Wer Lust auf eine kurzweilige Grusellektüre hat, dem würde ich Justin Richards „Death Collector“ empfehlen. Die Geschichte hinterlässt keinen bleibenden Eindruck oder wartet auch nicht mit irrwitzigen Welten auf, aber sie unterhält einen eine Weile ganz gut.
Richards Geschichte pendelt irgendwie zwischen Klassikern der Gruselliteratur wie „Frankenstein„, einem Hauch von Science Fiction, Krimi und Mystery hin und her.
Wir befinden uns im viktorianischen London: George Archer arbeitet im Britischen Museum und liebt diesen Job über alles. Doch eines Tages beobachtet er, der es eigentlich eher ruhig mag, aus Zufall in der dunklen Reservatenkammer ein Verbrechen. Zwei merkwürdige Gestalten versuchen die Tagebücher des verstorbenen Wissenschaftlers Henry Glick zu stehlen und töten dabei Georges Kollegen. Bei dem Kampf gerät das Tagebuch aus Versehen in Brand. Nur noch einen kleinen Fetzen kann George retten.
Unerwartete Hilfe bekommt er von Sir William, der im Museum für eine Abteilung unerklärlicher Dinge zuständig ist. Zufällig treffen sie auf den jungen Taschendieb Eddie und die resolute Liz Oldfield. Gemeinsam versuchen sie dem geheimnisvollen Tagebuch auf die Spur zu kommen und geraten in die düsteren und nebligen Abgründe Londons voller seltsamer, menschenfressender Monster und wieder lebendig gewordenen Leichen.
„Death Collector“ ist eine nette und spannende Geschichte um eine Gruppe wie sie unterschiedlicher nicht sein könnte. Und obwohl uns die Charakterzüge der Protagonisten nicht neu sind, sind sie liebvoll ausgearbeitet.
Auch die Atmosphäre des düsteren Londons ist durchweg gut gezeichnet und lädt wahrscheinlich besonders die jüngeren Leser zum Gruseln ein.
Ein wirklich schöner Zeitvertreib und besonders für Jugendliche ein guter Einstieg in die viktorianische Gruselliteratur.
Der erste Band der mittlerweile dreiteiligen Reihe um die Jurisfiktions-Agentin Thursday Next des walisischen Schriftstellers Jasper Fforde hat mich auf Anhieb begeistert. Es ist eine gelungene Mischung aus Spannung und Humor, Science-Fiction, Fantasy und Krimi.
Fforde hat eine fiktive Parallelwelt zu unserer erschaffen, die unserer gar nicht so unähnlich ist. Die Geschichte ist nur anders verlaufen: England befindet sich seit 130 Jahren im Krimkrieg gegen das zaristische Russland und Wales ist eine unabhängige Volksrepublik. Zeppeline sind das Hauptverkehrsmittel und genetisch dublizierte Dodos sind fast schon eine Selbsverständlichkeit.
Vor allem aber ist es eine Welt, in der Bücher eine wichtige Stellung haben. So wichtig, dass es extra Agenten gibt, die Bücher vor Fälschern schützen, die Jurisfiktions-Agenten. Und genau so eine ist Thursday Next. Kriminelle kidnappen hier schonmal Bücher und verändern sie, geben „Romeo und Julia“ zum Beispiel ein Happy End, was dramatische Folgen haben kann.
Thursday Next gerät in einen besonders heiklen Fall. Das Originalmanuskript von Dickens „Martin Chuzzlewit“ wird entführt und die Nation ist entsetzt. Schnell wird Next auf den drittgesuchtesten Mann des Landes Acheron Hades angesetzt, der zu allem Ãœberfluss auch noch das Manuskript zu Charlotte Brontes „Jane Eyre“ in seine Gewalt bekommt und droht, die Geschichte zu verändern.
Dies klingt alles sehr absurd und genau so ist es auch. Die Handlung lässt sich nur schwer beschreiben. Am besten liest man dieses geniale Werk selbst… 😉 Dadurch, dass Fforde eine so geschickte Balance zwischen Realität und Fiktion geschaffen hat, bleibt die Geschichte trotz aller Skrurrilität extrem spannend.
Was mich zudem begeistert hat, ist dass der Autor sich viel Zeit für die Charakterzeichnung genommen hat, was bei anderen fantastischen Werken häufig leider auf der Strecke bleibt.
