Willkommen auf April, 2008 | Bücher - Romane, Krimis und mehr über eure Lieblingsbücher

Bücher über Vampire, in denen sich schmachtende Frauen dem ach so gefährlichen Fremden in Form eines Blutsaugers hingeben und in eine erotische Welt voller Liebe und Schmerz eintauchen, überfluten in letzter Zeit den Buchmarkt. Doch gleitet hier das eigentlich Schaurig-Schöne mehr und mehr in den seichten Kitsch einer Rosamunde Pilcher für „Gefährliche“ ab. Umso dankbarer ist man, wenn sich Verlage noch auf anspruchsvollere Geshichten verlassen.

Buchcover zu “Denn das Blut ist Leben”So geschehen bei „Denn das Blut ist Leben“, einer Sammlung von 22 Vampirgschichten von den Klassikern bis hin zur Moderne. Mal wieder hat sich hier der Festa-Verlag (ein dickes Lob dafür) mehr auf Anspruch, Atmosphäre und sprachliche Gewandtheit gestützt, als auf platten Splatter oder Kitsch-Kommerz.

Schon Vampirgeschichten aus dem frühen 18. und 19. Jahrhundert im Stil des klassischen gotischen Horrors haben das Bild des Blutsaugers in der Literatur geprägt. Aber auch Bram Stokers „Dracula“ hat natürlich seinen verdienten Auftritt. Edgar Allen Poe konnte sich dem Mythos Vampir ebenfalls nicht entziehen.

Nach und nach hat das Vampirbild, vor allem durch Dracula beeinflusst, Einzug in die Trivialliteratur gehalten, davon zeugen die Geschichten aus den US-amerikanischen Pulp-Magazinen der Jahre zwischen den beiden Weltkriegen.

Aber auch das Bild eines weiblichen Vampirs wurde relativ früh entworfen. Aber auch, dass Erotik und Vampir untrennbar sind, wiederlegen viele Geschichten. Längst hat sich der Vampir der Moderne angepasst und kann mit den unterschiedlichsten Facetten aufwarten, teils sogar ins Komische gehend, fern ab von Monster-Klischees.

Anhand der 22 Geschichten dieser Sammlung kann man die Entwicklung des Vampires als literarische Figur sehr gut verfolgen. Auch die Schauplätze sind so vielfältig wie das Leben, äh, das Ableben, selbst. Ob nun in Transylvanien oder in Hollywood, diese Auswahl an Geshichten nimmt einen endlich mal wieder in eine dem alten Mythos des Vampirs würdige Atmosphäre mit und beweist, dass dieses literarische Vorbild alles andere als platt ist.

An dieser Sammlung können sich so manche Verlage eine Scheibe abschneiden. Endlichwird mal eine ihrem Thema gerecht!

Buchcover zu “Python über Python”Wer Monty Python ist, brauche ich wohl fast niemandem zu erklären. Diese Truppe hat unseren heutigen Humor und die (inzwischen leider viel zu große) Comedylandschaft, nicht nur hierzulande, sondern weltweit, geprägt.

Ihren absolut, absurden, rabenschwarzen, aber immer intelligenten Humor haben die Herren Chapman, Cleese, Gillam, Idle, Jones und Palin in unzähligen Filmen , Auftritten und natürlich der Serie „Flying Circus“ einschlägig unter Beweis gestellt.

Längst sind sie zum Kult avanciert und fast jeder kann einen Python-Witz aus dem FF zitieren. Und logischerweise haben auch etliche Biographen sich an ihnen ausgelassen.

Doch in „Python über Python. Die Autobiographie von Monty Python“ kommen die sechs endlich einmal selbst zu Wort. Naja, die fünf noch lebenden… Bei Graham Chapman geht dies ja aus seinem Sarg heraus nur schlecht; an seiner Stelle spricht sein Bruder und sein damaliger Lebensgefährte.

Monty Python 1969In getrennten Interviews haben die Pythons dem Autor Bob McCabe nicht nur von Filmprokekten oder der Serie berichtet, sondern auch über ihren Werdegang. Zum ersten Mal kommen persönliche Details zur Sprache, die auch die nicht immer schönen Zeiten nicht auslassen. Doch alles in allem wird klar, dass, trotz Streit und Rivalität, sie immer eine Art Team waren, die gut zusammenarbeiten konnten. So erfährt man beispielsweise, dass eigentlich eine Fortsetzung von „Ritter der Kokosnus“ geplant war. Nur John Cleese war aufgrund des frühen Todes von Graham Chapman nicht damit einverstanden.

