Thomas Pynchon – Das allgegenwärtige Phantom
Einer der wohl bedeutendsten und gleichzeitig kontroversesten Autoren der Postmoderne ist Thomas Pynchon. Ein ständiger Mythos umgibt diese Person. Kursieren doch keinerlei aktuelle Fotos von ihm – die letzten sind über 40 Jahre alt.
Doch nicht nur die selbstgeschaffene Ironie, nicht in den Medienfokus gerückt werden zu wollen und gerade dadurch aber für die Presse interessant zu werden, sondern auch Pynchons unvergleichlich kreativer Schreibstil, verhelfen ihm zu einer Sonderstellung im Literaturbetrieb.
Thomas Pynchon, 1937 auf Long Island, New York, geboren, studierte zunächst Physik, dann englische Literatur an der Cornell-Universität, wo er ein Schüler Vladimir Nabokovs („Lolita“) war. Nach seinem Abschluss 1958 lebte er in New York und arbeitete fieberhaft an seinem ersten Roman. 1960 war er für kurze Zeit technischer Redakteur bei Boeing.
Als dann 1963 sein Debütroman „V.“ erschien, begann er sich vollkommen von jeglicher Form von Öffentlichkeit abzuschotten. Deshalb ist über diese Zeit nur bekannt, dass er mit seiner Frau, mit der er auch ein Kind hat, an der amerikanischen Westküste gelebt hat. Anfang der 1990er ist er wohl nach New York, genauer Manhattan zurückgezogen, wo er wahrscheinlich heute noch lebt.
Das Rätsel um seine Person ist inzwischen zu einer Art „Running Gag“ in der amerikanischen Kultur geworden. Er hat beispielsweise regelmäßig Gastauftritte bei den „Simpsons“, wobei er sich selbst spricht, die Figur aber eine Papiertüte mit Fragezeichen auf dem Kopf trägt.
Dies beweist einmal mehr Pynchons wunderbaren Sinn für Humor und Ironie, der bei aller Hoffnungslosigkeit in seinen Werken trotzdem immer mitschwingt. Zu seinen Hauptthemen zählem meist Krieg, Todessehnsucht oder Paranoia. Sein größtes Geschick ist aber zwischen den Gattungen wechslen zu können, ohne dass es jemals konstruiert oder hölzern wirkt. Er kennt sich ebenso mit Comics und Trickfilmen aus, wie mit Technik, Physik, Philosophie, Psychologie und Religion. Und all dies verbindet er zu einem realistischen Spiegelbild unserer Gesellschaft und des Menschen an sich.
In den meisten seiner Romane, wie in seinem Hauptwerk „Die Enden der Parabel“ gibt es eine Vielzahl an Charakteren und Figuren, die alle parallel zueinander handeln und agieren. So hält er stets eine literarische Momentaufnahme der Welt fest. Alles ist wie in einem Spinnennetz miteinander verwoben, bedingt sich gegenseitig und ist doch unabhängig voneinander.
Thomas Pynchon ist bestimmt nicht einfach zu lesen, aber Dranbleiben lohnt sich auf alle Fälle!
Werke (Jahr der Veröffentlichung in Deutschland):
- V. (1968)
- Die Versteigerung vn Nr.49 (1973)
- Die Enden derParabel (1981)
- Spätzünder – Frühe Erzählungen (1985)
- Vineland (1991)
- Mason & Dixon (1999)
- Gegen den Tag (2008)