Mit „Gilda Joyce in geheimer Mission“ hat die amerikanische Autorin „Jennifer Allison“ ein witziges, intelligentes und spannendes Kinderbuch geschaffen. Die Heldin Gilda, die schon genau weiß, was sie später einmal werden wird, nämlich parapsychologische Ermittlerin, ist dermaßen sympathisch, dass besonders Mädchen (aber nicht nur) ihren Spaß daran haben werden.
Ihre Sommerferien soll Gilda bei ihrem Onkel Lester Splinter und ihrer Cousine Juliet in San Francisco verbringen. Sie wohnen in einem alten mysteriösen Haus und Gilda ist hier sofort in ihrem Element. Und schon nach kurzer Zeit hören Gilda und Juliet merkwürdige Geräusche. Ist hier etwa ein Geist im Haus?
Gilda erfährt, dass sich die Schwester von Lester, Melanie, im alten Turm des Hauses umgebracht hat. Seitdem ist der Turm für alle tabu, doch davon lässt sich eine Gilda Joyce natürlich nicht abschrecken. Zeit für ihren ersten Fall als parapsychologischen Ermittlerin. 🙂 Mit der „magischen Schreibmaschine“ von Gildas verstorbenem Vater und ihrem „Handbuch für Meisterhellseher“ bewaffnet, gehen die beiden Mädchen dem Geheimnis um Tante Melanie auf den Grund.
Am schönsten sind hierbei Gildas unkonventionelle „Ermittlungsmethoden“ und ihre unzähligen Verkleidungen, die sie bei jeder Gelegenheit ensetzt.
Gilda ist nicht perfekt und stolpert mit viel Elan auch mal in das ein oder andere Fettnäppchen. Und genau das macht den besonderen Charme dieses Buches aus. Gilda ist bei aller Schrägheit ein ganz normaler Teenager. Sie vermisst ihren Vater und durchlebt alle typischen Probleme des Erwachsenwerdens. Deshalb wirkt sie stets sehr authentisch.
Doch Gilda lässt sich auch so schnell nicht unterkriegen und stellt sich allen Problemen mit Mut und einer Spur Humor entgegen. „Gilda Joyce in geheimer Mission“ ist ein wirklich spannendes und immer symphatisches Kinderbuch!
„Das Rätsel der Templer“ von Martina André ist ein Buch, bei dem ich nicht richtig weiß, was ich davon halten soll. Es kommt zunächst in dem Gewand eines historischen Roman daher und wird dann urplötzlich zu einer Art Science-Fiction-Geschichte.
Die Idee finde ich ja eigentlich klasse, vor allem da die Autorin mit dem z. Z. ja so beliebten und damit völlig ausgelutschtem Thema der Geheimnisse und Verschwörungtheorien um den Orden der Tempelritter versucht auf neue Art und Weise umzugehen.
Doch irgendwie war die Verknüpfung dann schon wieder so klischeehaft, dass ich schnumzeln musste und dies für die Spannung nicht gerade zuträglich war.
Aber zunächst zur Story 🙂 : Am Freitag, den 13. Oktober 1307 lässt Philipp IV, genannt „der Schöne“, mit einem Schlag fast alle Mitglieder des Templerordens verhaften und klagt diese wegen Ketzerei und Hexerei an. Sie sollen, neben dem Vorwurf der Sodomie und Blasphemie, auch noch ein geheimnisvolles Haupt verehrt haben.
Und genau um dieses „Haupt der Weisen“ ranken sich ja bereits unzählige Legenden. Ist das Artefakt, das der Großmeister der Templer im Jahr 1156 aus Jerusalem nach Südfrankreich gebracht hat, der Stein der Weisen, der Heilige Gral oder eine Art Baphomet? Begründen sich auf ihm der Reichtum und die Macht des Ordens?
