Seit längerem schon sind ebooks auf dem Vormarsch. Doch die digitale Version eines Buches zu fast demselben Preis eines realen Exemplars lässt dann doch viele noch, und das zum Glück, zum richtigen Buch greifen. Eine tolle Variante der ebooks finde ich das Projekt Gutenberg.
Hier kann man mittlerweile 30.000 Werke, darunter um die 4.000 deutschsprachige, kostenlos lesen, sich herunterladen, ja sie sich mittlerweile sogar aufs Handy schicken lassen.
Die Idee des Projektes Gutenberg basiert darauf jedem einen Zugang zu Literatur zu ermöglichen und dies eben unabhängig von kommerziellen Mitteln. Dies geht natürlich nur mit Werken, bei denen das Copyrightbgelaufen ist, oder bei dem der Autor eine solche Veröffentlichung genehmigt bereits hat. Aber ihr werdet staunen bei wievielen Büchern dies der Fall ist. So kann man sich etliche Klassiker kostenlos besorgen.
Michael Hart startete das Projekt 1971 und gab ihm den Namen des deutschen Druckers Johannes Gutenberg, der im 15. Jahrhundert den Buchdruck mit beweglichen Lettern erfunden und so die Verbreitung des gedruckten Wortes revolutioniert und vereinfacht hatte.
In Deutschland wird das Projekt Gutenberg in Zusammenarbeit mit dem Spiegel betreut, man kann selber mitmachen, indem man beispielsweise Texte über Autoren schreibt, Seiten korrektur liest oder Werke einschickt. Alles natürlich auch umsonst…
Also stöbert doch am besten selbst mal auf gutenberg.de… Viel Spaß beim Entdecken!
Die Autoren des Buches „Horror – Meisterwerke des Grauens von Alien bis Zombie“ James Marriott und Kim Newman haben hier ein Standard- und Nachschlagewerk des Horrorfilms geschaffen, dass im Original genial ist. Die Ãœbersetzung hingegen zeigt wohl das wahre Grauen.
Ich war von diesem Buch wirklich begeistert. Die Texte sind gut geschrieben, weil bei allem Rezensententum häufig humorvoll und nicht zu ernst, die Bilder sind hochwertig und gut gewählt und das alles zu einem Preis, bei dem man wirklich nicht meckern kann.
Doch dies trifft alles nur zu, wenn man die englische Ausgabe liest, denn die deutsche Ãœbersetzung klingt mehr wie durch eine schlechte Ãœbersetzungssoftware gejagt. Viele Sätze versteht man einfach nicht, es sind Rechtschreibfehler en masse zu finden und man hat das Gefühl der Verlag hätte es nicht für nötig gehalten auch nur irgendetwas bei der „Ãœbersetzung“ (so kann man das eigentlich nicht nennen) zu kontrollieren. Ganz mies!
Also, sich unbedingt im Original holen… Dann wird man an „Horror“ auch seine reinste Freude haben. Es ist wirklich aufwendig gestaltet. Die Autoren hangeln sich von den Anfängen des Horrorfilms, der übrigens nicht in den USA, sondern in Europa, vor allem Deutschland war, bis hin zum Jahr 2006.
Menschen, die sich in Sicherheit fühlen, brauchen wohl den Grusel, denn kaum ist das Medium Film geboren, tauchen auch schon die ersten Untoten und Monster auf. Neben vielen berühmten Werken lernt man auch einiges über eher unbekannte Werke, vor allem aus Südamerika, Asien oder Italien, die durch Kommerz oder anderen Gründen leider an den Rand gerängt wurden und fast in Vergessenheit geraten sind.
Gleichzeitig lernt man auch viel über die Geschichte des Films und dass Horrorfilme durchaus soziale Umstände ihrer Zeit wiederspiegeln können. Sie zeigen die Ängste der Zeit auf, sei es nun die Atombombe oder Furcht vor Genmanipulation und Epedemien. Und manchmal wollen sie auch einfach unterhalten. So deckt der Horrorfilm viele Genre ab, vom Krimi bis hin zur Komödie.
