Willkommen auf Satire | Bücher - Romane, Krimis und mehr über eure Lieblingsbücher

Buchcover zu “Hirn ist aus”Urban Priol ist Kabarettist und momentan den meisten Leuten wohl aus der genialen (Wirklich, Hut ab!) Sendung „Neues aus der Anstalt“ bekannt, die er gemeinsam mit seinem Kollegen Georg Schramm bestreitet. Hat letzterer bereits eine Art Best-of herausgebracht, so ist nun auch Priol an der Reihe.

In seinem ersten Buch „Hirn ist aus“ rekapituliert er zehn Jahre politisches Kabarett, zehn Jahre politischer Wahnsinn und deckt gekonnt zehn Jahre politischer Heuchelei auf.

Nun kann man sich an so manche Dinge mit einem Schmunzeln zurückerinnern, doch Urban Priol macht in seinen Texten deutlich klar, dass die meisten von ihnen aktueller sind denn je, die Lage sich nicht groß verändert hat und manche Entscheidungen von damals weitreichende Folgen hatten.

Urban Priol © dpaMan wird dieses Buch mit einem lachenden und einem weinenden Auge lesen, lachend aufgrund von Priols einzigartigem Wortwitz und Schrafsinn, weinend aufgrund so mancher politischer Querelchen, denen man einfach fassungslos gegenüber steht.

Schade ist nur, dass man beim Lesen (logischerweise 😉 ) Priols Stimme mit einigen gekonnten Parodien und Satiren auf gewisse Politiker vermisst. Aber für das gibt es ja das Hörbuch. Ansonsten ist dieses Buch schon fast eine Art satirische Zeitgeschichte.

Also, immer schön fleißig Kabarett, besonders die Anstalt und Scheibenwischer, gucken und anfangen ein paar Dinge selbst zu hinterfragen. 😀

Buchcover zu “Die Leber wächst mit ihren Aufgaben”Dr. Eckart von Hirschhausen kennen viele bestimmt aus Schmidt und Pocher. Genau, das ist dieser lustige Arzt… 😉 Von Hirschhausen hat schon so einige Bücher geschrieben, aber sein neuestes „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“ rangiert seit Wochen in den Top10 sämtlicher Bestsellerlisten.

Und daran sieht man mal wieder, Popularität verkauft sich gut. Hirschhausen macht, wie er es selbst nennt, medizinisches Kabarett. Liegt ja auch nahe, denn er ist selbst Arzt und was man da so tagtäglich sieht bietet bestimmt viel Stoff für Geschichten.

Soweit, so gut, seine kabarettartigen, kleinen Auftritte bei Schmidt und Pocher finde ich zum Teil sehr gut, zum Teil aber auch sehr platt. Und genauso ist es mir mit diesem Buch ergangen, wobei man sagen muss, dass sie TV-Auftritte ein Stück weit besser sind.

Hirschhausen weckt in seinem Buch durchaus Interesse für medizinische Gegebenheiten. Hört dann aber, wenn es wirklich lustig, verrückt oder interessant werden könnte auf. Daher bleiben die meisten Pointen leider sehr flach. Ich finde es etwas schade, dass ein Mensch wie Hirschhausen, von dem ich glaube, dass er wirklich was zu sagen hat, sich auf solche platten Kommerzwitze einlässt. Naja, seinem Erfolg kam es ja nur zu Gute…

In kleinen, netten Kapiteln geht er auf medizinische Details wie „Liebe geht durch die Nase“, historische Fakten und Alltagssituationen ein und versucht diese jeweils mit einer Pointe zu würzen. Nur die meisten „Witze“ hat man schon tausendmal gehört, zum Beispiel über den Wassersensor an öffentlichen Toiletten und Waschbecken.

Zudem sind die einzelnen Kapitel jeweils nur sehr kurz und teils irgendwie ungalublich nichtssagend. Nach jedem „Gag“ kommt dann noch ein kleiner Comic, die teils auch schon so alt sind, dass sie jeder kennt.