Einige Templer können der Hetzjagd Philipps noch entgehen. Einer von ihnen ist Gero von Breydenbach, ein Templer aus Trier, der nun das Haupt der Weisen retten soll. Mit seinen Gefolgsleuten macht er sich auf nach Deutschland, wo sie das Haupt in Sicherheit wähnen. Doch auf der Reise findet sich die Gruppe plötzlich in der Eifel im Jahr 2004 wieder…
Ich muss ja ganz ehrlich gestehen, ein bisschen hat mich diese Episode an den Film „Die Zeitritter“ mit Jean Reno erinnert. 😀 Jedenfalls, finde ich die Idee der Genreverknüpfung, wie schon gesagt, gar nicht schlecht. Nur eine Zeitmaschine? Ich weiß nicht… Auf der anderen Seite, wie hätte es die Autorin anders machen sollen…
Naja, die Sprache ist ihr gut gelungen und die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Manchmal zwar etwas zu perfekt (ein paar Schwächen hätten ihnen gut getan), aber im großen und ganzen okay. Das Problem der Sprachunterschiede zwischen damaliger und heutiger Zeit hat Marina André auch gut gelöst, indem sie die Ritter bei einer Mediavistik-Studentin unterkommen lässt. Sowieso ist der Clash der „Kulturen“ ganz gut gelungen.
Auch die Recherche ist, bis auf ein paar wenige Ungereimtheiten, gut gemacht.
Alles in allem also ein Buch, das einen hohen Unterhaltungswert hat, ein paar neue Ansätze ausprobiert und sonst einen aber nicht groß weiter beschäftigt.
Jeder kennt das Gruselthema: Ein altes Haus, in das eine intakte Familie einieht und dann beginnt der Horror. Es spukt… An sich ja wirklich nett und schon ein echter Klassiker, der immer wieder für Spannung und gepflegten Grusel sorgt. Und, genau weil dieses Motiv schon so ausgelutscht ist, sollten Autoren, die sich hieran wagen schon einen besonders guten Einfall haben.
Owl Goingbacks neuester Roman „Dunkler als die Nacht“ bedient sich eben dieses Themas und, wie erwartet, gelingt es ihm nicht daraus noch etwas Neues zu machen. Und so verkommt ein klassisches Thema immer mehr zu einfallslosem Horror, wenn dem Autor mal die Ideen ausgegangen sind.
Michael Anthony, ein Autor von Fantasy-Romanen, hat seine Kindheit nach dem Tod seiner Eltern bei seiner Oma in einem Haus in dem Kaff Braddock in Missouri verbracht. Doch seine Großmutter wurde immer seltsamer und schließlich entzogen die Behörden ihr das Sorgerecht.
Jahre später ist Anthony Familienvater und lebt in New York, von wo er aufgrund der steigenden Kriminalität und der Gefahren wegwill (ach Amiland! 🙂 ). Da trifft es sich gut, dass seine Großmutter stirbt und ihm das Haus vermacht.
Die Familie zieht also nach Braddock. Für den Vater ist es eine Reise in seine Kindheit, für seinen achtjährigen Sohn ein Abenteuer und für die 15-jährige pubertierende Tochter ein Ärgernis. Von den verschrobenen Kleinstadtbewohnern misstrauisch beäugt lebt es sich zunächst ganz gut, bis das obligatorische Knarzen in den Wänden und die komischen Geräusche auftauchen. Schnell sehen die Bewohner auch seltsame Schatten und Formen an Wänden und Boden. Und am Ende muss selbst der skeptische Vater zugeben, dass es in ihrem Haus spukt. Die Wesen haben sich einst seine Großmutter geholt und nun sind sie aus nach einer größeren Beute. Ein Alptraum beginnt…
Na, kommt euch das alles bekannt vor? Mir auch… 😉 Natürlich fehlt auch der obligatorische wetternde Priester nicht und ein Indianer, der ihnen etwas über eine Legende vom unterirdischen Höllenreich erzählt. Alles sehr mysteriös… Buhuhu. Und genauso klischeehaft und einfallslos bleibt das Buch inklusive dem großen Finale. Auch die Schreckmomente sind, weil schon tausendmal gesehen oder gelesen absolut vorhersehbar.
Hinzu kommen noch völlig leere und mit 08/15- Motiven vollgestopfte Charaktere, die genauso hölzern und knöchern sind, wie das Haus, in dem sie wohnen.
Ein wirklich überflüssiges Buch, das ein klassischen Motiv einfallslos zu Grunde richtet.
