Die Nacht der Raben
Ann Cleves hat mit „Die Nacht der Raben“ einen guten Auftaktroman zu ihrer geplanten Krimireihe, die alle auf den Shetland-Inseln spielen sollen, geliefert.
Den meisten werden die Shetland-Inseln, rund 180 km nördilich der Küste Schottlands gelegen, nur aufgrund der der gleichnamigen Ponyrasse ein Begriff sein. Doch mit friedlichem Reiter- oder Eilandidyll hat „Die Nacht der Raben“ wenig zu tun.
In der Neujahrsnacht besuchen zwei Mädchen, Sally und Catherine, als eine Art Mutprobe den als verrückt geltenden, verschrobenen alten Kauz Magnus Tait. Dieser wurde schon vor Jahren für das Verschwinden eines kleinen Mädchens verantwortlich gemacht. Doch für Magnus entwickelt sich aus diesem Besuch mehr. Er findet vor allem an Catherine gefallen und als er sie ein paar Tage später im Bus wiedertrifft, lädt er sie nochmals zu sich nach Hause ein.
Doch kurz darauf findet die junge Mutter Fran Hunter die Leiche Catherines im Schnee wieder. Sie wurde mit einem roten Schal erwürgt und Raben schwirren um den leblosen Körper. Detective Inspector Jimmy Perez übernimmt die Ermittlungen. Dieser ist als einziger davon überzeugt, dass Magnus Tait nicht der Täter sein könnte.
Das Ganze wird dann noch brisanter als an dem Wikingerfest Up Helly Aa Frans kleine Tochter verschwindet…
Die düstere und drückende Ätmosphäre der Insel nimmt einen vom ersten Moment an gefangen. Und dies ist, zum Glück, einer der Krimis, der nicht auf Tempo setzt, sondern sich Zeit lässt die Geschichte und die Charaktere in Ruhe zu entwickeln. Langsam findet man sich unter den Bewohnern des Eilands und deren Sitten, die zum Teil auf alten Wikingerbräuchen beruhen, wieder. Man wird ein Teil der Insel und fiebert so bis zum Schluss mit.
Und auch dieser ist gut gelungen. Weiß man doch nicht von Anfang an gleich, wer der Täter ist, denn die Autorin Ann Cleeves streut zwischendurch immer wieder geschickt Hinweise, die mehrere Theorien plausibel machen.
Ein anständiger Auftakt für Freunde der guten Geschichtenführung.
P.S.: Der zweite Band der Reihe mit dem Titel „Der längste Tag“ ist diesen Monat erschienen.