Bei den einzelnen Filmen halten sich die Autoren nicht mit langen Inhaltsangaben auf, sondern vermitteln einem spannende und interessante Hintergrundinfos. Besondere Gestalten des Horror, wie Aliens, Vampire, Zombies etc., werden dann zusätzlich noch extra Infoboxen erklärt und näher beleuchtet.
Für Fans des Genres ist „Horror“ ein Muss im Bücherregal. Doch bitte nur im Original! 😀
Isabel Abedi ist mittlerweile zu einer gefragten Autorin von Kinderbüchern geworden. Ihre Geschichten strotzen nur so von guten Einfällen und kommen meist ganz ohne Klischees oder Belehrungen aus. So auch ihr Buch „Verbotene Welt“, das in diesem Jahr schon in der zweiten Auflage neu erscheint.
Der schottische Schlossbesitzer Reginald hat Macht und ist ganz besessen von den großen Bauwerken der Geschichte: Mit seiner magischen Lampe schrumpft er die berühmtesten Gebäude der Erde und setzt diese in seinem Keller zu einer merkwürdigen Landschaft zusammen. Doch beim Schrumpfen der Freiheitsstatue und des KaDeWes (Kaufhaus des Westens in Berlin) hat er etwas oder besser jemanden übersehen.
Otis, ein 12-jähriger Junge aus New York und Olivia, eine ebenfalls 12-Jährige aus Berlin, waren noch im Gebäude als es verkleinert wurde. Und so finden sich die Kinder geschrumpft im Keller von Reginald zwischen dem Kolosseum, derm Eifelturm, den Pyramiden usw. wieder. Gemeinsam versuchen sie nun einen Weg aus ihrem Schlamassel zu finden…
Isabel Abedi nimmt sich zu Beginn des Buches viel Zeit die Charaktere und das Umfeld der beiden Kinder genauer zu beschreiben, ehe sie sich treffen.
Otis leidet unter der Rastlosigkeit seiner alleinerziehenden Mutter, die jedes Mal, wenn er irgendwo Fuß fässt, wieder woanders hin muss. Der schmächtige Junge, der häufig von Mitschülern gehänselt wird, ist begeistert von Architektur, hat aberblöderweise Höhenangst.
Olivia, die auch von ihrer Mutter allein großgezogen wird, wohnt in Berlin-Kreuzberg und sucht sich ihre Freunde eher unter Erwachsenen als unter Gleichaltrigen. Ihre Mutterist Alkoholikerin und das Mädchen fürchtet daher ständig in ein Heim gesteckt zu werden.
Die Kinder haben also reale Probleme und Charaktereigenschaften, mit denen sich bestimmt einige Gleichaltrige gut identifizieren können. Die Figuren bleiben also immer authentisch und wirken nie ngekünstelt. So fiebert man von Beginn an mit den beiden mit.
Und auch die Geschichte ist wirklich spannend und lädt zum Träumen ein. Zusätzlich lernt man noch etwas über die berühmten Bauwerke der Erde etwas, was durch einen ergänzenden Anhang am Ende des Buches noch unterstützt wird.
Ein nettes Buch für Jung und Alt, aus dem sich auch gut vorlesen lässt.
Er gilt als einer der großen Autoren der Science-Fiction, seine Bücher werden weltweit gelesen und er beschrieb in seinen Geschichten gern die kleinen menschlichen Tragödien. Es gibt wohl kaum jemanden in unseren Breitengraden, der nicht von ihm gehört hat: Stanislaw Lem.
Er wurde 1912 in Lemberg, Polen geboren und begann 1940-41 sein Studium der Medizin an der Universität in Lemberg, das durch den 2. Weltkrieg unterbrochen wurde.
Lem verschaffte sich beim Einmarsch der Nazis falsche Papiere und arbeitete als Hilfsarbeiter und Schweißer für eine deutsche Altmetallfirma und engagierte sich im polnischen Widerstand gegen die deutschen Besatzer. Nach dem Krieg nahm er sein Studium wieder auf, schloss sein Examen aber in Krakau nicht ab, um dem Militärdienst zu entgehen.
Während seines Studiums arbeitete er an Problemen der angewandten Psychologie; in diese Zeit fallen auch seine ersten literarischen Schriften.