Wer die Computerzeitschrift c’t ab und zu liest, hat sie vielleicht schon einmal gesehen. Das Autoren-Ehepaar Desirée und Frank Hoese haben dort sporadisch Science-Fiction-Kurzgeschichten veröffentlicht. Und diese kamen bei den Lesern so gut an, dass sie die einzelnen Geschichten nun zu einem Roman zusammengefasst haben, „Die Zyanid-Connection“.
Die Welt von morgen ist im Prinzip in zwei Welten gegliedert. Die Großstädte unbterteilen sich in den Stadtkern, die sogenannten Megacities und die Viertel drumherum, die Outskirts. Diese beiden Bereiche sind durch eine unüberwindbare Mauer voneinander getrennt, da in den Megacities die legalen Bürger wohnen und in den Outskirts die illegalen. Außerhalb des Stadtkerns herrschen keine Gesetze. Bosse, die die Randbezirke in Territorien unter sich aufgeteilt haben, sorgen mehr schlecht als Recht für ein wenig Ordnung.
Aus den Megacities werden diejenigen verbannt, die ein Verbrechen begangen haben, doch als Verbrecher gilt man schon, wenn man nur das System ein bischen kritisiert.
Als Detektive halten sich Wren Ironside, ein ehemaliger Cop aus der Megacity New Athens, und Instant Auger, Ex-Topprogrammiererin von CBC, des mächtigsten Konzerns für Implantationstechnologie, in den Outskirts über Wasser. Sie mussten nach draußen fliehen, da sie beide Kritik an den Machenschaften der Großmächte übten.
Eines Tages wird bekannt, dass die Outskirts durch eine geheime Wetware einer lückenlosen Überwachung unterzogen werden sollen. Ironside und Auger bekommen von den Bossen den Auftrag näheres darüber herauszufinden und die Etablierung zu verhindern. Doch CBC und der Regierung gefällt das überhaupt nicht und die beiden werden zum Ziel brutaler Machenschaften.
Die Fusion der Kurzgeschichten ist dem Autorenduo nicht immer ganz gelungen. Man hat manchmal das Gefühl die Geschichte sei irgendwie abgehackt. Nichtsdestotrotz tut dieses Buch nach all dem Standardkommerz im Science-Fiction-Bereich wirklich gut, da sie sich ein wenig auf die Anfänge des Cyberpunk zurückbesinnt haben und neben Action, die nicht zu kurz kommt, auch noch ein wenig Systemkritik mitschwingt.
An die schillernde Sprache muss man sich erst einmal gewöhnen und manch einem mag sie überzogen erscheinen, aber sie passt perfekt zu den Charakteren und der Atmosphäre.
Wirklich spannende Science-Fiction aus Deutschland…
Frank Schätzing ist für mich das Symbol des modernen Autors, der sich trotz Talent stets dem Fluss der Kommerzialität unterwirft. So hat der ehemalige Marketingfachmann mal schnell ein altes Manuskript aus seinen Schubladen gezaubert um auf seiner Erfolgswelle weiter abzusahnen. Und wer hat sich natürlich gleich die Rechte an einer Verfilmung gekrallt? Ja, richtig, RTL… 😀
Aber manche alte „Schätze“ sollten lieber verborgen bleiben. So sehen es die Protagonisten in „Die dunkle Seite“ und so sollte es auch Frank Schätzing sehen. Dieser geistige Erguss hätte lieber niemals gefunden werden dürfen, denn er wimmelt nur so von Klischees und ist durch und durch daraufhin auch konstruiert.
Am Ende des Golfkrieges in Kuwait finden drei Söldner der Fremdenlegion einen „Schatz“ bestehend aus Diamanten. Doch sie beschließen diesen erst außer Landes zu schaffen, wenn der Krieg vorbei ist. Einer von ihnen kommt ums Leben und als endlich Frieden herrscht, ist der Schatz natürlich auch weg und dies bedeutet noch mehr Tote…
Fast zehn Jahre später in Köln: Ein absolut harmlos wirkender Geschäftsmann fällt einem Mord zum Opfer und ein gewisser Kommisar Ãœsker ermittelt. Gleichzeitig bekommt die Privatdetektivin, die eigentliche Protagonistin des Buches, Vera Gemini einen Auftrag von einem Unbekannten jemanden aus der Fremdenlegion ausfindig zu machen. Die drei Geschichten laufen zusammen und Gemini fühlt sich von dem geheimnisvollen neuen Klienten so angezogen, dass eine leidenschaftliche und gefährliche Affäre daraus entsteht. Doch dadurch gerät sie in ein Netz, aus dem sie nur schwer entkommen kann…
Dieser etwas diffuse Plot bleibt auch so. Schätzing hat sich teils komplett in seinen Konstruktionen verloren. Und so wirkt die Story an manchen Stellen sehr hölzern.
