziger.

„Öland“ soll übrigens der Auftakt eines vierteiligen Serie sein, die alle auf Öland spielen und sich nach den jeweiligen Jahreszeiten richten. Dieser Teil spielt im Herbst.

Man darf also auf die Nachfolger gespannt sein. Absolut empfehlenswert. Weiter so, Herr Theorin!

Buchcover zur Biographie von Nina von StauffenbergWie fühlt es sich wohl an seinen Kindern mitteilen zu müssen, dass ihr Vater hingerichtet wurde? Oder was passierte mit der Familie vom fast schon legendären Hitlerattentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg?

Am 20. Juli 1944 missglückt das geplante Attentat auf Hitler. Einer der Drahtzieher und Bombenleger Claus Schenk Graf von Stauffenberg muss seine Kühnheit mit dem Leben bezahlen. Nicht nur, dass er eine Familie mit vier Kindern zurücklässt, sondern auch noch seine Frau Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg, die mit ihrem fünften Kind gerade schwanger ist.

Und genau dieses Kind, das seinen Vater nie kennenlernen sollte, Constanze Gräfin von Schulthess hat nun eine Biographie über ihre Mutter verfasst. Sie beschreibt Nina von Stauffenberg als eine selbstständige und starke Person, die durch den Mut ihres Mannes einiges durchmachen musste und trotz allem niemals aufgegeben hat.

Sie zeigt, dass Nina nicht bloß die brave Ehefrau hinter Graf von Staffenberg war, sondern aktiv ihren Mann zu dem Attentat ermutigte und der festen Überzeugung war, er tue das Richtige.

Nach dem Attentat wurde die gesamte Familie Stauffenberg in Sippenhaft gestellt. Die Kinder werden ihr weggenommen und unter falschem Namen zur Adoption freigegeben. Sie selbst wird von den Nazis verhört, kann sich aber als nichtsahnende Hausfrau verkaufen und verrät niemanden. Daraufhin kommt sie ins KZ Ravensbrück in Isolationshaft. Die Zeiten übersteht sie nur, da die Schwangerschaft sie zum Durchhalten zwingt. Sie veranstaltet imaginäre Musik- und Literaturabende in ihrer Zelle und rezitiert Gedichte.

Constanze wird in Gefangenschaft geboren. Zusammen können sie aber nach dem Krieg in Ninas Elternhaus zurückkehren. Sie lebt fortan von ihrer Witwenrente und engegiert sich für den Denkmalschutz und die Deutsch-Amerikanische Freundschaft. Heiraten sollte sich nicht noch einmal. Nina Gräfin von Stauffenberg stirbt 2006.

Constanze Gräfin von Schulthess zeichnet ein feinfühliges und spannendes Porträt einer Frau, bei der die Zeit schwere Wunden hinterlassen, die aber trotzdem niemals ihre Hoffnung verloren hat. Eine wirklich lesenswerte Biographie.

Das Erstlingswerk des britischen Kolumnisten Jonathan Barnes schlägt ein wie eine Bombe. Zunächst war ich ja ein bisschen skeptisch. Ich dachte mir: „Nicht schon wieder so nen Terry-Pratchett-Verschnitt, der auf der Kommerzwelle von Fantasy und Co. mitreiten will. Doch spätestens nach dem ersten Absatz wird man eines besseren belehrt.

Schon der Anfang ist genial: „Seien Sie gewarnt. Dieses Buch besitzt keinen wie auch immer gearteten literarischen Wert. Es ist ein grässliches, gewundenes, zweifelhaftes Konvolut von Unsinnigkeiten, bevölkert von wenig überzeugenden Charakteren, geschrieben in trockener, öder Prosa, der öfteren lächerlich und gewollt bizarr. Es ist wohl überflüssig, hier anzumerken, dass Sie keiner Zeile Glauben schenken werden.“

Buchvover zu “Das Albtraumreich des Edward Moon”Und in diesem leicht ironischen, typischen britischen Stil ist „Das Albtraumreich des Edward Moon“ eine spannende und skurrile Mischung aus Fantasy, Horror und Krimi.