1951 wurde der Roman „Astronauci“ veröffentlicht; seitdem befasste er sich mehr und mehr mit seinem literarischen Werk. Durch die Welterfolge seiner utopischen Romane („Solaris“) wurde er schnell in die Schublade der Science-Fiction gesteckt. Viele Romane von Ihm wurden verfilmt.
Unbekannter blieb jedoch sein starker Hang zur Philosophie. Er versuchte, die Schwierigkeiten des modernen Menschen in einer hoch-technologischen Welt zu erkennen und setzte sich in Essays, fiktiven Rezensionen, Kurzgeschichten und Romanen damit auseinander. Seine philosophischen Fragestellungen durchziehen sein Werk wie ein roter Faden.
Anders wie Isaac Asimov (den er nicht mochte) war er nicht vom Positivismus angesteckt und war bei seiner Charakterzeichnung immer am hier und jetzt orientiert. Seine Protagonisten waren allzu menschlich („Pilot Pirx“). Das macht ihn in meinen Augen zu einem der glaubwürdigsten Vertreter der Science-Fiction.
Und wieder einmal begibt sich Commissario Tron auf Ermittlungen im Venedig des 19. Jahrhunderts. Und auch diesmal ist dem Autor der Zeitsprung wieder gut gelungen.
Vom ersten Satz an hat man auch im dritten Fall des Commissario mit dem Titel „Gondeln aus Glas“ das Gefühl ins damalige Venedig zurückversetzt zu sein. Nicolas Remin hat das einmalige Talent in einem hohen Stil zu schreiben und trotzdem die Geschichte leicht von der Hand gehen zu lassen. Niemlas wird etwas verkompliziert und trotzdem bleibt die Sprache anspruchsvoll und blumig. Und alles wird hier und da mit einem Quentchen Humor gewürzt.
Eigentlich hat Commissario Tron ja alles andere zu tun als sich um einen Mordfall zu kümmern. Die Hochzeit mit seiner Verlobten, der Principessa di Montalcino, steht vor der Tür, die Arbeiten an einer Literaturzeitschrift stehen kurz vor der Vollendung und die Geldnot des Palazzo di Tron steht kurz davor ihm ernsthafte Sorgen zu bereiten.
Nun soll er auch noch den Mord an dem Kunsthändler Kostolany lösen und einen verschwundenen Tizian wieder aufspüren. Bei der Besitzerin des Gemäldes handelt es sich um niemand anderen als die Königin von Sizilien, Maria Sophia di Borbone, der Schwester Sissis. Diese braucht dringend Geld und bietet den Tizian dem besagten Kunsthändler an, doch leider kommt sein Tod dazwischen. Die Königin möchte das verschwundene Gemälde unbedingt zurück haben.
Doch Verdächtige gibt es reichlich. Plötzlich taucht das Bild wieder auf. Doch gab es da nicht auch eine Kopie des Tizian?
Schon findet sich der Leser in einem ausgeklügelten Verwirrspiel um Original und Fälschung wieder. Nicolas lockt einen immer wieder auf ein falsche Fährte, so dass man das Gefühl hat der Autor hatte beim Schreiben einen Mordsspaß.
Auch die Situation des Adels in Venedig zu dieser Zeit wird toll beschrieben. Sie halten immer noch ihren Adelsstand aufrecht, aber müssen nach und nach ihre Gemälde verkaufen um überhaupt etwas zu essen zu haben. Sie leben „von der Wand in den Mund“. 🙂 Hauptsache der Schein wird aufrecht erhalten.
Wer Action und Spannung sucht, der wird an „Gondeln aus Glas“ weniger seine Freude haben. Aber wer eine gute Geschichte, einen dabei geschickt verstrickten Plot, gute Charaktere und ein Abtauchen in eine andere Zeit sucht, ist hier genau richtig.
In letzter Zeit stößt man auf der Suche nach Büchern im Netz häufiger auch auf die sogenannten Cyberbooks. Sie finden sich zum Beispiel bei amazon.de zum Reinlesen in die Bücher, die man sich bestellen will oder als Promomappen für irgendwelchen Projekte. Dienen sie also Firmen und Verlagen einfach nur als unterstützendes Material oder können sie in Zukunft dem realen Buchmarkt sogar Konkurrenz machen?