Auch den Charakteren geht es so. Besonders die Figur der Vera Gemini ist so klischeehaft und leblos gezeichnet. Solche Heldinnen finden sich wohl nur in Männerfantsien wieder. Aus ihrer Scheidung, die sie seelisch fertig gemacht hat, ist sie wiedergeboren als ein Hyper-Super-Duper-Megaweib: tough, selbstbewusst, erfolgreich, super sexy, sportlich und megaintelligent. Zwischen Designermöbeln und -klamotten verfällt sie dem geheimnisvollen, sadistischen, skrupellosen, zynischen und schönen Fremden. Und der treibt natürlich ein hinterhältiges Spiel mit ihr. Doch unser schlaues Naivchen merkt erst gaaanz spät was… OHHH! Der perfekte Stoff für das klischeeverwöhnte RTL-Publikum…
Wie gesagt, ich finde Frank Schätzing hat sonst wirklich Talent. Nur a kann man nicht immer gut sein und b könnte man doch, wenn man dann schon in Kohle schwimmt, solchen billigen Kram lassen wo er ist.
Dr. Eckart von Hirschhausen kennen viele bestimmt aus Schmidt und Pocher. Genau, das ist dieser lustige Arzt… 😉 Von Hirschhausen hat schon so einige Bücher geschrieben, aber sein neuestes „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“ rangiert seit Wochen in den Top10 sämtlicher Bestsellerlisten.
Und daran sieht man mal wieder, Popularität verkauft sich gut. Hirschhausen macht, wie er es selbst nennt, medizinisches Kabarett. Liegt ja auch nahe, denn er ist selbst Arzt und was man da so tagtäglich sieht bietet bestimmt viel Stoff für Geschichten.
Soweit, so gut, seine kabarettartigen, kleinen Auftritte bei Schmidt und Pocher finde ich zum Teil sehr gut, zum Teil aber auch sehr platt. Und genauso ist es mir mit diesem Buch ergangen, wobei man sagen muss, dass sie TV-Auftritte ein Stück weit besser sind.
Hirschhausen weckt in seinem Buch durchaus Interesse für medizinische Gegebenheiten. Hört dann aber, wenn es wirklich lustig, verrückt oder interessant werden könnte auf. Daher bleiben die meisten Pointen leider sehr flach. Ich finde es etwas schade, dass ein Mensch wie Hirschhausen, von dem ich glaube, dass er wirklich was zu sagen hat, sich auf solche platten Kommerzwitze einlässt. Naja, seinem Erfolg kam es ja nur zu Gute…
In kleinen, netten Kapiteln geht er auf medizinische Details wie „Liebe geht durch die Nase“, historische Fakten und Alltagssituationen ein und versucht diese jeweils mit einer Pointe zu würzen. Nur die meisten „Witze“ hat man schon tausendmal gehört, zum Beispiel über den Wassersensor an öffentlichen Toiletten und Waschbecken.
Zudem sind die einzelnen Kapitel jeweils nur sehr kurz und teils irgendwie ungalublich nichtssagend. Nach jedem „Gag“ kommt dann noch ein kleiner Comic, die teils auch schon so alt sind, dass sie jeder kennt.
Fazit: Für manche vielleicht ein nettes Buch für Zwischendrin. Für diejenigen, die sich lieber durch gute Geschichten oder pointierte Satire die Zeit vertreiben, eher langweilig. Denen empfehle ich Bücher von Umberto Eco oder Kishon.
Ansonsten lieber von Hirschhausen im Fernsehen gucken!