Aber dieser dicke Wälzer besticht vor allem durch seine unzähligen Bilder und natürlich den typischen Pythonschen Humor, den es wohl kein zweites Mal auf der Welt gibt und wahrscheinlich niemals geben wird. Sogar unsere Alltagskultur ist von ihnen geprägt, stammt doch beispielsweise das Wort „spam“ aus einem ihrer Sketche. (Hier…)

Mit „Python über Python“ haben sie ihren Fans eine wirkliche Freude bereitet, da man nicht nur aus Kommerzgründen wiederaufgewärmte Fakten und Texte bekommt, sondern neue und interessante Einblicke. Endlich mal ein Band für den sich der Preis wirklich lohnt.

Stellt euch vor, die Geschichte wäre ganz anders verlaufen. Die Nazis hätten ihre Kraft nicht auf die Ermordnung der Juden gelenkt, sondern stattdessen Russland besiegt. Die Atombombe wäre daraufhin nicht auf Japan, sondern auf Berlin abgeworfen worden. Die Gründung des Staates Israel wäre gescheitert und stattdessen haben sich die Juden in Alaska angesiedelt. Auch so könnte es passiert sein…

Buchcover zu “Die Vereinigung jiddischer Polizisten”Und genau dies ist die Ausgangssituation des neuen Buches „Die Vereinigung jiddischer Polizisten“ des Bestsellerautors Michael Chabon („Wonder Boys“).

60 Jahre lang haben die Juden sich in Sitka, Alaska, eine eigene kleine Welt geschaffen mit Jiddisch als Amts- und Umgangssprache. Doch nun soll der Distrikt wieder an Alaska zurückgegeben werden. Erneut droht ihnen Vertreibung und Heimatlosigkeit.

Und als wäre dies nicht schon genug, geschieht auch noch ein Mord. Der Polizist Meyer Landsmann vom Morddezernat, selbst ein total zerrütteter Philip Marlowe, wird zunächst auf den Fall angesetzt. Landsmanns Ehe ist gerade in die Brüche gegangen, er trinkt, wohnt in einem abgeranzten Motel, seine Exfrau ist seine neue Vorgesetzte und jetzt soll er auch noch den Tod eines heroinsüchtigen Schach-Genies, der auch noch eine Art Messias sein soll, aufklären.

Doch als der Fall plötzlich von oberster Stelle her zu den Akten gelegt werden soll, beginnt Landsmann zusammen mit seinem Partner auf eigenen Faust zu ermitteln. Langsam werden sie in eine Welt aus religiösem Wahn und politischem Sumpf hineingezogen…

„Die Vereinigung jiddischer Polizisten“ ist eine Art Hommage an die Krimis der 40er Jahre, wobei Michael Chabon aber seine ganz eigene Sprache gefunden hat. Es ist eine Mischung aus anklingender Melancholie, Verworrenheit und satirischem Humor. Zudem lässt der Autor das Jiddisch auf seine Art wieder aufleben. Wer sich ein Lexikon mit jiddischen Schimpfwörtern schreiben will, ist hier richtig. 🙂

Doch nicht nur das Szenario ist absolut irre und spannend, sondern auch, und das ist ja fast das Wichtigste an Krimis, die Handlung hält einen sofort auf Trab.

Nicht umsonst befand sich dieses Buch monatelang auf den amerikanischen Bestsellerlisten und soll nun sogar von den Coen-Brüdern (zuetzt mehrfach Oscarpremiert durch ihre Adaption von „No country for old men“) verfilmt werden.

Ein wirklich eigenes Buch, das seit langem mal wieder etwas frischen Wind in das Krimigenre bringt. Bravo!

Hier noch der Booktrailer auf youtube

“Die Blumen des Bösen”Charles Baudelaire ist einer der berühmtesten Dichter Frankreichs und wohl unbestritten einer der Wegbereiter der literarischen Moderne.