Zunächst einmal, Cyberbooks sind digitalisierte Versionen von realen Projekten, wie Büchern, Katalogen, Magazinen, Zeitungen usw. Wobei sie bei Büchern und Zeitungen immer nur den Anfang, also zum Beispiel die ersten 10 Seiten beinhalten um den Lesern einen Vorgeschmack zu bieten oder ihm eine Entscheidungshilfe zu geben.
Sie sehen aus wie die realen Projekte, mit Cover, Inhaltsverzeichnis, etc., nur dass man eben virtuell in ihnen blättern kann. Gerade in der Geschäftswelt sind sie also ideal für Präsentationen oder für sein eigenes Portfolio. Jeder kann sie zu einem relativ kleinen Preis (ca. 15-30 Euro) bestellen und erhält sie idealerweise schon innerhalb eines Werktages. Auch kleine Filme, Präsentationen oder Spiele können integriert werden.
Doch kann aus dieser Idee auch ein Gegenentwurf, ja sogar eine Gefahr, für den Buchmarkt werden? Werden wir uns in Zukunft Bücher einfach nur noch schnell downloaden können? Möglich ist es auf jeden Fall.
Doch, mal ganz ehrlich, wollen wir wirklich permanent alles von einem Display ablesen? Oder ist es nicht angenehmer ein gutes altes Buch in Händen zu halten? Für Promotionzwecke oder zur Vorstellung sind sie auf jeden Fall ideal.
Wer nun mehr über Cyberbooks wissen will, oder sich selbst eines bestellen möchte, kann dies unter cyberbooks.de tun…
Fritz Leiber dürfte vielen Science-Fiction- und Fantasy-Fans gut im Gedächtnis haften. Der ambitionierte Katzenfreund, der seine Protagonisten gerne mal mit Katzenwesen aus dem All konfrontierte, hat in seinem Lebenswerk bedeutendes Geschaffen. Er gilt als einer der Väter des modernen Horror und des Fantasy-Genres.
Er ist ein vielseitiger, origineller Autor von manchmal sehr skurrilen Geschichten, und wurde mit mehreren Preisen geehrt.
In Leibers Roman „Die programmierten Musen“ erzählt er die Geschichte des „Gesellen-Autoren“ Gaspard de la Nuit, der in einen Konflikt globalen Ausmaßes hineingezogen wird. Mit seinem Roboter-Kollegen Zane Gort erlebt er den Streik der Autoren, die sich weigern, die Wortmaschinen weiter zu pflegen. Autoren sind die Mechaniker gewaltiger Maschinen geworden, die im Auftrag mächtiger Verlage „Wortschmalz“ herstellen.
„Wortschmalz“ werden die Geschichten genannt, die ohne tiefe Bedeutung hypnotische und emotionale Wirkung bei dem Auslösen, der diese Geschichten liest. Da kein vergangener Autor in der Lage war, mit den Wortmaschinen gleichzuziehen, wenn es um bedeutungslose, triviale Literatur ging, wurden die Autoren kurzerhand zu den Handlagern der Wortschmalz-Maschinen.
Der Schein wurde aufrechterhalten, dass die Autoren die Wortmaschinen mit Inhalt füllten, doch mehr als ein paar Tropfen Öl ins Getriebe waren nach wenigen Jahren von Seiten der Autoren nicht mehr drin. Das Wortmaschinenwesen verselbständigte sich und war über Jahre erfolgreich.
Das also ist die Welt des Gaspard, der seinen Job liebt, und auch die Maschinen, die seiner Meinung nach die besten Romane aller Zeiten produzieren, als der Streik der Autoren ausbricht. Unzufriedene Autoren zerstören die Maschinen, um selbst wieder kreativ Geschichten zu spinnen. Das Problem ist, dass keiner der Autoren in der Lage ist, auch nur eine Geschichte zu schreiben. In dieser hoffnungslosen Situation wird Gaspard abgestellt, um mysteriöse, körperlose Gehirne zu beschützen, von denen sich die Verleger eine Revolution in der „Wortschmalz“-Geschichten-Erfindung erhoffen.