Ich gebe zu, das Thema der neuen Kinderbuchreihe des italienischen Autors mit dem klingenden Namen Pierdomenico Baccalario ist nicht besonders neu und auch der Ort, an dem es spielt, eine alte mysteriöse Villa, hat man schon häufiger gesehen. Doch „Ulysses Moore“ überzeugt durch seine absolut spannende und liebevoll erzählte Geschichte, so dass man das Bekannte schnell vergisst und trotzdem in eine andere Welt abtaucht.
Die Zwillinge Jason und Julia ziehen zusammen mit ihren Eltern aus der Stadt in ein altes Anwesen an der Küste Cornwalls. Schon von Beginn an sind die Kinder von dem mysteriösen Haus fasziniert und brennen darauf es zu erkunden. Zusammen mit ihrem neu gewonnenen Freund Rick machen sie sich auf das Geheimnis des Vorbesitzers, eines gewissen Ulysses Moore, zu entdecken.
Moore hat sehr von der Öffentlichkeit zurückgezogen und allein in dem riesigen alten Haus gelebt. Daher können auch wenig Menschen etwas über ihn berichten.
Und schnell begreifen die Kinder, dass etwas merkwürdiges in der Villa vor sich geht. Geht Ulysses Moore oder dessen Geist immer noch im Haus um? Schließlich entdecken die drei Freunde eine mysteriöse und mit seltsamen Schlössern versehene Tür. Sie ist teilweise verkohlt und zerkratzt und lässt sich partout nicht öffnen.
In der Hausbibliothek werden sie schließlich fündig und entschlüsseln mit Hilfe eines Buches rätselhafte Botschaften. Plötzlich taucht ein Paket mit drei Schlüsseln auf und das Abenteur beginnt jetzt richtig. Sie können die geheimnisvolle Tür öffnen und gelangen immer weiter in noch unbekannte Teile der Villa vor. Und was sie dort finden, ist schier unglaublich…
Das Tempo ist ziemlich rasant und kann große, wie kleine Leser fesseln. Die Charaktere der Kinder sind gut beschrieben, auch wenn beim Erzähltempo manche Details ein wenig auf der Strecke bleiben. Dies tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch.
Auch die wunderschöne Aufmachung des Buches und die Zeichnungen des Grafikers und Illustrators Iacopo Bruno sind ein Genuss für die Augen.
Das Ende der Geschichte dürfte für viele ein wenig zu dürftig ausfallen, aber hier sei daran erinnert, dass es sich ja um eine Buchreihe handelt und der erste Band nur als ein Art Einführung gedacht ist. Also am besten, den ersten und den zweiten Teil gleich auf einmal kaufen und los fiebern… 😀
Spätestens seit der Verfilmung seines Buches „Die purpurnen Flüsse“ kennen eingefleischte Krimi– und- Thriller-Fans den Namen Jean-Christophe Grangé. Seine Werke sind kein, zur Zeit leider allzu beliebter, Kommerz-Mystery von der Stange, sondern ausgeklügelt, packend und gut geschrieben.
Sein aktuelles Buch „Das Herz der Hölle“, für dessen Recherche und Ausarbeitung er drei Jahre gebraucht hat, kann sich literarisch absolut mit seinen Vorgängern messen.
Es sticht tief in das Herz der römisch-katholischen Kirche und führt uns in deren Abgründe, das einem das Blut gefriert.
Mathieu Durey und Luc Soubeyras sind schon in ihrer Schulzeit auf einem christlichen Internat die besten Freunde. Nächtelang bleiben sie wach und diskutieren über Gott und die Welt. Nach der Schule trennen sich zwar die Wege der Freunde, doch verfolgen sie beide stets einen ähnlichen Lebensweg.
Beide wollen sie zunächst Priester werden und gehen mit Hilfsorganisationen ins Ausland, Luc in den Sudan und nach Kroatien, Mathieu, genannt Mat, nach Ruanda. Dort wird ihr Glauben an das Gute im Menschen tief erschüttert und sie werden beide nacheinander und unabhängig voneinander Polizisten. Doch haben sie anscheinend unterschiedliche Motivationen: Luc will dem Teufel ins Auge sehen, Mat will ihn bekämpfen und den Menschen helfen.