Er hat als einer der ersten Poeten über alle Themen des Lebens geschrieben und auch Tabus, wie Tod und Vergänglichkeit, nicht ausgelassen. „Les Fleurs du Mal“ („Die Blumen des Bösen“) ist die wohl berühmteste Sammlung seiner Gedichte. Ob er nun feinfühlige und sinnliche Leibesgedichte verfasst oder politische und gesellschaftliche Kritik äußert, sprachlich überzeugt Baudelaire immer.

Sein tragisches Leben (nährers zu seiner Biographie folgt…) ist immer direkt in sein Werk eingeflossen und so schaffte er es aktiv gegen die bestehende Moral der damaligen Zeit zu protestieren.

Charles BaudelaireSeine klare, aber immer poetische Lyrik, zieht einen sofort in ihren Bann. Er lehrt uns, dass auch in den hässlichsten und traurigsten Dingen ein Stück Schönheit und Leben steckt. Hier nun eines seiner düstereren Gedichte:

Danse macabre

Stolz wie ein Lebender von edelster Statur,
Mit Handschuhn, Taschentuch und großem Blumenstrauß,
Sieht, ungeniert und lässig, diese Kreatur
Närrisch wie eine hagere Kokette aus.

Sah man solch schmale Taille je auf einem Ball?
Verschwenderisch des reichen Kleide Weite fließt
Auf einen dürren Fuß herab in üppigem Fall,
Den, hübsch wie eine Blume, ein Quastenschuh umschließt.

Die Rüschen, die den Rand des Schlüsselbeins umspielen,
Wollüstig wie sich Bäche an den Felsen drängen,
Sie wehren schamhaft alle Späße ab, die zielen
Auf jenen schauerlichen Reiz, den sie verhängen.

Die tiefen Augen sind ganz finster und ganz leer,
Der Schädel, der mit Blumen kunstgerecht verziert,
Schwankt auf den zarten Wirbeln sachte hin und her.
O Zauber des Nichts, wunderlich ausstaffiert!

Du seiest nur ein Zerrbild, werden manche meinen,
Die sich am Fleisch berauschen, sie begreifen nicht
Die unerhörte Eleganz von menschlichen Gebeinen.
Großes Skelett, das dem, was mir gefällt, entspricht!

Kommst du, das Fest des Lebens mit feixendem Gesicht
Zu stören? Oder treibt dich älteres Verlangen,
Das dir noch immer die lebendigen Knochen sticht,
Daß du zu dem Spektakel der Lüste hingegangen?

Hoffst du, der Kerzenschimmer und das Geigenklingen
Verscheucht den Alptraum, welcher dich verlacht,
Und willst du dies im Sturm der Orgien erringen,
Daß er die Hölle dir im Herzen entfacht.

Du unversiegter Quell von Dummheit und von Unrecht!
Gefäß, wo immerwährend alte Qualen kochen!
Ich seh, durch deiner Rippen gebogenes Geflecht
Kommt unersättlich noch die Natter angekrochen.

Ich fürchte wahrlich nur, daß die Koketterie
Doch keinen Preis erringt, der ihre Mühe wert;
Die Sterblichen verstehen diese Scherze nie!
Der Reiz des Grauens wird von Starken nur begehrt!

Voll grausiger Gedanken die Augenhöhlen gähnen,
Und den gemessenen Tänzer weht ein Schwindel an,
Daß er das ewige Lächeln von zweiunddreißig Zähnen
Nicht ohne bittren Ekel mehr betrachten kann.

Doch wer hat kein Skelett in seinen Arm gedrückt,
Und wer mag nicht von toten Dingen speisen?
Was liegt am Wohlgeruch, am Kleide, das reich geschmückt?
Wer Abscheu zeigt, der muß sich selber schöner preisen.

Du nasenlose Bajadere, kühne Metze,
Sag doch zu diesem Tänzer, zeigt er sich gekränkt:
„Mein Liebling, trotz der Kunst des Schminkens, die ich schätze:
Du riechst nach Tod! Gebein mit Moschusduft getränkt;

Verwelkter Jüngling, Dandy, mit rasierten Wangen,
Ergrauter Lebemann und übertünchter Leichnam,
Der Reigentanz des Todes nimmt auch euch gefangen
Und schleift euch zu dem Ort, von dem nie Botschaft kam!

Vom kalten Seineufer zum heißen Ganges dehnt
Die Herde Sterblicher sich aus, sieht nicht hinauf,
Sieht nicht das Loch, das finster in der Ecke gähnt,
Den Engel mit Trompete, schwarz wie ein Büchsenlauf.