Diese Bücherreihe muss man gelesen haben. Sie ist absolut kultverdächtig und eine Ode an die Welt der Bücher selbst!
Bücher über Vampire, in denen sich schmachtende Frauen dem ach so gefährlichen Fremden in Form eines Blutsaugers hingeben und in eine erotische Welt voller Liebe und Schmerz eintauchen, überfluten in letzter Zeit den Buchmarkt. Doch gleitet hier das eigentlich Schaurig-Schöne mehr und mehr in den seichten Kitsch einer Rosamunde Pilcher für „Gefährliche“ ab. Umso dankbarer ist man, wenn sich Verlage noch auf anspruchsvollere Geshichten verlassen.
So geschehen bei „Denn das Blut ist Leben“, einer Sammlung von 22 Vampirgschichten von den Klassikern bis hin zur Moderne. Mal wieder hat sich hier der Festa-Verlag (ein dickes Lob dafür) mehr auf Anspruch, Atmosphäre und sprachliche Gewandtheit gestützt, als auf platten Splatter oder Kitsch-Kommerz.
Schon Vampirgeschichten aus dem frühen 18. und 19. Jahrhundert im Stil des klassischen gotischen Horrors haben das Bild des Blutsaugers in der Literatur geprägt. Aber auch Bram Stokers „Dracula“ hat natürlich seinen verdienten Auftritt. Edgar Allen Poe konnte sich dem Mythos Vampir ebenfalls nicht entziehen.
Nach und nach hat das Vampirbild, vor allem durch Dracula beeinflusst, Einzug in die Trivialliteratur gehalten, davon zeugen die Geschichten aus den US-amerikanischen Pulp-Magazinen der Jahre zwischen den beiden Weltkriegen.
Aber auch das Bild eines weiblichen Vampirs wurde relativ früh entworfen. Aber auch, dass Erotik und Vampir untrennbar sind, wiederlegen viele Geschichten. Längst hat sich der Vampir der Moderne angepasst und kann mit den unterschiedlichsten Facetten aufwarten, teils sogar ins Komische gehend, fern ab von Monster-Klischees.
Anhand der 22 Geschichten dieser Sammlung kann man die Entwicklung des Vampires als literarische Figur sehr gut verfolgen. Auch die Schauplätze sind so vielfältig wie das Leben, äh, das Ableben, selbst. Ob nun in Transylvanien oder in Hollywood, diese Auswahl an Geshichten nimmt einen endlich mal wieder in eine dem alten Mythos des Vampirs würdige Atmosphäre mit und beweist, dass dieses literarische Vorbild alles andere als platt ist.
An dieser Sammlung können sich so manche Verlage eine Scheibe abschneiden. Endlichwird mal eine ihrem Thema gerecht!
Das Erstlingswerk des britischen Kolumnisten Jonathan Barnes schlägt ein wie eine Bombe. Zunächst war ich ja ein bisschen skeptisch. Ich dachte mir: „Nicht schon wieder so nen Terry-Pratchett-Verschnitt, der auf der Kommerzwelle von Fantasy und Co. mitreiten will. Doch spätestens nach dem ersten Absatz wird man eines besseren belehrt.
Schon der Anfang ist genial: „Seien Sie gewarnt. Dieses Buch besitzt keinen wie auch immer gearteten literarischen Wert. Es ist ein grässliches, gewundenes, zweifelhaftes Konvolut von Unsinnigkeiten, bevölkert von wenig überzeugenden Charakteren, geschrieben in trockener, öder Prosa, der öfteren lächerlich und gewollt bizarr. Es ist wohl überflüssig, hier anzumerken, dass Sie keiner Zeile Glauben schenken werden.“
Und in diesem leicht ironischen, typischen britischen Stil ist „Das Albtraumreich des Edward Moon“ eine spannende und skurrile Mischung aus Fantasy, Horror und Krimi.
Wir befinden uns im viktorianischen London um 1900 herum. Der Zauberer Edward Moon geht langsam auf die 60 zu und löst inzwischen viel lieber Kriminalfälle als auf der Bühne zu stehen. Eines Tages werden er und sein Assistent, ein zwei Meter großer schlafwandelnder Riese, zur Aufklärung einer Mordserie gerufen. (Allein schon die Morde könnten skurriler nicht sein… 😀 )
Immer mehr ziehen die Ermittlungen die beiden in die Unterwelt Londons, zu Fliegenmenschen, Hellsehern und Geheimbünden. Nicht nur sein Schicksal, sondern das der ganzen Welt steht schließlich auf dem Spiel…
„Das Albtraumreich des Edward Moon“ ist fast schon genial und absolut kultverdächtig. Es verbindet die schnippische Sprache eines Oscar Wilde, mit dem Humor von Monty Python und der detektivischen Raffinesse eines Sir Arthur Conan Doyles. Von der Stimmung her, erinnert es zudem ein bisschen an Edgar Allen Poe.