Bei den Ermittlungen zu einem Mordfall treffen sich die beiden Jugendfreunde nach Jahren aus Zufall wieder. Schnell arbeiten die zwei wieder zusammen. Doch die Freude währt nicht lange. Luc entkommt gerade so einem spektakulären Suizidversuch und liegt fortan im Koma. Doch Mathieu zweifelt an dem Selbstmord seines Kumpels. Warum sollte sein gottesfürchtiger Freund diese Todsünde begehen? Und wenn doch, warum hat er es getan? Diese und andere Fragen lassen Mat nicht mehr los. Er lässt sich vom Dienst suspendieren und ermittelt fortan auf eigene Faust.
Immer mehr wird er in die düsteren Angründe einer bizarren Mordserie hineingezogen, hinter der scheinbar eine Satanssekte steckt…
Die einfach geniale Sprache Grangés macht „Das Herz der Hölle“ zu einem atmosphärisch-dunklen Genuss.
Gut fand ich vor allem, dass sich der Autor am Anfang lange Zeit gelassen hat die Lebensgeschichten der Protagonisten zu erzählen und so ein fundiertes Charakterbild zu erstellen. Man fiebert regelrecht mit Mathieu bei seinen Ermittlungen mit und hat das Gefühl stets nahe am Geschehen dabei zu sein.
Vor allem das absolut überraschende Ende wird jeden vom Sockel hauen.
Das ist Thriller und Mystery vom Feinsten!
Wer Lust auf eine kurzweilige Grusellektüre hat, dem würde ich Justin Richards „Death Collector“ empfehlen. Die Geschichte hinterlässt keinen bleibenden Eindruck oder wartet auch nicht mit irrwitzigen Welten auf, aber sie unterhält einen eine Weile ganz gut.
Richards Geschichte pendelt irgendwie zwischen Klassikern der Gruselliteratur wie „Frankenstein„, einem Hauch von Science Fiction, Krimi und Mystery hin und her.
Wir befinden uns im viktorianischen London: George Archer arbeitet im Britischen Museum und liebt diesen Job über alles. Doch eines Tages beobachtet er, der es eigentlich eher ruhig mag, aus Zufall in der dunklen Reservatenkammer ein Verbrechen. Zwei merkwürdige Gestalten versuchen die Tagebücher des verstorbenen Wissenschaftlers Henry Glick zu stehlen und töten dabei Georges Kollegen. Bei dem Kampf gerät das Tagebuch aus Versehen in Brand. Nur noch einen kleinen Fetzen kann George retten.
Unerwartete Hilfe bekommt er von Sir William, der im Museum für eine Abteilung unerklärlicher Dinge zuständig ist. Zufällig treffen sie auf den jungen Taschendieb Eddie und die resolute Liz Oldfield. Gemeinsam versuchen sie dem geheimnisvollen Tagebuch auf die Spur zu kommen und geraten in die düsteren und nebligen Abgründe Londons voller seltsamer, menschenfressender Monster und wieder lebendig gewordenen Leichen.
„Death Collector“ ist eine nette und spannende Geschichte um eine Gruppe wie sie unterschiedlicher nicht sein könnte. Und obwohl uns die Charakterzüge der Protagonisten nicht neu sind, sind sie liebvoll ausgearbeitet.
Auch die Atmosphäre des düsteren Londons ist durchweg gut gezeichnet und lädt wahrscheinlich besonders die jüngeren Leser zum Gruseln ein.
Ein wirklich schöner Zeitvertreib und besonders für Jugendliche ein guter Einstieg in die viktorianische Gruselliteratur.
Der irische Schriftsteller Michael Collins hat mit seinem Buch „Der Bestseller-Mord“ einen Krimi der eher leisen Töne geschrieben.
Der amerikanische Literaturprofessor Robert E. Pendleton fristet ein für ihn trauriges Dasein. Er ist gescheiterter Schriftsteller, hält sich mit seiner Professur gerade so über Wasser und ist fast schon von Neid auf Gott und die Welt zerfressen. Als er sich versucht umzubringen, scheitert er auch darin. Die Studentin Adi Wiltshire rettet ihm das Leben und pflegt den nun schwerstbehinderten im Wachkoma liegenden Professor. Sie beginnt sich für sein Leben als Autor zu interessieren und schreibt sogar ihre Doktorarbeit über sein literarisches Schaffen.
