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Wie einzigartig ist der Mensch?

Wer kurzweilige Unterhaltungsliteratur sucht, der ist bei José Saramago falsch. Seine Sprachgebilde sind für den normalen Leser wohl eher gewöhnungsbedürftig, aber dafür so gewaltig, dass sich ein Einlassen darauf wirklich lohnt.

Mit „Der Doppelgänger“ ist dem portugiesischen Literaturnobelpreisträger solch ein weiteres Kunststück gelungen. Die Sprache lädt teilweise wahrlich „zum Verweilen“ und Nachdenken ein. Sie kennt kaum vollständige Sätze, keine „normale“ Interpunktion, ja, sie gleicht einem stetigen Gedankenfluss, der sich um diverse philosophische Berge und ausschweifende Täler schlängelt.

Doch hat man sich einmal darauf eingelassen und sich daran gewöhnt, wird „Der Doppelgänger“ zu einer spannenden Art von Krimi mit einem überraschenden Ende.

Buchcover zu “Der Doppelgänger”Der Geschichtslehrer mit dem komischen Namen Tertuliano Máximo Afonso, unter dem er selbst leidet, ist ein geschiedener und durch und durch logischer Einzelgänger mit depressiven Anwandlungen. Er verharrt zurückgezogen in seinem normalen Alltag ohne Besonderheiten.

Eines Abends sieht er sich einen Videofilm an, der ihm wie erwartet natürlich nicht gefällt. Doch es trifft ihn wie einen Schlag als er einen Nebendarsteller entdeckt, der bis auf das kleinste Detail genauso aussieht wie er.

Nun beginnt er aktiv zu werden und nach seinem vermeintlichen Ebenbild, und somit indirekt nach sich selbst, zu suchen. Dies wird sein Leben von Grund auf verändern…

Ein Roman über die Suche nach der eigenen Identität und der Sorge nach dem Verlust derselben.

Als Leser ist man mittendrin in der intimen Gedankenwelt des Protagonisten. So verdeutlicht der Autor auch das ständige Zusammenreißen, das Formwahren und das Unausgesprochene unserer Gesellschaft.

So schweift Saramago auf teils ironische Art und Weise in philosophische und psychologische Gefilde ab und nimmt seine Rolle als Schriftsteller dabei selbst nicht zu ernst. Es tut besonders gut, bei all dem heutigen literarischen Einheitsbrei, einen Autor zu sehen der noch versucht mit der Sprache zu spielen und auch poetisch neue Wege zu gehen.

„Der Doppelgänger“ ist ein Werk bei dem Dranbleiben eindeutig belohnt wird.

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