Es wundert sich der Tod, wie allerorts, allzeit
Die Menschen lächerlich sich an der Sonne winden;
Und auch nach Myrrhe duftend will er ihre Tollheit
Oftmals mit seiner Ironie verbinden!“

Eine Kurzbiographie zu Cahrles Baudelaire und ein paar seiner Gedichte als Audiodateien findet ihr auf vorleser.net

Hörbuch “Philosophische Vitamine”Bei Philosophie gähnen die meisten. Und viele überlegen sich bestimmt jetzt schon, ob sie überhaupt weiterlesen. Doch im Fall von Theo Roos lohnt es sich.

Er hat sich die berühmtesten Philosophen der Geschichte genommen und ihre Lehren und Denkansätze in kleine leicht bekömmliche Kapseln verpackt. Und da wir Menschen ja ständig auf irgendeiner Sinnsuche sind, können uns diese „Philosophischen Vitamine“ vielleicht wieder kleine Denkanstöße geben.

Hervorgegangen ist das Buch, sowie das Hörbuch aus einer Reihe, die Theo Roos für Kulturzeit auf 3sat produziert hat. Stets wird die Essenz eines Philosophen extrahiert, in unsere moderne Zeit geholt und zusammenfassend auf den Punkt gebracht – meist in einem, meiner Meinung nach, teils zu kitschigen, aber eingängigen Slogan.

Das Ganze wird mit Musik unterlegt und verifiziert. Ein kleines Manko sehe ich nur darin, dass beim Hörbuch die Songtexte meist auf Englisch sind und so nicht gleich für jedermann verständlich sein mögen. Manche Passage gehen einfach so schnell, dass selbst Leute, die Englisch fließend beherrschen sie nicht gleich verstehen.

Dies wird allerdings bei der filmischen Umsetzung für Kulturzeit durch Einblendungen umgangen.

Elke Heidenreich als Sprecherin ist wie immer grandios.

Eingängig und schmissig wird hier Leben und Werk von zum Beispiel Nietzsche, Kierkegaard, Freud, Epikur, aber auch Jesus dargestellt.

Alles kurz und knapp, dass es ja die Aufmerksamkeitsspanne der Konsumenten nicht überschreitet.

Als kleine Nahrungsergänzung zweimal täglich verschrieben und Ihr Gemütszustand wird sich bessern…

Als kleiner täglicher Denkanstoß gut geeignet, aber nicht wirklich aufschlussreicher als die Aphorismen in einem Kalender. Jedoch gnau richtig für alle, die es eilig mit dem Denken haben oder wirklich nur eine Auffrischung in Sachen Lebensweisheiten brauchen.

Schade, dass man sich für solche Dinge nicht mehr Zeit nehmen kann.

In letzter Zeit wird man ja förmlich mit Mysterythrillern überschüttet. Mich faszinieren diese Geschichten eigentlich schon immer, aber da jeder Autor auf diesem Hype mitschwimmen will und schnell noch ein bißchen Kohle absahnen muss, wiederholen sich langsam die Plots. Verschörungstheorie reiht sich an Satanskulte und immer wieder grüßt das Murmeltier, äh, entschuldigung, das Teufelchen.

Buchcover zu “Im Schatten der Kathedrale”Und genau das dachte ich auch bei Milos Urbans neustem Buch. Doch „Im Schatten der Kathedrale“ kann sich ruhig innerhalb der Kirchenthriller sehen lassen, denn im Gegensatz zu manch seiner Kollegen kann Urban schreiben und im Erzählstil gekonnt wechseln.

Roman Rops ist Kunsthistoriker und arbeitet gerade in Prag an einem Buch über den St.-Veits-Dom. Im Morgengrauen erhält er eine anonyme Nachricht, die ihn zu Dom lockt. Im Reliquienschrein findet er kurz darauf eine noch blutige Hand. Doch ehe er es sich versieht steht die Polizistin Klara Brochov hinter ihm und es taucht die passende Leiche zur Hand auf.

Brochov verdächtigt Rops zunächst des Mordes, muss ihn aber wieder laufen lassen. Von da an lässt sie den Mann nicht aus den Augen. Sie ist von dem exzentrischen Eigenbrödler fasziniert und verliebt sich zu ihrem eigenen Entsetzen in ihn.