In seinem Keller entdeckt sie eines Tages ein noch unveröffentlichstes Werk von ihm. „Schrei“ handelt von dem Mord an einem Mädchen und wird, als Adi es veröffentlichts, zu einem Bestseller.
Doch schnell wird klar, dass das Buch erstaunlich große Parallelen zu dem Mord der kleinen Amber Jewel aufweist. Hat Pendleton das Buch nur nicht veröffentlicht, da es seinen Beichte eines Mordes ist?
Michael Collins lässt sich mit der Hinführung zum Höhepunkt sehr viel Zeit. Langsam geht er auf die Charaktere genauer ein und vermittelt so dem Leser das Gefühl die Figuren genau zu kennen. Dieser Aspekt mag vielen Krimi-Fans, die vor allem auf Action und Spannung stehen, so gar nicht gefallen. Doch auf der anderen Seite beweist Collins so, dass es bei interessanten Fällen nicht nur immer um Nervenkitzel geht, sondern dass eine gute Geschichte manchmal schon ausreicht.
Am besten an „Der Bestseller-Mord“ hat mir der ständige unterschwellige Sarkasmus und die Kritik am Uniwesen und dem Literaturbetrieb gefallen. Er entlarvt die Literaturexperten als ein Bande von Wichtigtuern, die sich so sehr in Deutungen und Elitärgehabe verlieren, dass sie das Wichtigste übersehen. Mehr Schein als Sein!
Ein durchaus gelungenes Buch, das beweist, dass es im Krimigenre auch noch anders zugehen kann.
Heute jährt sich der Tag der Bücherverbrennungen durch die Nationalsozialisten zum 75. Mal. In dieser „Aktion wider den undeutschen Geist“ wurden die Werke von unzähligen genialen Schriftstellern dem Feuer übergeben.
Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im März 1933 wurden auch schon die ersten Säuberungsaktionen gegen jüdische, marxistische und pazifistische Schriftsteller geplant. Vor der großen Bücherverbrennung gab es auch schon kleiner, aber diese eine große war von Anfang bis Ende durchorganisiert und systematisch vorbereitet.
Interessant ist, dass diese Aktion nicht vom Propagandaministerium angezettelt und durchgeführt wurde, sondern von der Deutschen Studentenschaft. Diese fanden vor allem von ihren Professoren Unterstützung bei den Vorbereitungsphasen, zu denen eine aufwendige Propagandaarbeit gehörte.
Die Studenten wurden zudem dazu angehalten zunächst ihren eigenen Buchbestand und den seines Umfelds zu „säubern“, dann wurden die Bibliotheken der Unis, die öffentlichen Bibliotheken und die Buchhandlungen nach „zersetzendem Schrifttum“ durchforstet. Von den Stadt- und Volksbüchereien wurde erwartet ihren Bestand selbst herauszugeben. Grundlage für die Liste der zu verbrennenden Bücher war eine Auswahl des damals 29-jährigen Bibliothekars Dr. Wolfgang Herrmann, auf der sich dann schließlich 94 deutsche Schriftsteller mit über tausend Werken befanden.
Am 10. Mai 1933 fanden dann schließlich die Verbrennungen in 22 deutschen Städten statt, wobei der Höhepunkt die Scheiterhaufen auf dem Berliner Opernplatz waren. In Berlin fand zwischen halb neun und 22 Uhr eine Kundgebung im jeweiligen Auditorium der Universitäten statt. Es wurden Hetzreden gehalten und ab 22 Uhr setzte sich dann schließlich ein Fackelzug mit den aufgeladenen Büchern vom Hegelplatz über die Museumsinsel bis hin zum Opernplatz (heute: August-Bebel-Platz) neben der Staatsoper in Gang.