Wir befinden uns im viktorianischen London um 1900 herum. Der Zauberer Edward Moon geht langsam auf die 60 zu und löst inzwischen viel lieber Kriminalfälle als auf der Bühne zu stehen. Eines Tages werden er und sein Assistent, ein zwei Meter großer schlafwandelnder Riese, zur Aufklärung einer Mordserie gerufen. (Allein schon die Morde könnten skurriler nicht sein… 😀 )

Immer mehr ziehen die Ermittlungen die beiden in die Unterwelt Londons, zu Fliegenmenschen, Hellsehern und Geheimbünden. Nicht nur sein Schicksal, sondern das der ganzen Welt steht schließlich auf dem Spiel…

„Das Albtraumreich des Edward Moon“ ist fast schon genial und absolut kultverdächtig. Es verbindet die schnippische Sprache eines Oscar Wilde, mit dem Humor von Monty Python und der detektivischen Raffinesse eines Sir Arthur Conan Doyles. Von der Stimmung her, erinnert es zudem ein bisschen an Edgar Allen Poe.

Das Buch ist manchmal kurios, mal gruselig, dann wieder spannend oder poetisch. Es ist die einzigartige Mischung, die es so besonders macht. Noch nie habe ich etwas wie dies gelesen. Jonathan Barnes hat seinen absolut eigenen Stil gefunden und dies ist heutzutage sehr selten…

Zum Ende flaut es zwar etwas ab, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch.

Solche Bücher geben einem die Hoffnung in den Literaturbetrieb und die Kreativität wieder. Ein absolutes Muss für jeden, der noch auf gute Literatur steht! Den Namen Jonathan Barnes muss man sich unbedingt merken.

Ach ja, im Februar ist übrigens Barnes zweites Buch „The Domino Men“ in England erschienen. Man kann also auf die deutsche Fassung gespannt sein. 😉

Stellt euch vor, ihr seit 180 Tage zusammen mit den Reichsten der Reichen in absolutem Luxus auf einem Kreuzfahrtschiff eingeschlossen. Für viele mag das im ersten Moment vielleicht verführerisch klingen, doch nach 180 Tagen Hummer, Kavier und Schicki-Micki-Attitüde würden wahrscheinlich die meisten Normalsterblichen am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehen. Und genauso geht es der Hauptperson in Matthias Polityckis neustem Roman.

Buchcover zu “In 180 Tagen um die Welt”Der kleine Finanzbeamte Johann Gottlieb Fichtl aus einem bayrischen Kaff mit dem klingenden Namen Oberviechtach gewinnt im Lotto und darf eine 180-tägige Weltreise auf einem Fünf-Sterne Luxus-Kreuzfahrtschiff antreten.

Mit Musterkrawatten und Aldi-Anzug bewaffnet begibt er sich unter die oberen Zehtausend und schafft es tatsächlich so zu tun als gehöre er dazu. Ab sofort ist er nur noch „der Doktor“ und erhält nach und nach neue Einblicke in das skurrile Leben an Bord, die er in seinem Tagebuch festhält.

Die Gesellschaft bzw. die „Kreuzfahrtfamilie“ der „Hütte“, so nennnen die Passagiere den Luxusliner MS Europa, kommt daher wie ein Riesencampingplatz mit Kavier, Hummer, Pool und prominenten Gästen, wie „Vereinsmayer im Frack“. Dazugehören ist alles und die Gerüchteküche brodelt natürlich. Roberto Blanco schmettert „Ein bisschen Spaß muss sein“ und die Leute sind so mit dem Leben an Bord beschäftigt, dass die Ausflüge in über 50 verschiedene Länder eher lästig erscheinen.

Matthias Politycki weiß bei diesem satirischen Feuerwerk, wovon er spricht. Eine Kreuzfahrtgesellschaft hatte ihn als Schiffsschreiber auf eben so eine Weltreise eingeladen. Er musste nur ein Internet-Tagebuch über darüber schreiben. Und zusätzlich ist also auch noch sein Buch „In 180 Tagen um die Welt“ dabei herausgekommen. (Das Hörbuch hierzu mit dem Titel „Das Schiff“ ist übrigens auch sehr zu empfehlen.)