Doch schon bald geschieht ein zweiter Mord und die beiden werden immer mehr in dunkle Geheimnisse mit hineingezogen…

Milos Urban hat mit „Im Schatten der Kathedrale“ ein spannendes Buch geschaffen, das einen fast bis zum Schluss fesselt. Aber auch hier ist es dann leider so wie bei den meisten dieser Bücher: Das Ende ist dann doch eher enttäuschend. Aber dies mindert das Lesevergnügen nicht sonderlich. Die Atmosphäre ist düster, die dunklen Gewölbe drückend und Verweise auf mittelalterliche Werke, Legenden und Sahen runden diese ganze Stimmung noch ab. Ãœberhaupt überzeugt Urban besonders über seine Sprache. Die Ort- und Personenbeschreibungen sind durch und durch fesselnd und konsequent.

Auch die stetigen Perspektivwechsel zwischen den beiden Protagonisten, die sich umkreisen wie die Motte das Licht, fließen dynamisch ineinander über und sorgen so für Abwechslung.

„Im Schatten der Kathedrale“ kann sich vielleicht nicht mit Büchern von Umberto Eco messen, aber viele andere auf diesem Gebiet hat der Autor sicherlich übertroffen.

Ein spannendes und fesselndes Buch. Sicherlich kein Muss, aber mit seinen 220 Seiten auch schnell gelesen und so die perfekte Unterhaltung für Zwischendurch.

Logo 08 © Börsenverein des Deutschen Buchhandels

Ja, jetzt werden viele bestimmt schmunzelnd an so berühmte Tage wie den des Bieres oder der der Parke denken, über deren Sinn oder Unsinn sich streiten lässt. Doch der Welttag des Buches wird in einigen Regionen der Erde sogar traditionell begangen und es finden viele Veranstaltungen rund ums Thema lesen und lesen lassen statt.

Der 23. April wurde 1995 von der UNESCO offiziell zu einem weltweiten Feiertag zu Ehren des geschriebenen Worts und der Rechte der Autoren erklärt. Doch warum gerade dieses Datum?

Erstens ist es der vermutete Geburts- und Todestag William Shakespeares, sowie die Todestage von Miguel de Cervantes und des katalanischen Schriftstellers Josep Pla. Auch der Geburtstag des isländischen Nobelpreisträgers Halldór Laxness fällt auf dieses Datum.

Zudem wird am 23. April in Katalonien der St. Georgstag traditionell gefeiert. Noch heute ist dies dort der Tag der Liebenden und des Buches (Meiner Meinung nach ein treffender zusammenhang 😉 ). Man schenkt all seinen Freunden und Liebsten ein Buch. Viele Buchhändler bieten ihre Ware an diesem Tag zu vergünstigten Preisen an und es gibt besondere Bücherflohmärkte und Stände. Nach altem Brauch schenkt der Mann am Georgstag seiner Liebsten eine Rose und sie ihm im Gegenzug ein Buch.

In Großbritannien und Irland werden in den Schulen Büchergutscheine an die Kinder verschenkt, die sie gegen 10 besondere Bücher einlösen können. Diese Bücher erscheinen nur an diesem Tag und können auch nur hier gekauft werden.

Plakat zum Welttag des Buches © Börsenverein des Deutschen BuchhandelsAber auch in Deutschland finden heute unzählige Veranstaltungen statt. Landesweit haben Verlage, Buchhandlungen, Bibliotheken und Schulen Lesungen und Projekte organisiert.

Und wer an keiner Aktion heute teilnehmen kann oder will, für den bleiben ja immer noch der gemütliche Sessel zuhause oder der Park (falls es bei euch heute so schön ist wie hier in Berlin) und natürlich das wichtigste Utensil: ein gutes Buch.

Also, einfach mal wieder abtauchen der sich in den Bücherdschungel stürzen!

Nähere Infos und ein Veranstaltungskalender findet ihr auf der offiziellen Homepage zum Welttag des Buches.

Öland © Nagy David

Das Erstlingswerk des Schweden Johan Theorin mit dem Titel „Öland“ darf man nicht mit anderen skandinavischen Krimis wie Mankell vergleichen. Es hat seinen eigenen ganz besonderen Charme und die Polizeiarbeit wird eigentlich überflüssig.