Fritz Leibers Geschichte, die er 1961 veröffentlichte, ist ein Funken sprühendes, kritisches und sarkastisches Werk, das eine Welt aufzeigt, in der Kreativität, Ideen, und ein eigenes Weltbild nicht mehr gefragt sind, und Schriftsteller als verkommene, überhebliche, ideenlose Partyschrecken die Städte unsicher machen. Wer sich die heutige Literatur ansieht, wird so manche Parallele entdecken. 😉
Ann Cleves hat mit „Die Nacht der Raben“ einen guten Auftaktroman zu ihrer geplanten Krimireihe, die alle auf den Shetland-Inseln spielen sollen, geliefert.
Den meisten werden die Shetland-Inseln, rund 180 km nördilich der Küste Schottlands gelegen, nur aufgrund der der gleichnamigen Ponyrasse ein Begriff sein. Doch mit friedlichem Reiter- oder Eilandidyll hat „Die Nacht der Raben“ wenig zu tun.
In der Neujahrsnacht besuchen zwei Mädchen, Sally und Catherine, als eine Art Mutprobe den als verrückt geltenden, verschrobenen alten Kauz Magnus Tait. Dieser wurde schon vor Jahren für das Verschwinden eines kleinen Mädchens verantwortlich gemacht. Doch für Magnus entwickelt sich aus diesem Besuch mehr. Er findet vor allem an Catherine gefallen und als er sie ein paar Tage später im Bus wiedertrifft, lädt er sie nochmals zu sich nach Hause ein.
Doch kurz darauf findet die junge Mutter Fran Hunter die Leiche Catherines im Schnee wieder. Sie wurde mit einem roten Schal erwürgt und Raben schwirren um den leblosen Körper. Detective Inspector Jimmy Perez übernimmt die Ermittlungen. Dieser ist als einziger davon überzeugt, dass Magnus Tait nicht der Täter sein könnte.
Das Ganze wird dann noch brisanter als an dem Wikingerfest Up Helly Aa Frans kleine Tochter verschwindet…
Die düstere und drückende Ätmosphäre der Insel nimmt einen vom ersten Moment an gefangen. Und dies ist, zum Glück, einer der Krimis, der nicht auf Tempo setzt, sondern sich Zeit lässt die Geschichte und die Charaktere in Ruhe zu entwickeln. Langsam findet man sich unter den Bewohnern des Eilands und deren Sitten, die zum Teil auf alten Wikingerbräuchen beruhen, wieder. Man wird ein Teil der Insel und fiebert so bis zum Schluss mit.
Und auch dieser ist gut gelungen. Weiß man doch nicht von Anfang an gleich, wer der Täter ist, denn die Autorin Ann Cleeves streut zwischendurch immer wieder geschickt Hinweise, die mehrere Theorien plausibel machen.
Ein anständiger Auftakt für Freunde der guten Geschichtenführung.
P.S.: Der zweite Band der Reihe mit dem Titel „Der längste Tag“ ist diesen Monat erschienen.
„Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften.“
Mit diesem ersten Satz ist klar, worauf der Autor dieses Buches hinaus will. Es ist kein geringerer als Edward L. Bernays, der „Vater der Publik Relations“.
In seinem Buch „Propaganda“ beschreibt er, wie er seine Arbeit sieht, und definiert, was ein guter PR – Berater machen muss, um ein guter PR-Berater zu sein. Das Gefühl, das ich nach der Lektüre habe, ist, dass ich nun zwar Grundlegendes kenne, was mir aus der alltäglichen Arbeit der PR-Agenturen allerdings allzu vertraut ist; ich hier aber selbst einer guten PR-Arbeit aufgesessen bin.
Dass nämlich der Autor mit seinem Buch nichts anderes macht, als was tagtäglich in seinem Job gefordert wird, nämlich sein Produkt gut zu verkaufen, ist offensichtlich. Und viel mehr erfährt man auch nicht.
Insofern ist mir nicht klar, warum dieses Buch so hoch gelobt wurde, es gar als „Standardwerk“ bezeichnet wird, aber selbst das ist schon eine gute PR-Arbeit. Sicher, er gibt Einblick in die Art und Weise, wie PR funktioniert und illustriert dies auch in Beispielen, aber darin erschöpft sich denn auch der Wert dieses „Handbuches“.