Fast alle Anekdoten sind größtenteils auf dieser Fahrt wirklich passiert und wurden ihm meist heimlich von anderen Passagieren erzählt. Diese skurrile Welt hat er dann, dem Schiffs- und Luxuskoller nahe, überspitzt zusammengefasst. Jeden Tag Kaviar hält keiner aus. Je länger man an Bord ist, desto weniger hat man Bedarf daran“, weiß Politycki jetzt.

„In 80 Tagen um die Welt“ ist ein Feuerwerk an Satire. Der Autor führt uns in eine vermeintlich fremde Welt ein, in der sich alles um Haben und Besitz dreht, wo der Protagonist erst in den unteren Mannschaftsdecks das wahre Leben findet.

Braten im eigenen Saft… Wohl bekomms! 😉

Wer sich ein wenig im Bereich Horror- und Thrillerliteratur auskennt, dem wird bereits beim Namen Jack Ketchum das Blut gefrieren. Niemand schreibt so brutal und gleichzeitig so ehrlich und interessant.

Und auch in seinem Buch „Beutezeit“ verfolgt Ketchum das Prinzip der offenen Brutalität.

Buchcover zu “Beutezeit”Die Geschichte klingt erst einmal nach Klischeehorror. Drei Paare wollen in einem einsam in einem Wald gelegenen Haus eine entspannte Urlaubswoche verbringen. Doch bereits in der ersten Nacht werden sie von einer Gruppe verwahrloster Kannibalen heimgesucht, die in den Wälder unter primitivsten Bedingungen leben und die Urlauber als willkommene Beute betrachten. Das Schlachten beginnt…

Doch hinter diesem vermeintlich einfachen Gerüst steckt mehr. Ketchum beschreibt in einer absolut schnörkellosen und direkten Sprache alle Einzelheiten menschlicher Gewalt. Die Charaktere entwickeln sich während dieses fortwährenden Albtraums zusehends. Spannend ist auch der Ansatz, das ein spontaner Wechsel der vermeintlichen Hauptperson stattfindet.

Für Jack Ketchums Art von Horror eine Beschreibung zu finden ist sehr schwer. Es ist brutal, aber doch irgendwie intelligent gemacht. Er verwendet eine großartige Sprache für den banalsten Splatter. Kein Detail der Blut- und Gewaltorgie wird beschönt oder weggelassen. So etwas Direktes und Intensives hat man selten erlebt.

Dieses Buch hat eine Energie, die man bei dem heutigen Kommerzbrei nur noch selten findet. Man wendet sich zwar an manchen Stellen bstürtzt ab und schwört nie wieder etwas von Ketchum zu lesen und doch kann man nicht aufhören.

Es ist aber nicht nur reines Gemetzel, es ist vielmehr eine brutale Überlegung wo die Grenzen der Menschlichkeit und der Zivilisation aufhören. Er erschüttert mit diesem Buch unsere Grundmauern des menschlichen Zusammenlebens und experimentiert geschickt mit unseren Empfindungen.

Wer starke Nerven und einen guten Magen hat, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Macht euch aber auf etwas gefasst. Selbst die hartgesottendsten werden schockiert sein und eine schlaflose Nacht vor sich haben.

Buchcover zu “Klimakriege”In seinem neuesten Buch „Klimakriege – Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird“ beschreibt der Sozialpsychologe Harald Welzer eine düstere Zukunftsprognose um die Folgen des Klimawandels auf unsere globalen gesellschaftlichen Strukturen.

Dieses Jahrhundert wird für die Weltbevölkerung, besonders die Europas und Afrikas, laut Welzer massive Veränderungen bringen. Schon jetzt merken wir die Folgen des Klimawandels deutlich und während die einen es lächelnd abtun, in der BILD-Zeitung darüber lesen oder nur die Veränderungen der Umwelt bedenken, könnten hierdurch aber auch bestehende gesellschaftlichen Strukturen aufgelöst und mit fatalen Auswirkungen abgewandelt werden.