Auf der kleinen schwedischen Insel Öland verschwindet in den Siebzigern ein kleiner Junge spurlos. Zwanzig Jahre danach erhält seine Mutter Julia einen Anruf von ihrem Ex-Mann. Er hat einen neuen Hinweis zum Verschwinden ihres Sohnes gefunden und Julia soll sofort nach Öland zurückkommen. Sie reist sofort ab.

Alles deutet daraufhin, dass der mysteriöse Nils Kant der Mörder sei, doch dieser ist längst vor dem Verschwinden gestorben. Es gibt jedoch Gerüchte er streife immer noch durch die Gegend. Eine spannende und überraschende Suche beginnt…

Buchcover zu “Öland”Besonders die Sprache von Johan Theorin hat mich begeistert. Die Beschreibungen der Landschaft Ölands unterstreichen die Stimmung auf eine geniale Art und Weise. Sowieso gibt es wohl keinen besseren Schauplatz für solch eine Geschichte. Nebel liegt über einer kargen Ebene. Das Meer konkurriert mit den harten Wetterlagen und Windmühlen und ein paar vereinzelte Touristen kreuzen einem den Weg.

Zudem sind die Charaktere wahnsinnig gut und genau gezeichnet. Man kann sich absolut in ihre Denkweisen hineinversetzen. Gut gefallen haben mir die Wechsel zwischen verschiedenen Zeitebenen gefallen, von den Vierzigern bis in die Neunziger.

„Öland“ soll übrigens der Auftakt eines vierteiligen Serie sein, die alle auf Öland spielen und sich nach den jeweiligen Jahreszeiten richten. Dieser Teil spielt im Herbst.

Man darf also auf die Nachfolger gespannt sein. Absolut empfehlenswert. Weiter so, Herr Theorin!

Buchcover zur Biographie von Nina von StauffenbergWie fühlt es sich wohl an seinen Kindern mitteilen zu müssen, dass ihr Vater hingerichtet wurde? Oder was passierte mit der Familie vom fast schon legendären Hitlerattentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg?

Am 20. Juli 1944 missglückt das geplante Attentat auf Hitler. Einer der Drahtzieher und Bombenleger Claus Schenk Graf von Stauffenberg muss seine Kühnheit mit dem Leben bezahlen. Nicht nur, dass er eine Familie mit vier Kindern zurücklässt, sondern auch noch seine Frau Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg, die mit ihrem fünften Kind gerade schwanger ist.

Und genau dieses Kind, das seinen Vater nie kennenlernen sollte, Constanze Gräfin von Schulthess hat nun eine Biographie über ihre Mutter verfasst. Sie beschreibt Nina von Stauffenberg als eine selbstständige und starke Person, die durch den Mut ihres Mannes einiges durchmachen musste und trotz allem niemals aufgegeben hat.

Sie zeigt, dass Nina nicht bloß die brave Ehefrau hinter Graf von Staffenberg war, sondern aktiv ihren Mann zu dem Attentat ermutigte und der festen Überzeugung war, er tue das Richtige.

Nach dem Attentat wurde die gesamte Familie Stauffenberg in Sippenhaft gestellt. Die Kinder werden ihr weggenommen und unter falschem Namen zur Adoption freigegeben. Sie selbst wird von den Nazis verhört, kann sich aber als nichtsahnende Hausfrau verkaufen und verrät niemanden. Daraufhin kommt sie ins KZ Ravensbrück in Isolationshaft. Die Zeiten übersteht sie nur, da die Schwangerschaft sie zum Durchhalten zwingt. Sie veranstaltet imaginäre Musik- und Literaturabende in ihrer Zelle und rezitiert Gedichte.

Constanze wird in Gefangenschaft geboren. Zusammen können sie aber nach dem Krieg in Ninas Elternhaus zurückkehren. Sie lebt fortan von ihrer Witwenrente und engegiert sich für den Denkmalschutz und die Deutsch-Amerikanische Freundschaft. Heiraten sollte sich nicht noch einmal. Nina Gräfin von Stauffenberg stirbt 2006.

Constanze Gräfin von Schulthess zeichnet ein feinfühliges und spannendes Porträt einer Frau, bei der die Zeit schwere Wunden hinterlassen, die aber trotzdem niemals ihre Hoffnung verloren hat. Eine wirklich lesenswerte Biographie.

