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Der erste Band der mittlerweile dreiteiligen Reihe um die Jurisfiktions-Agentin Thursday Next des walisischen Schriftstellers Jasper Fforde hat mich auf Anhieb begeistert. Es ist eine gelungene Mischung aus Spannung und Humor, Science-Fiction, Fantasy und Krimi.

Buchcover zu “Der Fall Jane Eyre”Fforde hat eine fiktive Parallelwelt zu unserer erschaffen, die unserer gar nicht so unähnlich ist. Die Geschichte ist nur anders verlaufen: England befindet sich seit 130 Jahren im Krimkrieg gegen das zaristische Russland und Wales ist eine unabhängige Volksrepublik. Zeppeline sind das Hauptverkehrsmittel und genetisch dublizierte Dodos sind fast schon eine Selbsverständlichkeit.

Vor allem aber ist es eine Welt, in der Bücher eine wichtige Stellung haben. So wichtig, dass es extra Agenten gibt, die Bücher vor Fälschern schützen, die Jurisfiktions-Agenten. Und genau so eine ist Thursday Next. Kriminelle kidnappen hier schonmal Bücher und verändern sie, geben „Romeo und Julia“ zum Beispiel ein Happy End, was dramatische Folgen haben kann.

Thursday Next gerät in einen besonders heiklen Fall. Das Originalmanuskript von Dickens „Martin Chuzzlewit“ wird entführt und die Nation ist entsetzt. Schnell wird Next auf den drittgesuchtesten Mann des Landes Acheron Hades angesetzt, der zu allem Ãœberfluss auch noch das Manuskript zu Charlotte Brontes „Jane Eyre“ in seine Gewalt bekommt und droht, die Geschichte zu verändern.

Dies klingt alles sehr absurd und genau so ist es auch. Die Handlung lässt sich nur schwer beschreiben. Am besten liest man dieses geniale Werk selbst… 😉 Dadurch, dass Fforde eine so geschickte Balance zwischen Realität und Fiktion geschaffen hat, bleibt die Geschichte trotz aller Skrurrilität extrem spannend.

Was mich zudem begeistert hat, ist dass der Autor sich viel Zeit für die Charakterzeichnung genommen hat, was bei anderen fantastischen Werken häufig leider auf der Strecke bleibt.

Diese Bücherreihe muss man gelesen haben. Sie ist absolut kultverdächtig und eine Ode an die Welt der Bücher selbst!

Den amerikanischen Schriftsteller Jason Starr und den Iren Ken Bruen, kennen viele schon einzeln als Krimiautoren, doch nun haben sich die zwei zusammengetan. Ihr gemeinsames Debüt mit dem markanten Titel „Flop“ überzeugt vor allem durch seinen absolut überspitzten schwarzen Humor und dem unglaublichen Fachwissen der Autoren.

In dem ganzen Buch, gibt es keine sympathische Identifikationsfigur, die einen irgendwie emotional anspricht. Obwohl, Schadenfreude ist schon stark verteten… 😉 Die vier Protagonisten sind entweder dermaßen blöd oder korrupt und skrupellos. Alle sind extrem überspitzt gezeichnet und ziehen somit heutige Klischees gelungen durch den Kakao.

Buchcover zu “Flop”Max Fisher, ein durchtriebener Geschäftsmann, hat mit seiner Firma NetWorld schnell ein riesen Vermögen verdient und dies nur durch krumme Machenschaften.

Als eines Tages ihm Angela Petrakos, ein fieses und intrigantes Miststück, das die Männer für Geld und Macht ausnützt, im Vorstellungsgespräch gegenübersitzt, kann auch Fisher ihrer aufreizenden Art nicht widerstehen. Schnell will er sie heiraten. Sie findet ihn absolut widerlich, ist aber dermaßen geld- und karrieregeil, dass sie einwilligt.

Die beiden haben jetzt nur ein Problem: Fisher hat noch eine Ehefrau. Schnell beschließen sie sie durch einen Auftragskiller umzubringen. Und die kleine Angela hat da natürlich den richtigen Mann zur Hand. Der obercoole Dillon, ein Ex-IRA-Mann, soll den Job übernehmen.

Doch Fisher ahnt nicht, dass dieser lange Zeit ein Verhältnis mit Angela hatte. Dillon entpuppt sich als waschechter Psychopath und die Dinge laufen aus dem Ruder. Aber dermaßen… 😀

Der brutale Jargon des Buches und die direkte und harte Sprache erinnern an die alten amerikanischen Pulp-Reihen. Die damaligen Autoren hätten sicher eine Freude an „Flop“.

Und auch die Morde sind absolut skrupellos und hart. Bruen und Starr nehmen hier nicht nur die Welt des Verbrechens böse aufs Korn, sondern vor allem die heutige Geschäftswelt. Alles dreht sich um Macht und Geld und jeder geht dafür über Leichen.

Für keinen einzigen Charakter empfindet man auch nur das geringste Quäntchen Mitleid, da alle so übertrieben und böse dargestellt sind, dass es richtig Spaß macht ihnen beim Scheitern zuzuschauen.