Das Buch ist manchmal kurios, mal gruselig, dann wieder spannend oder poetisch. Es ist die einzigartige Mischung, die es so besonders macht. Noch nie habe ich etwas wie dies gelesen. Jonathan Barnes hat seinen absolut eigenen Stil gefunden und dies ist heutzutage sehr selten…
Zum Ende flaut es zwar etwas ab, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch.
Solche Bücher geben einem die Hoffnung in den Literaturbetrieb und die Kreativität wieder. Ein absolutes Muss für jeden, der noch auf gute Literatur steht! Den Namen Jonathan Barnes muss man sich unbedingt merken.
Ach ja, im Februar ist übrigens Barnes zweites Buch „The Domino Men“ in England erschienen. Man kann also auf die deutsche Fassung gespannt sein. 😉
In den letzten Jahren sind ja viele Autoren auf den Fantasy-Zug, ausgelöst durch Peter Jacksons großartige Verfilmung von „Der Herr der Ringe“ (dazu später mehr), aufgesprungen, sei es, weil sie das große und schnelle Geld wähnten oder einfach nur fasziniert von einer andern Welt waren. Und manche von ihnen hatten dann auch das meist unverdiente Glück, aus welchen Gründen auch immer, offiziell mitgehypet zu werden. Bravo!
Und auch „Eragon“ von Christopher Paolini war so ein Werk.
Die Story ist absolut durchschnittlich und schnell erzählt. Der 15-jährige Eragon lebt in armen, aber traumhaften Verhältnissen 😉 in einem kleinen Dorf in den Bergen.
Eines Tages findet er einen seltsamen Stein, der sich schließlich als Drachenei entpuppt. Und kaum ist der kleine Drache geschlüpft ändert sich sein bisheriges Leben. Plötzlich wird er von grausamen Männern gejagt, die seine Familie töten und das Dorf abbrennen.
Mit dem Drachen im Schlepptau macht er sich auf die Suche nach den Mördern. Und schon nehmen die schicksalhaften Ereignisse seinen Lauf. Es stellt sich auf einmal heraus, dass er dem König den Thron streitig machen kann, da dieser ebenfalls ein Drachenreiter ist. Und so weiter und so fort…
Die Story ist ja durchaus nett und ganz niedlich geschrieben, was ja durchaus auch passt, da der Autor, als er das Buch geschrieben hat, erst 15 Jahre alt war. Und so klingt es auch… Die Geschichte setzt sich aus der Fantasie eines pupertierenden Teenagers zusammen, der alles was er über Fantasy (Tolkien) oder Science-Fiction (Star Wars) weiß, in einem Buch verwurstet. Ich gönne ihm ja den Erfolg und ich finde es auch lobenswert, dass es auch noch Jugendliche gibt, die sich mit Schreiben, Lesen und ihrer Fantasie auseinadersetzen. Aber warum sind die Leute weltweit so blöd und fallen darauf rein? (Ist nicht persönlich gemeint, nur meine Sicht der Dinge 😉 )
Sind wir wirklich schon auf dem Niveau, dass niemand mehr die alten Fantasy-Klassiker kennt oder schätzt? Und versteht die Masse Mensch nur die Sprache eines 15-Jährigen und nichts darüber hinaus?
Ich kann allen nur raten, sich mal mit den alten Sagen und Mythen (von der Edda über die keltischen Legenden bis hin zu Homer) oder mit klassischen Kinderbüchern (Michael Ende, usw.) und Fantasyautoren (Tolkien etc.) zu beschäftigen. Da findet man alles, was die J.K. Rowlings dieser Welt schamlos zusammengeklaut haben, bereits vor, nur tausendmal fantasievoller und besser!
Und im September diesen Jahres kommt auch schon der dritte Band heraus. Na, da darf man ja auf den Hype gespannt sein, jetzt wo die Rowling stiller wird… 😀
P.S. Nicht umsonst findet man auf youtube unzählige Veräppelungen…