Fazit: Für manche vielleicht ein nettes Buch für Zwischendrin. Für diejenigen, die sich lieber durch gute Geschichten oder pointierte Satire die Zeit vertreiben, eher langweilig. Denen empfehle ich Bücher von Umberto Eco oder Kishon.

Ansonsten lieber von Hirschhausen im Fernsehen gucken!

Buchcover zu “Python über Python”Wer Monty Python ist, brauche ich wohl fast niemandem zu erklären. Diese Truppe hat unseren heutigen Humor und die (inzwischen leider viel zu große) Comedylandschaft, nicht nur hierzulande, sondern weltweit, geprägt.

Ihren absolut, absurden, rabenschwarzen, aber immer intelligenten Humor haben die Herren Chapman, Cleese, Gillam, Idle, Jones und Palin in unzähligen Filmen , Auftritten und natürlich der Serie „Flying Circus“ einschlägig unter Beweis gestellt.

Längst sind sie zum Kult avanciert und fast jeder kann einen Python-Witz aus dem FF zitieren. Und logischerweise haben auch etliche Biographen sich an ihnen ausgelassen.

Doch in „Python über Python. Die Autobiographie von Monty Python“ kommen die sechs endlich einmal selbst zu Wort. Naja, die fünf noch lebenden… Bei Graham Chapman geht dies ja aus seinem Sarg heraus nur schlecht; an seiner Stelle spricht sein Bruder und sein damaliger Lebensgefährte.

Monty Python 1969In getrennten Interviews haben die Pythons dem Autor Bob McCabe nicht nur von Filmprokekten oder der Serie berichtet, sondern auch über ihren Werdegang. Zum ersten Mal kommen persönliche Details zur Sprache, die auch die nicht immer schönen Zeiten nicht auslassen. Doch alles in allem wird klar, dass, trotz Streit und Rivalität, sie immer eine Art Team waren, die gut zusammenarbeiten konnten. So erfährt man beispielsweise, dass eigentlich eine Fortsetzung von „Ritter der Kokosnus“ geplant war. Nur John Cleese war aufgrund des frühen Todes von Graham Chapman nicht damit einverstanden.

Aber dieser dicke Wälzer besticht vor allem durch seine unzähligen Bilder und natürlich den typischen Pythonschen Humor, den es wohl kein zweites Mal auf der Welt gibt und wahrscheinlich niemals geben wird. Sogar unsere Alltagskultur ist von ihnen geprägt, stammt doch beispielsweise das Wort „spam“ aus einem ihrer Sketche. (Hier…)

Mit „Python über Python“ haben sie ihren Fans eine wirkliche Freude bereitet, da man nicht nur aus Kommerzgründen wiederaufgewärmte Fakten und Texte bekommt, sondern neue und interessante Einblicke. Endlich mal ein Band für den sich der Preis wirklich lohnt.

Stellt euch vor, ihr seit 180 Tage zusammen mit den Reichsten der Reichen in absolutem Luxus auf einem Kreuzfahrtschiff eingeschlossen. Für viele mag das im ersten Moment vielleicht verführerisch klingen, doch nach 180 Tagen Hummer, Kavier und Schicki-Micki-Attitüde würden wahrscheinlich die meisten Normalsterblichen am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehen. Und genauso geht es der Hauptperson in Matthias Polityckis neustem Roman.

Buchcover zu “In 180 Tagen um die Welt”Der kleine Finanzbeamte Johann Gottlieb Fichtl aus einem bayrischen Kaff mit dem klingenden Namen Oberviechtach gewinnt im Lotto und darf eine 180-tägige Weltreise auf einem Fünf-Sterne Luxus-Kreuzfahrtschiff antreten.

Mit Musterkrawatten und Aldi-Anzug bewaffnet begibt er sich unter die oberen Zehtausend und schafft es tatsächlich so zu tun als gehöre er dazu. Ab sofort ist er nur noch „der Doktor“ und erhält nach und nach neue Einblicke in das skurrile Leben an Bord, die er in seinem Tagebuch festhält.