Dieses skurrile Lesevergnügen wird das Herz jedes Fans von schwarzem Humor und brutalem Krimi höher schlagen lassen. Endlich mal ein neuer Ansatz!

Sämtliche Gedichte MorgensternsWohl kein anderer deutscher Dichter, außer vielleicht Ringelnatz, hat die Lyrik auf so absurde und satirische Weise geprägt, wie Christian Morgenstern.

Dass er auch die leisen Töne beherrschte haben wir erst nach seinem Tod dank seiner Frau erfahren, aber für die meisten Menschen wird Christian Morgenstern (näheres zur Bio wird folgen 😉 ) ewig mit seinem gekonnten Sprachwitz in Verbindung gebracht werden.

Seine teilweise skurrilen, absurden aber immer irgendwie liebenswerten Texte enthalten viel Wahrheit und meist auch eine gehörige Portion Gesellschaftskritik.

Viele seiner Gedichte haben aber auch unsere Alltagssprache geprägt und einzelne Passagen sind zu geflügelten Worten geworden, wie die letzte Zeile in dem folgenden Gedicht:

Christian Morgenstern (1871-1914)

Die unmögliche Tatsache

Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Straßenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge
überfahren.

Wie war (spricht er, sich erhebend
und entschlossen weiterlebend)
möglich, wie dies Unglück, ja -:
dass es überhaupt geschah?

Ist die Staatskunst anzuklagen
in Bezug auf Kraftfahrwagen?
Gab die Polizeivorschrift
hier dem Fahrer freie Trift?

Oder war vielmehr verboten
hier Lebendige zu Toten
umzuwandeln – kurz und schlicht:
Durfte hier der Kutscher nicht -?

Eingehüllt in feuchte Tücher,
prüft er die Gesetzesbücher
und ist alsobald im klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!

Und er kommt zu dem Ergebnis:
Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil, so schließt er messerscharf,
nicht sein kann, was nicht sein darf.

Stellt euch vor, die Geschichte wäre ganz anders verlaufen. Die Nazis hätten ihre Kraft nicht auf die Ermordnung der Juden gelenkt, sondern stattdessen Russland besiegt. Die Atombombe wäre daraufhin nicht auf Japan, sondern auf Berlin abgeworfen worden. Die Gründung des Staates Israel wäre gescheitert und stattdessen haben sich die Juden in Alaska angesiedelt. Auch so könnte es passiert sein…

Buchcover zu “Die Vereinigung jiddischer Polizisten”Und genau dies ist die Ausgangssituation des neuen Buches „Die Vereinigung jiddischer Polizisten“ des Bestsellerautors Michael Chabon („Wonder Boys“).

60 Jahre lang haben die Juden sich in Sitka, Alaska, eine eigene kleine Welt geschaffen mit Jiddisch als Amts- und Umgangssprache. Doch nun soll der Distrikt wieder an Alaska zurückgegeben werden. Erneut droht ihnen Vertreibung und Heimatlosigkeit.

Und als wäre dies nicht schon genug, geschieht auch noch ein Mord. Der Polizist Meyer Landsmann vom Morddezernat, selbst ein total zerrütteter Philip Marlowe, wird zunächst auf den Fall angesetzt. Landsmanns Ehe ist gerade in die Brüche gegangen, er trinkt, wohnt in einem abgeranzten Motel, seine Exfrau ist seine neue Vorgesetzte und jetzt soll er auch noch den Tod eines heroinsüchtigen Schach-Genies, der auch noch eine Art Messias sein soll, aufklären.

Doch als der Fall plötzlich von oberster Stelle her zu den Akten gelegt werden soll, beginnt Landsmann zusammen mit seinem Partner auf eigenen Faust zu ermitteln. Langsam werden sie in eine Welt aus religiösem Wahn und politischem Sumpf hineingezogen…

„Die Vereinigung jiddischer Polizisten“ ist eine Art Hommage an die Krimis der 40er Jahre, wobei Michael Chabon aber seine ganz eigene Sprache gefunden hat. Es ist eine Mischung aus anklingender Melancholie, Verworrenheit und satirischem Humor. Zudem lässt der Autor das Jiddisch auf seine Art wieder aufleben. Wer sich ein Lexikon mit jiddischen Schimpfwörtern schreiben will, ist hier richtig. 🙂

Doch nicht nur das Szenario ist absolut irre und spannend, sondern auch, und das ist ja fast das Wichtigste an Krimis, die Handlung hält einen sofort auf Trab.

Nicht umsonst befand sich dieses Buch monatelang auf den amerikanischen Bestsellerlisten und soll nun sogar von den Coen-Brüdern (zuetzt mehrfach Oscarpremiert durch ihre Adaption von „No country for old men“) verfilmt werden.

Ein wirklich eigenes Buch, das seit langem mal wieder etwas frischen Wind in das Krimigenre bringt. Bravo!

Hier noch der Booktrailer auf youtube