Zurückgehende Ernten und ein Mangel an Trinkwasser führen in betroffenen Gebieten schon heute zu ökonomischen und sozialen Katastrophen und dieses Phänomen wird sich ausweiten. Auch wir, die sogenannten reichen Länder, könnten davon massiv beeinflusst werden. Schon heute haben diese Umstände zu riesigen Flüchtlingsströmen und Bürgerkriegen geführt, wie die Völkermorde in Dafur oder Ruanda zeigen.

Aber Harald Welzer gibt auch Ausblicke auf das, was man dagegen tun kann oder es zumindest versuchen. Neben einer guten Übersicht über die aktuelle politische Weltlage, verleiht er durch ihre teils neue Kombination alten Thesen eine besondere Intensität.

Andere Rezensionen haben diesem Buch Pathos vorgeworfen. Das finde ich aber überhaupt nicht. Seine Sprache bleibt bei allem sehr sachlich und er hat zudem einen wirklich guten Recherchejob geamcht. Wenn ein gewisses Pathos aufkommt, dann dient es dazu dem Leser den Ernst der Lage begreiflich zu machen und ist somit an manchen Stellen einfach notwendig und verständlich. Wer kann schon bei der Aussicht auf Krieg um Nahrung oder der Veränderung bzw. Intensivierung bestehender oder festgefahrener Strukturen stets sachlich bleiben? Das wäre, meiner Meinung nach, reine Polemik!

Harald Welzer beschreibt uns einen schockierenden Ausblick auf eine mögliche Zukunft, die wir jetz aber noch in dieser Form verhindern können.

Hörbuch zu Rethers Programm “LIEBE”

Als ich Hagen Rether das erste Mal sah, war ich absolut dankbar! Dankbar für seine bissigen Pointen, für seine messerscharfen Ein- und Ansichten in unsere Gesellschaft und Politik und für seinen Mut die Wahrheiten dem Publikum unerschrocken und direkt vorzuhalten.

Dankbar auch dafür, dass es auch noch jüngere Menschen unter den Kabarettisten gibt, die rein politisch und gesellschaftskritisch bleiben und nicht ganz oder nur zum Teil in den Comedybereich abrutschen. Ich kann diese bescheuerten Alltagswitze nicht mehr hören, à la „Neulich im Supermarkt“ oder „Kennen Sie den Unterschied zwischen Männern und Frauen“. Genau diesen Comedymist würzen viele dann noch mit ein bisschen Politik (Ich äffe die Kanzlerin nach) und schon nennt man das heute bei den Jüngeren politisches Kabarett.

Hagen RetherLange musste man auf neue Ansätze im diesem Bereich warten (Nichts gegen Jonas, Priol, Rebers, Richling und Co.). Hagen Rether experimentiert mit den Formen und Darstellungsweisen des Humors. Er gibt dem politischen Kabarett ein Stück Kunst zurück.

Sein Programm „LIEBE“ rechnet ehrlich und direkt mit dem ab, was unsere Medien-, Gesellschafts- und Politiklandschaft so antreibt, abtreibt und eintreibt…

Er sagt forsch seine Meinung und immer wieder kann man im Publikum Menschen beobachten, die sich auf den Schlips getreten fühlen oder sich fragen, ob sie an dieser Stelle überhaupt lachen dürfen. Und das ist gut so. Nur auf diese Weise kann man Menschen wecken.

Und Rether macht dies auf seine einmalige leise Holzhammermethode. Auch hat er verstanden, dass nicht einzelne Leute im System, die man schnell mal zu Sündenböcken abstempeln kann, das Problem sind, sondern dass es das System selbst ist.