Die Gesellschaft bzw. die „Kreuzfahrtfamilie“ der „Hütte“, so nennnen die Passagiere den Luxusliner MS Europa, kommt daher wie ein Riesencampingplatz mit Kavier, Hummer, Pool und prominenten Gästen, wie „Vereinsmayer im Frack“. Dazugehören ist alles und die Gerüchteküche brodelt natürlich. Roberto Blanco schmettert „Ein bisschen Spaß muss sein“ und die Leute sind so mit dem Leben an Bord beschäftigt, dass die Ausflüge in über 50 verschiedene Länder eher lästig erscheinen.

Matthias Politycki weiß bei diesem satirischen Feuerwerk, wovon er spricht. Eine Kreuzfahrtgesellschaft hatte ihn als Schiffsschreiber auf eben so eine Weltreise eingeladen. Er musste nur ein Internet-Tagebuch über darüber schreiben. Und zusätzlich ist also auch noch sein Buch „In 180 Tagen um die Welt“ dabei herausgekommen. (Das Hörbuch hierzu mit dem Titel „Das Schiff“ ist übrigens auch sehr zu empfehlen.)

Fast alle Anekdoten sind größtenteils auf dieser Fahrt wirklich passiert und wurden ihm meist heimlich von anderen Passagieren erzählt. Diese skurrile Welt hat er dann, dem Schiffs- und Luxuskoller nahe, überspitzt zusammengefasst. Jeden Tag Kaviar hält keiner aus. Je länger man an Bord ist, desto weniger hat man Bedarf daran“, weiß Politycki jetzt.

„In 80 Tagen um die Welt“ ist ein Feuerwerk an Satire. Der Autor führt uns in eine vermeintlich fremde Welt ein, in der sich alles um Haben und Besitz dreht, wo der Protagonist erst in den unteren Mannschaftsdecks das wahre Leben findet.

Braten im eigenen Saft… Wohl bekomms! 😉

Buchcover zu”Platon im Striptease-Lokal”Den meisten dürfte Umberto Eco von historischen Werken wie „Der Name der Rose“ oder „Baudolino“ ein Begriff sein, doch er kann auch anders. Neben wissenschaftlichen Abhandlungen ist Eco auch, meiner Meinung nach, einer der besten Satiriker unserer Zeit.

Mit der Essaysammlung „Platon im Striptease-Lokal. Parodien und Travestien“ ist ihm ein wahres Feuerwerk an Humor, Kritik, Ãœberraschungen, Groteskem und Skurrilem gelungen, tanzt er sich doch schon auf dem Buchcover selbst auf der Nase herum.

In teils provokanter und fast schon boshafter Weise führt er dem Leser den Nonsense unserer Welt, des Kulturbetriebs und der ach so ernsten Wissenschaft vor Augen.

In „… müssen wir mit Bedauern ablehnen“ nimmt er beispielsweise ein fiktives Lektorat an berühmten Klassikern des Literaturkanons vor, die alle natürlich zur Ablehnung führen. Nabokovs „Lolita“ wird hier zur Greisin, Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ hat „zu lange Sätze … und ist zu asthmatisch“ und die Bibel ist sowieso nur eine Sexschmonzette.

Ein nichtssagender, einfacher Kinderreim wird literaturwissenschaftlich in seine Einzelteile zerlegt („Drei Käuzchen auf dem Vertiko“) und die Entdeckung von Amerika wird zur reißerischen Live-Reportage.

Autor Umberto EcoDass Umberto Eco selbst Träger mehrerer Ehrendoktortitel ist und selbst aus der Literaturwissenschaft kommt, macht diese Texte zu einem noch gelungeneren Geniestreich. Er zeigt uns, dass wir die Welt nicht immer zu ernst nehmen sollten und verliert bei aller Satire nicht die kritischen und lyrischen Töne aus dem Auge.

Mit „Platon im Striptease-Lokal“ beweist uns Eco wiedereinmal, dass er einer der vielseitigsten, intelligentesten und wohl auch bedeutendsten Autoren unserer Zeit ist.

Dieses Buch kann ich nur jedem wärmsten empfehlen. Ein wirkliches Lesevergnügen und ein echter Bücherschatz! 🙂