Das Erstlingswerk des britischen Kolumnisten Jonathan Barnes schlägt ein wie eine Bombe. Zunächst war ich ja ein bisschen skeptisch. Ich dachte mir: „Nicht schon wieder so nen Terry-Pratchett-Verschnitt, der auf der Kommerzwelle von Fantasy und Co. mitreiten will. Doch spätestens nach dem ersten Absatz wird man eines besseren belehrt.

Schon der Anfang ist genial: „Seien Sie gewarnt. Dieses Buch besitzt keinen wie auch immer gearteten literarischen Wert. Es ist ein grässliches, gewundenes, zweifelhaftes Konvolut von Unsinnigkeiten, bevölkert von wenig überzeugenden Charakteren, geschrieben in trockener, öder Prosa, der öfteren lächerlich und gewollt bizarr. Es ist wohl überflüssig, hier anzumerken, dass Sie keiner Zeile Glauben schenken werden.“

Buchvover zu “Das Albtraumreich des Edward Moon”Und in diesem leicht ironischen, typischen britischen Stil ist „Das Albtraumreich des Edward Moon“ eine spannende und skurrile Mischung aus Fantasy, Horror und Krimi.

Wir befinden uns im viktorianischen London um 1900 herum. Der Zauberer Edward Moon geht langsam auf die 60 zu und löst inzwischen viel lieber Kriminalfälle als auf der Bühne zu stehen. Eines Tages werden er und sein Assistent, ein zwei Meter großer schlafwandelnder Riese, zur Aufklärung einer Mordserie gerufen. (Allein schon die Morde könnten skurriler nicht sein… 😀 )

Immer mehr ziehen die Ermittlungen die beiden in die Unterwelt Londons, zu Fliegenmenschen, Hellsehern und Geheimbünden. Nicht nur sein Schicksal, sondern das der ganzen Welt steht schließlich auf dem Spiel…

„Das Albtraumreich des Edward Moon“ ist fast schon genial und absolut kultverdächtig. Es verbindet die schnippische Sprache eines Oscar Wilde, mit dem Humor von Monty Python und der detektivischen Raffinesse eines Sir Arthur Conan Doyles. Von der Stimmung her, erinnert es zudem ein bisschen an Edgar Allen Poe.

Das Buch ist manchmal kurios, mal gruselig, dann wieder spannend oder poetisch. Es ist die einzigartige Mischung, die es so besonders macht. Noch nie habe ich etwas wie dies gelesen. Jonathan Barnes hat seinen absolut eigenen Stil gefunden und dies ist heutzutage sehr selten…

Zum Ende flaut es zwar etwas ab, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch.

Solche Bücher geben einem die Hoffnung in den Literaturbetrieb und die Kreativität wieder. Ein absolutes Muss für jeden, der noch auf gute Literatur steht! Den Namen Jonathan Barnes muss man sich unbedingt merken.

Ach ja, im Februar ist übrigens Barnes zweites Buch „The Domino Men“ in England erschienen. Man kann also auf die deutsche Fassung gespannt sein. 😉

Stellt euch vor, ihr seit 180 Tage zusammen mit den Reichsten der Reichen in absolutem Luxus auf einem Kreuzfahrtschiff eingeschlossen. Für viele mag das im ersten Moment vielleicht verführerisch klingen, doch nach 180 Tagen Hummer, Kavier und Schicki-Micki-Attitüde würden wahrscheinlich die meisten Normalsterblichen am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehen. Und genauso geht es der Hauptperson in Matthias Polityckis neustem Roman.

Buchcover zu “In 180 Tagen um die Welt”Der kleine Finanzbeamte Johann Gottlieb Fichtl aus einem bayrischen Kaff mit dem klingenden Namen Oberviechtach gewinnt im Lotto und darf eine 180-tägige Weltreise auf einem Fünf-Sterne Luxus-Kreuzfahrtschiff antreten.

Mit Musterkrawatten und Aldi-Anzug bewaffnet begibt er sich unter die oberen Zehtausend und schafft es tatsächlich so zu tun als gehöre er dazu. Ab sofort ist er nur noch „der Doktor“ und erhält nach und nach neue Einblicke in das skurrile Leben an Bord, die er in seinem Tagebuch festhält.