Hagen Rethers Art und Weise zu beschreiben ist wirklich schwierig, am besten sieht man sich ihn selbst an oder holt dies per Hörbuch nach! 🙂

Spätestens seit der Verfilmung (2006) des Buches „Die schwarze Dahlie“ von Brian de Palma oder „L.A. Confidential“ ist vielen der Krimi- und Thrillerautor James Ellroy ein Begriff.

Ellroy ist ein Meister im Beschreiben von düsteren Szenen und noch dunkleren und geheimnisvolleren Charakteren.

Cover der Neuauflage von “Black Dahlia”Und auch „Die schwarze Dahlie“ trägt diese Stimmung unentwegt vor sich hin. Die Geschichte basiert auf einer wahren Begenbenheit. Die Sprache ist hart, direkt und meist recht zynisch.

Wir befinden uns in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre: Die beiden Cops Dwight „Bucky“ Bleichert und Leland „Lee“ Blanchard, beide Ex-Boxer, werden beide auf den Mordfall des 22-jährigen Möchtegern-Starlets Elizabeth Short angesetzt, deren Leiche bestialisch zugerichtet wurde. Schnell zerreißen die Medien den mysteriösen Fall um die „Schwarze Dahlie“, wie sie aufgrund ihrer Vorliebe für schwarze Kleidung genannt wird.

Der Fall wird für die Polizisten zu einer Obsession der sie nur schwer standhalten können. Immer mehr werden sie in finstere Machenschaften gezogen…

James Ellroy nimmt uns mit in eine Welt voller Korruption, Prostitution, Rassenhass, Brutalität und Intrigen, zudem räumt er nach und nach mit der Industrie in Hollywood auf.

Seine Charaktere sind wahnsinnig gut gezeichnet und er nimmt sich auch zu Anfang genügend Zeit, diese und ihr Leben genau aufzubauen und darzustellen. Stück für Stück nähert er sich dem eigentlichen Handlungsstrang an, so dass man die Handlungweisen der Protagonisten nachvollziehen kann und sogar eine eventuelle Identifikation möglich ist. Durch seinen klaren und gut durchdachten Stil macht er komplizierte Handlung verständlich.

Ein wirklich gut konstruierter und intelligenter Krimi, der einen ziemlich schnell mitreißt und auch immer in dieser Stimmung gefangen hält. Für Thriller– und Krimifreunde absolut empfehlenswert!

Ach übrigens, James Ellroy hat das Drehbuch zu dem neuen Film mit Keanu Reeves „Street Kings“ geschrieben.

Buchcover zu “Jaguar und Neinguar”Viele werden den Autor Paul Maar vor allem durch seine Geschichten über das Sams kennen. Doch Maar kann nicht nur gute Geschichten für Kinder erzählen, er ist auch ein fleißiger Schreiben von amüsanten Versen.

Solche Art von Kinderbüchern ist in meinen Augen, bei all der heutigen Reizüberflutung und dem Trendbewusstsein, das bereits den Kleinen eingeimpft wird, übrigens wirklich erholsam und wichtig.

In seinem neuesten Buch mit dem, wie ich finde, sehr gelungenen Titel „Jaguar und Neinguar“ wurden an die 200 Gedichte Paul Maars zusammengefasst.

Mit viel Charme und Witz vermittelt er so Kindern Gedichte und beweist, dass sie gar nicht langweilig und altbacken sein müssen.

Es gibt hier einfache Abzählreime, die gut ins Ohr gehen, kleine Erzählungen in Gedichtform über Hexen, Drachen und Zauberer, aber auch Rätsel- und Schüttelverse.

Aber auch das allseitsbeliebte Sams ist in ein paar Versen vertreten.

Ute Krauses Bilder unterstreichen frech den Wortwitz Maars und machen so das Lesen zu einem noch größeren Vergnügen.

Und nicht nur Kindern werden die witzigen und intelligenten Reime gefallen. Das ist ein Buch, bei dem Eltern beim Vorlesen genauso unterhalten werden wie ihre Kinder. So wird die Gute-Nacht-Geschichte, wozu sich die Gedichte übrigens besonders gut eignen, zu einem spielerischen Umgang mit Worten.

Ein Buch für Jung und Alt!