Für den Einstieg allerdings ist es eine interessante Lektüre, denn sie ist sehr verständlich und flüssig geschrieben. Aber es ist eben nur ein Einstiegswerk in die weite Welt der Propaganda.
Wer wirklich wissen will, was PR ist, der braucht nur aufmerksam die Medien zu verfolgen und sich auch vor kritischen Fragen nicht zu fürchten. Denn es gibt kaum einen Bereich in unserer Gesellschaft, der nicht von PR begleitet ist.
Bei unserer politischen Situation kann man sich ja so einiges fragen und viele stehen einfach nur kopfschüttelnd davor. Klar ist jedoch, dass das System, so wie wir es kennen, sich langsam in eine Sackgasse manövriert hat, ja, wenn nicht sogar schon gegen die nächst beste Wand gefahren hat.
Durch etliche Verschleierungstaktiken versuchen die da oben immer noch verzweifelt dem Volk glauben zu machen, dass der Status Quo immer noch besteht. Alles ist gut, nur die Linken nicht, und schwarz/rot kuschelt und erwürgt sich dabei gegenseitig. Bravo!
Ich möchte an dieser Stelle lieber den alten Kurt Tucholsky zu Wort kommen lassen. Tucholsky, der schon immer sehr politisch war (aber fast immer satirisch) und dann wohl endgültig zugrunde gegangen ist, als die Nazis seine Bücher verbrannten, beweist im folgenden Gedicht, dass Geschichte sich in Grundzügen immer wiederholt. Oder kommt euch die beschriebene Lage nicht auch irgendwie bekannt vor? (Ersetzt einfach Ebert durch einen anderen Namen… 😉 )
Kurt Tucholsky
Das Lied vom Kompromiß
(Musik: Hanns Eisler)
Manche tanzen manchmal wohl ein Tänzchen
immer um den heißen Brei herum,
kleine Schweine mit dem Ringelschwänzchen,
Bullen mit erschrecklichem Gebrumm.
Freundlich schaun die Schwarzen und die Roten,
die sich früher feindlich oft bedrohten.
Jeder wartet, wer zuerst es wagt,
bis der eine zu dem andern sagt:
„Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
Davon hat man keine Kümmernis.
Einerseits – und andrerseits -,
so ein Ding hat manchen Reiz…
Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß:
Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß:
Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
Seit November klingt nun dies Gavottchen.
Früher tanzte man die Carmagnole.
Doch Germania, das Erzkokottchen,
wünscht, daß diesen Tanz der Teufel hol.
Rechts wird ganz wie früher lang gefackelt,
links kommt Papa Ebert angewackelt.
Wasch den Pelz, doch mache mich nicht naß!
Und man sagt: „Du, Ebert, weißt du was:
„Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
Davon hat man keine Kümmernis.
Einerseits – und andrerseits -,
so ein Ding hat manchen Reiz…
Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß:
Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß:
Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
Seit November tanzt man Menuettchen,
wo man schlagen, brennen, stürzen sollt.
Heiter liegt der Bürger in dem Bettchen,
die Regierung säuselt gar so hold.
Sind die alten Herrn auch rot bebändert,
deshalb hat sich nichts bei uns geändert.
Kommts, daß Ebert hin nach Holland geht,
spricht er dort zu seiner Majestät:
„Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
Davon hat man keine Kümmernis.
Einerseits – und andrerseits -,
so ein Ding hat manchen Reiz…
Und durch Deutschland geht ein tiefer Riß.
Dafür gibt es keinen Kompromiß!
Und durch Deutschland geht ein tiefer Riß.
Dafür gibt es keinen Kompromiß!
Urban Priol ist Kabarettist und momentan den meisten Leuten wohl aus der genialen (Wirklich, Hut ab!) Sendung „Neues aus der Anstalt“ bekannt, die er gemeinsam mit seinem Kollegen Georg Schramm bestreitet. Hat letzterer bereits eine Art Best-of herausgebracht, so ist nun auch Priol an der Reihe.