Die Gesellschaft bzw. die „Kreuzfahrtfamilie“ der „Hütte“, so nennnen die Passagiere den Luxusliner MS Europa, kommt daher wie ein Riesencampingplatz mit Kavier, Hummer, Pool und prominenten Gästen, wie „Vereinsmayer im Frack“. Dazugehören ist alles und die Gerüchteküche brodelt natürlich. Roberto Blanco schmettert „Ein bisschen Spaß muss sein“ und die Leute sind so mit dem Leben an Bord beschäftigt, dass die Ausflüge in über 50 verschiedene Länder eher lästig erscheinen.

Matthias Politycki weiß bei diesem satirischen Feuerwerk, wovon er spricht. Eine Kreuzfahrtgesellschaft hatte ihn als Schiffsschreiber auf eben so eine Weltreise eingeladen. Er musste nur ein Internet-Tagebuch über darüber schreiben. Und zusätzlich ist also auch noch sein Buch „In 180 Tagen um die Welt“ dabei herausgekommen. (Das Hörbuch hierzu mit dem Titel „Das Schiff“ ist übrigens auch sehr zu empfehlen.)

Fast alle Anekdoten sind größtenteils auf dieser Fahrt wirklich passiert und wurden ihm meist heimlich von anderen Passagieren erzählt. Diese skurrile Welt hat er dann, dem Schiffs- und Luxuskoller nahe, überspitzt zusammengefasst. Jeden Tag Kaviar hält keiner aus. Je länger man an Bord ist, desto weniger hat man Bedarf daran“, weiß Politycki jetzt.

„In 80 Tagen um die Welt“ ist ein Feuerwerk an Satire. Der Autor führt uns in eine vermeintlich fremde Welt ein, in der sich alles um Haben und Besitz dreht, wo der Protagonist erst in den unteren Mannschaftsdecks das wahre Leben findet.

Braten im eigenen Saft… Wohl bekomms! 😉

Wer sich ein wenig im Bereich Horror- und Thrillerliteratur auskennt, dem wird bereits beim Namen Jack Ketchum das Blut gefrieren. Niemand schreibt so brutal und gleichzeitig so ehrlich und interessant.

Und auch in seinem Buch „Beutezeit“ verfolgt Ketchum das Prinzip der offenen Brutalität.

Buchcover zu “Beutezeit”Die Geschichte klingt erst einmal nach Klischeehorror. Drei Paare wollen in einem einsam in einem Wald gelegenen Haus eine entspannte Urlaubswoche verbringen. Doch bereits in der ersten Nacht werden sie von einer Gruppe verwahrloster Kannibalen heimgesucht, die in den Wälder unter primitivsten Bedingungen leben und die Urlauber als willkommene Beute betrachten. Das Schlachten beginnt…

Doch hinter diesem vermeintlich einfachen Gerüst steckt mehr. Ketchum beschreibt in einer absolut schnörkellosen und direkten Sprache alle Einzelheiten menschlicher Gewalt. Die Charaktere entwickeln sich während dieses fortwährenden Albtraums zusehends. Spannend ist auch der Ansatz, das ein spontaner Wechsel der vermeintlichen Hauptperson stattfindet.

Für Jack Ketchums Art von Horror eine Beschreibung zu finden ist sehr schwer. Es ist brutal, aber doch irgendwie intelligent gemacht. Er verwendet eine großartige Sprache für den banalsten Splatter. Kein Detail der Blut- und Gewaltorgie wird beschönt oder weggelassen. So etwas Direktes und Intensives hat man selten erlebt.

Dieses Buch hat eine Energie, die man bei dem heutigen Kommerzbrei nur noch selten findet. Man wendet sich zwar an manchen Stellen bstürtzt ab und schwört nie wieder etwas von Ketchum zu lesen und doch kann man nicht aufhören.

Es ist aber nicht nur reines Gemetzel, es ist vielmehr eine brutale Überlegung wo die Grenzen der Menschlichkeit und der Zivilisation aufhören. Er erschüttert mit diesem Buch unsere Grundmauern des menschlichen Zusammenlebens und experimentiert geschickt mit unseren Empfindungen.

Wer starke Nerven und einen guten Magen hat, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Macht euch aber auf etwas gefasst. Selbst die hartgesottendsten werden schockiert sein und eine schlaflose Nacht vor sich haben.