Es wurden Hetzreden gehalten und Propagandaminister Goebbels gab dem „Ereignis“ eine offizielle Note. Schließlich wurde dann so gegen 23 Uhr versucht die Scheiterhaufen anzufachen, doch der starke Regen verhinderte dies zunächst bis die Feuerwehr mit Benzinkanistern nachhalf. Rund 70.000 Menschen sahen jubelnd zu wie unter propagandistischen „Feuersprüchen“ (unter buecherverbrennung.de findet ihr die Feuersprüche und weitere Infos…) die Werke von u.a. Karl Marx, Erich Kästner, Thomas Mann, Sigmund Freud und Kurt Tucholsky verbrannten. Die Deutsche Welle berichtet in einerStaffelreportage „live“ vom Ort des Geschehens.
Diese schockierende Tat sollte der Auftakt der Greueltaten der Nazis werden.
Einige Schriftsteller, wie Oscar Maria Graf, setzten sich gegen die Bücherverbrennungen auf ironische Weise zur Wehr. Sie waren teilweise entsetzt, dass die Nazis ihre Werke nicht für gut befunden hatten, denn diese Autoren wollten nichts mit dem Gedankengut der Nazis zu tun haben.
Bertold Brecht schrieb zum Beispiel dieses Gedicht:
Als das Regime befahl, Bücher mit schädlichem Wissen
Öffentlich zu verbrennen, und allenthalben
Ochsen gezwungen wurden, Karren mit Büchern
Zu den Scheiterhaufen zu ziehen, entdeckte
Ein verjagter Dichter, einer der besten, die Liste der
Verbrannten studierend, entsetzt, daß seine
Bücher vergessen waren. Er eilte zum Schreibtisch
Zornbeflügelt, und schrieb einen Brief an die Machthaber.
Verbrennt mich! schrieb er mit fliegender Feder, verbrennt mich!
Tut mir das nicht an! Laßt mich nicht übrig! Habe ich nicht
Immer die Wahrheit berichtet in meinen Büchern? Und jetzt
Werd ich von euch wie ein Lügner behandelt! Ich befehle euch, Verbrennt mich!
Der erste Band der mittlerweile dreiteiligen Reihe um die Jurisfiktions-Agentin Thursday Next des walisischen Schriftstellers Jasper Fforde hat mich auf Anhieb begeistert. Es ist eine gelungene Mischung aus Spannung und Humor, Science-Fiction, Fantasy und Krimi.
Fforde hat eine fiktive Parallelwelt zu unserer erschaffen, die unserer gar nicht so unähnlich ist. Die Geschichte ist nur anders verlaufen: England befindet sich seit 130 Jahren im Krimkrieg gegen das zaristische Russland und Wales ist eine unabhängige Volksrepublik. Zeppeline sind das Hauptverkehrsmittel und genetisch dublizierte Dodos sind fast schon eine Selbsverständlichkeit.
Vor allem aber ist es eine Welt, in der Bücher eine wichtige Stellung haben. So wichtig, dass es extra Agenten gibt, die Bücher vor Fälschern schützen, die Jurisfiktions-Agenten. Und genau so eine ist Thursday Next. Kriminelle kidnappen hier schonmal Bücher und verändern sie, geben „Romeo und Julia“ zum Beispiel ein Happy End, was dramatische Folgen haben kann.
Thursday Next gerät in einen besonders heiklen Fall. Das Originalmanuskript von Dickens „Martin Chuzzlewit“ wird entführt und die Nation ist entsetzt. Schnell wird Next auf den drittgesuchtesten Mann des Landes Acheron Hades angesetzt, der zu allem Ãœberfluss auch noch das Manuskript zu Charlotte Brontes „Jane Eyre“ in seine Gewalt bekommt und droht, die Geschichte zu verändern.
Dies klingt alles sehr absurd und genau so ist es auch. Die Handlung lässt sich nur schwer beschreiben. Am besten liest man dieses geniale Werk selbst… 😉 Dadurch, dass Fforde eine so geschickte Balance zwischen Realität und Fiktion geschaffen hat, bleibt die Geschichte trotz aller Skrurrilität extrem spannend.
Was mich zudem begeistert hat, ist dass der Autor sich viel Zeit für die Charakterzeichnung genommen hat, was bei anderen fantastischen Werken häufig leider auf der Strecke bleibt.
Diese Bücherreihe muss man gelesen haben. Sie ist absolut kultverdächtig und eine Ode an die Welt der Bücher selbst!