In seinem ersten Buch „Hirn ist aus“ rekapituliert er zehn Jahre politisches Kabarett, zehn Jahre politischer Wahnsinn und deckt gekonnt zehn Jahre politischer Heuchelei auf.
Nun kann man sich an so manche Dinge mit einem Schmunzeln zurückerinnern, doch Urban Priol macht in seinen Texten deutlich klar, dass die meisten von ihnen aktueller sind denn je, die Lage sich nicht groß verändert hat und manche Entscheidungen von damals weitreichende Folgen hatten.
Man wird dieses Buch mit einem lachenden und einem weinenden Auge lesen, lachend aufgrund von Priols einzigartigem Wortwitz und Schrafsinn, weinend aufgrund so mancher politischer Querelchen, denen man einfach fassungslos gegenüber steht.
Schade ist nur, dass man beim Lesen (logischerweise 😉 ) Priols Stimme mit einigen gekonnten Parodien und Satiren auf gewisse Politiker vermisst. Aber für das gibt es ja das Hörbuch. Ansonsten ist dieses Buch schon fast eine Art satirische Zeitgeschichte.
Also, immer schön fleißig Kabarett, besonders die Anstalt und Scheibenwischer, gucken und anfangen ein paar Dinge selbst zu hinterfragen. 😀
Im fünten Band der Serie um den Ex-Cop Charlie „Bird“ Parker, der durch einen Schicksalsschlag über den Rand der Realität blicken kann, gleitet Autor John Connolly zunehmends ins Ãœbersinnliche ab. Doch dies tut der Spannung keinen Abbruch.
Von Buch zu Buch steigert sich das Irreale und auch die Mystik weicht einer immer drastischeren Darstellung des Bösen. War dieses bisher vor allem durch eine unheimliche Kraft präsent, so wird die Blutspur immer dicker und drastischer.
Mitglieder einer alten Sekte, die sich dem Totenkult verschrieben haben und auf die Erweckung ihres Herrn und Meisters, des schwarzen Engels Immael, der in Gefangenschaft auf seinen Tag der Rache wartet, hinfiebern. Dafür entführen, quälen und töten sie Frauen, die scheinbar keiner vermisst.
Doch bei ihrem letzten Opfer haben sie sich verkalkuliert. Die Prostituierte Alice ist zufällig eine Verwandte von Louis, Charlie Parkers Freund. Zusammen mit ihrem Kollegen Angel machen sie sich auf die Suche nach der vermissten Alice und kommen dem geheimen Kult immer mehr auf die Spur und in die Quere. Es beginnt ein Kampf gegen unvorstellbare Mächte, die zu den schlimmsten Greueltaten fähig und eindeutig nicht von dieser Welt sind…
Dieser Parker ist grausamer und blutrünstiger als seine vier Vorgänger. Und das Böse hat in dem gefallenen Engel Mr. Brightwell eine Personifizierung gefunden, die seinesgleichen sucht.
Spannend ist das Buch auf alle Fälle und auch die freie Interpretation der Apokryphen ist ganz unterhaltsam. Und genau da liegt der Punkt. Man sollte „Der brennende Engel“ nicht zu wörtlich nehmen, denn sowohl die religiösen, als auch die geschichtlichen Fakten sind fast alle an den Haaren herbeigezogen und strotzen nur so voller Klischees. Besonders Connolly’s Bild von Nazi-Deutschland entstammt wohl eher aus etlichen schlechten Hollywoodfilmen. Also am besten ein Auge zudrücken… 😀
Auch die familiäre Komponente Parkers ist für meinen Geschmack etwas zu klischeebehaftet. Um die Tragik Parkers vom Schicksal, das man sich nicht aussuchen kann, noch deutlicher zu machen. Steht ihm Frau und Kind zur Seite, die ständig nur am Quengeln sind, da sie lieber in einer heileren Welt leben wollen.
„Der brennende Engel“ ist mit Sicherheit eine fesselnde Unterhaltug für Zwischendurch, aber kein Vergleich zu den Vorgängern. Bleibt zu hoffen, dass der Autor im nächsten Band nicht noch mehr im fantastischen Bereich übertreibt, so dass es ins Lächerliche abrutscht.